Stafette wird aus den Niederlanden zur Weltmeisterschaft der Profis nach Berlin gebracht Islandpferde-Freizeitreiter durchqueren den Kreis
Die Weltmeisterschaft der Islandpferde Anfang August in Berlin ist das Ziel einer Reiterstafette, die seit gestern durch die Landkreise Börde und Jerichower Land reitet. Die Wanderreiter sind Freizeit-Pferdenarren mit ganz viel Liebe zu den "Isländern".
Schwanefeld l Man muss schon etwas verrückt sein, wenn man sich bei diesen hochsommerlichen Temperaturen tagelang freiwillig auf den Rücken seines Pferdes schwingt und hunderte Kilometer weit reitet. Pferdeverrückt sind sie allemal, die Islandpferde-Freunde, die in diesen Tagen auf drei Routen aus Dänemark, den Niederlanden und Österreich gen Berlin reiten.
Die westliche Route quert seit gestern den Landkreis Börde, macht Station in Schwanefeld, Haldensleben, Colbitz und Bertingen, ehe es mit der Fähre über die Elbe ins Jerichower Land hinein geht.
Ziel der Wanderreiter ist die Weltmeisterschaft der Islandpferdereiter vom 4. bis 11. August in Berlin. "Wir sind Freizeitreiter und nicht bei der WM dabei, aber wir wollen unseren Teil dazu beitragen", sagt Sylvia Schulz. Die Magdeburgerin ist begeisterte Islandpferdereiterin in Bertingen.
Sie ist den Freizeitreitern, die am Dienstag aus Heiligendorf bei Wolfsburg aufgebrochen sind, ein Stück entgegengeritten, um sie sozusagen in Sachsen-Anhalt Willkommen zu heißen. Rund 40 Kilometer stecken den Pferden und Reitern nach dieser Tagesetappe in den Knochen.
Willkommen ist die Reiterstafette auf jeden Fall auf dem Islandpferdehof von Christine Dammann in Schwanefeld. Dort übernimmt Sylvia Schulz die Stafette symbolisch. Sie wird von Bundesland zu Bundesland immer weiter gereicht und soll mit den Reitern Berlin erreichen.
Soweit möchte es Sylvia Schulz mit ihrem Islandpferdehengst auch schaffen. Ein wenig nervös tänzelt er bei der Stafettenaufstellung noch aus der Reihe. "Normalerweise reite ich ihn allein durch das Gelände rund um Bertingen. Er ist zwar andere Pferde gewöhnt, aber gemeinsam reiten, das ist noch einmal etwas ganz anderes", erzählt sie. Erstmals trägt sie die Verantwortung für die Routenplanung durch Sachsen-Anhalt und hat selbst "ein wenig Bammel", ob denn auch alles gut gehen wird.
Ihre mobilen Einzäunungen, die sogenannten Paddocks, führen die Freizeitreiter mit. Am jeweiligen Quartierort wird die Unterbringung für die Pferde dann aufgebaut. Sind sie gut versorgt, werden Zelte aufgebaut. In Schwanefeld können die Reiter auch im Heu bei Christine Dammann schlafen oder nahegelegene Quartiere nutzen. Unterdessen hat Holger Dammann schon den Grill angeheizt, um die Reiterschar zu beköstigen. Auch ein Gruppenfrühstück ist organisiert.
Die gestrige Etappe von 25Kilometern bis Haldensleben mit Zwischenstopp zum Mittag in Altenhausen mutet angesichts der Mammutetappe vom Vortag fast wie ein Spaziergang an. Und genau das soll es eigentlich auch sein. Pferde und Reiter genießen die Natur, die Ruhe und die Gesellschaft in der Gruppe. Trotz der Hitze machen die Tiere auch am Ende des Tages noch einen ruhigen, ausgeglichenen Eindruck, etwas, was Sylvia Schulz und Christine Dammann an diesen Pferden schätzen. 60Prozent der Pferde, die auf dem Hof im Allertal stehen, stammen sogar direkt aus Island.
Keiner der Wanderreiter wird bei der Weltmeisterschaft in Berlin antreten. Das überlassen sie lieber den Profis, die im Wettkampf die beiden Isländer-Spezialgangarten, den bequemen Tölt und den spektakulären Rennpass, auf höchsten Niveau präsentieren werden. Alle zwei Jahre gibt es eine WM in einem anderen Land.
Sylvia Schulz ist begeisterte Wanderreiterin, seit sie elf Jahre alt ist. Studien- und Arbeitsaufenthalte in Island haben ihre Liebe zu den Islandpferden nur noch verstärkt. Daher ist es ein Traum für sie, in Berlin dabei sein zu dürfen, wenn vor dem Brandenburger Tor eine Parade der Isländer den Auftakt zur Weltmeisterschaft gibt.
Ob das allerdings gelingt, steht noch in den Sternen. Ein spezielles Casting vor den Toren von Berlin wird zeigen, ob ihr Hengst den Anforderungen gewachsen oder doch noch zu nervös ist.