25 Firmen und Institutionen bei Ausbildungsmesse in Osterwieck Junge Leute in ihrer Heimat halten
"Heimat (ver)bindet", so wurde ein Berufs-, Bildungs- und Informationstag am Mittwochabend in den Räumen des Fallstein-Gymnasiums Osterwieck überschrieben. Firmen, Institutionen und Hochschulen aus der Region stellten hier Schülern und Eltern ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor. Letztendlich ging es der Stadt Osterwieck mit dieser Messe darum, die Jugend auch nach der Schulzeit in der Region zu halten.
Osterwieck. Nach der Schule in der Heimat bleiben oder hinaus in die weite Welt? Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ hält beides für gute Wege, wenn die Weitgereisten "mit Freude wiederkommen und die Region stärken".
Diese Veranstaltung war ausdrücklich nicht auf Fallstein-Gymnasiasten beschränkt. Einladungen gingen auch an die Sekundarschule Dardesheim und mehrere Wernigeröder Schulen. Denn diese Messe hatte mit ihren 25 teilnehmenden Unternehmen etwas zu bieten. Und mancher wird gestaunt haben, welche Berufsausbildungsmöglichkeiten samt Studium in seiner Heimat möglich sind.
Die Firmen stellten sich teils mit ihren Chefs, teils ihren Auszubildenden vor. Von der Firma Borek Kommunikation zum Beispiel kamen beide, Geschäftsführer Thomas Sickel und Auszubildender Lars Müller, der bis zum Sommer im Fallstein-Gymnasium noch die Schulbank drückte. Er leitete hier früher die Phodio-Schülerfirma und lernt jetzt Mediengestalter bei Borek, ist sozusagen in der Branche geblieben. Borek ist der größte Arbeitgeber in Osterwieck und geht auch in der Ausbildung voran. Sieben Lehrlinge haben jetzt in verschiedensten Ausbildungsrichtungen angefangen. Und ausdrückliches Ziel ist es, die jungen Leute nach der Ausbildung auch zu behalten, sagte Sascha Wedde.
Dass Lehrlinge heutzutage fast wie Gold gehandelt werden, spüren auch andere Betriebe. War vor fünf Jahren noch jeder Lehrling froh, eine Lehrstelle abbekommen zu haben, geht der Trend mit den nun folgenden geburtenschwachen Jahrgängen in die entgegengesetzte Richtung. "Wir hätten gern mehr Bewerbungen", gab Ulrich Auge zu. Er betreut Auszubildende in der Lankwitzer Lackfabrik. Dieses Jahr wurden drei Lacklaboranten eingestellt. Und wie wohl jeder Betrieb versucht, auch die Lankwitzer Lackfabrik, die guten Schüler für eine Ausbildung zu gewinnen.
Das Osterwiecker Gleitlagerwerk bildet nicht nur Facharbeiternachwuchs aus, es war in Zusammenarbeit mit dem Fallstein-Gymnasium und der Technischen Universität Magdeburg vor vier Jahren ein Vorreiter für ein duales Studium. Dabei lernen die jungen Leute parallel einen Facharbeiterberuf und machen den Bachelor of Science. Fürs Gleitlagerwerk geht es letztendlich darum, Ingenieurnachwuchs heranzuziehen. Astrid und Michael Eberhard berichteten, dass gerade wieder eine Stelle für ein duales Studium vergeben wurde. Im Facharbeiterbereich sei es das Ziel, jährlich zwei Lehrlinge auszubilden.
Ein großer Arbeitgeber in Osterwieck ist auch Elektromaschinenbau Ramme. Hier hatten Thomas Mock und Cindy Damke das selbstgebaute Anschauungsmodell eines Elektromotors mitgebracht. Beide sind Lehrlinge bei Ramme, einem Familienbetrieb mit 80 Mitarbeitern. "Ich habe mich schon früher für Mathematik und Physik begeistert", sagte der Osterwiecker Thomas Mock, der nach der 10. Klasse das Gymnasium verließ, bei der Bundeswehr war und nun froh über die Lehrstelle zum Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik bei Ramme ist. Zumal ihn sein Arbeitgeber dabei unterstützt, das Abitur nachzuholen.
Sandra Huntertmark-Patorra vertrat die Volksbank Osterwieck (Börßum-Hornburg) auf der Messe und fand diese Veranstaltung grundsätzlich sehr gut, befördere sie doch das "Wir-Gefühl" in der Region. "Das sollte man jährlich wiederholen." Auch beim bevorstehenden Tag der Region in der Mittelstraße werde sich die Bank beteiligen. Die Volksbank hatte eine ähnliche Ausbildungsmesse schon mal vor etwa zehn Jahren an den Osterwiecker Schulen organisiert. Die Bank bildet auch selbst aus und bietet Schülern regelmäßig Praktika an.
Daniel Klump unterstützte als Vertrieb-Gebietsleiter den hiesigen Geschäftsstellenleiter Ralf Döppelheuer am Stand der ÖSA-Versicherung. Er kannte solche Ausbildungsmessen bisher nur aus größeren Städten wie Magdeburg und Halle, aber "es kommt nicht auf Größe an". An dem Abend bekamen die ÖSA-Mitarbeiter sogar noch die Bewerbungsmappe eines Jugendlichen überreicht.
Schon immer ein Herz für die Ausbildung hat man im Autohaus Osterwieck. Clemens Deicke berichtete von derzeit elf Auszubildenden, es gebe sogar aktuell noch eine freie Stelle als Lagerlogistiker. Er selbst lernte im Betrieb Kfz-Mechaniker und Automobilkaufmann und blieb danach im Unternehmen, das heute 45 Mitarbeiter hat.
Nicht nur die großen Unternehmen, auch kleine stellten sich auf der Messe vor. Von der Arztpraxis bis zum Architekturbüro. "Wir bilden auch Bauzeichner aus", sagte Architekt Helmut Urbisch, außerdem biete sein Osterwiecker Büro Praktika für Studenten.
Im Hörsaal boten darüber hinaus die Technische Universität Clausthal, die Hochschule Harz, die Hochschule der Polizei und die Arbeitsagentur Vorträge und Tipps.
Peter Eisemann, Wirtschaftsförderer der Stadt Osterwieck, zog insgesamt ein positives Fazit von dieser ersten Veranstaltung. Wobei man auch Erfahrungen gesammelt habe, was bei einer Wiederholung verbessert werden könnte. Einige Aussteller hätten sich eine noch größere Resonanz der Jugendlichen gewünscht. Gelobt worden sei, dass die Firmenvertreter miteinander ins Gespräch kommen konnten.