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Katastrophenschutz Chlorgas-Alarm im Seniorenheim

Eine Reaktion von Desinfektions- und Reinigungsmitteln hat einen Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst in Quedlinburg ausgelöst.

Von Dennis Lotzmann 29.09.2017, 01:01

Quedlinburg l Warum das Desinfektionsmittel auslaufen konnte, mit Spülmittel zusammenkam und es daraufhin zu einer folgenschweren chemischen Reaktion gekommen ist, bleibt auch am Tag danach noch unklar. Sicher aber ist: Der Zwischenfall, der sich am Mittwoch gegen 16.50 Uhr in einer Fäkalspüle des Awo-Alten- und Pflegeheims Am Kleers in Quedlinburg ereignet hat, war alles andere als banal. „Unter anderem hat sich bei der Reaktion giftiges Chlor gebildet“, berichtete der Chef des eingesetzten ABC-Fachdienstes, der Blankenburger Ortswehrleiter Alexander Beck.

Aufgrund des Zwischenfalls war es am Mittwoch zu einem stundenlangen Großeinsatz der Rettungskräfte gekommen. Unter anderem mussten 68 Senioren aus vier Wohnbereichen des Altbaus in ein benachbartes Neubau-Gebäude des Pflegezentrums evakuiert werden. Sie konnten, bis auf die 17 Senioren des betroffenen Wohnbereichs, nach Abschluss des Einsatzes am späten Abend in ihre Zimmer zurück, sagte der Geschäftsführer des Pflegezentrums, Awo-Kreisgeschäftsführer Kai-Gerrit Bädje. Sechs Personen, die über Atemreizungen klagten, wurden vor Ort ambulant betreut. „Wir hatten letztlich wirklich Glück, dass die Feuerwehr und die ABC-Experten schnell zur Stelle waren“, so Bädje.

Nach seinen Worten gab es zwei Aspekte, die positiv hinzu kamen: „Der Spülraum hat eine Glastür, sodass wir sehen konnten, wie sich plötzlich weißer Nebel bildete. Außerdem ist der Raum luftdicht verschlossen.“

Das Personal der betroffenen Station habe richtig reagiert, indem die Bewohner sofort evakuiert und die Feuerwehr alarmiert wurde, bestätigte Einsatzleiter Sebastian Petrusch von der Quedlinburger Feuerwehr.

Aufgrund der Umstände sei sofort der ABC-Fachdienst des Harz-Kreises alarmiert worden. Bei dieser Truppe handelt es sich um speziell geschulte und ausgestattete Kräfte verschiedener Feuerwehren. Sie kommen bei Unglücken und Zwischenfällen mit atomaren, biologischen und chemischen Substanzen – daher ABC – zum Einsatz.

Da sich der Zwischenfall in einem Pflegeheim mit betagten und teilweise hilflosen Senioren ereignete, beorderte die Leitstelle nicht nur Feuerwehr und ABC-Trupp nach Quedlinburg, sondern auch die Schnelle Einsatzgruppe des ASB Thale, dessen Mitstreiter bei der Evakuierung und Betreuung der Senioren halfen. Hinzu kamen Rettungskräfte, vorsorglich zwei Notärzte und die Polizei.

Bereits während der Anfahrt von ABC-Trupp-Chef Alexander Beck liefen erste Absprachen mit Einsatzleiter Petrusch. Vor Ort erkundeten die mit Chemikalienschutzanzügen geschützten Experten mithilfe von Mess- und Analysegeräten, welche Substanzen bei der chemischen Reaktion entstanden waren. Alexander Beck wiederum stand mit einem befreundeten Chemiker im Land Brandenburg in telefonischem Kontakt. „Anschließend wurden die Substanzen aufgenommen, der Boden gereinigt und die Räume umfassend belüftet“, schildert Einsatzleiter Petrusch die Abläufe, die bis weit in die Abendstunden andauerten und fast 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr und 20 Ärzte und Sanitäter in Atem hielten. Die Senioren kamen allesamt mit einem Schreck davon, so Awo-Chef Bädje. Fachdienstchef Beck wiederum dankt seinen Mitstreitern und der Feuerwehr Quedlinburg für die gute Zusammenarbeit.