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Kindergarten "Waldblick II" beteiligt sich an neuem Projekt / Ein Ergebnis ist die Gründung eines Kinderrates, der nun Unterstützer sucht Kletterparcours als Übungsstück in Sachen demokratisches Mittun

Von Sabine Scholz 19.06.2012, 05:26

Halberstadt l "Ein Kletterparcours!" Einstimmig antworten die Kinder auf die Frage, was denn auf der schattigen grünen Wiese hinter ihrem Kindergarten entstehen soll. Lene, Nathalie, Simon, Jan, Tim, Elisa sind der Kinderrat im "Waldblick II", die Gruppensprecher der 100 hier betreuten Kinder. Ihre neue Aufgabe haben sie einem Projekt zu verdanken, an dem sich die Einrichtung seit November 2011 beteiligt. "Jung bewegt" heißt es und will die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an demokratischen Prozessen befördern. "Schließlich kann man nur etwas im eigenen Lebensumfeld ändern, wenn man selbst aktiv wird", sagt Edwina Koch-Kupfer, "eine Erfahrung, die immer wichtiger wird. Künftig wird mehr und mehr bürgerschaftliches Engagement darüber entscheiden, wie unsere Gesellschaft aussehen soll." Die Landtagsabgeordnete hatte vor wenigen Tagen Besuch von den Kindern, die von dem Plan erzählten und um Unterstützung baten.

Die kommt inzwischen von verschiedenen Seiten, "aber noch haben wir die große Summe nicht beisammen", berichtete Kindergarten-Leiterin Anja Pflug. "Zwischen 5000 und 6000 Euro müssen wir zusammenbekommen." Man sei mit Firmen im Gespräch, und werbe um Sachspenden. "Wenn die Baugrube ausgehoben wird, hilft uns das ja auch schon weiter", so die junge Leiterin.

Aber das neue Klettergerät ist nicht das Allerwichtigste an dem Projekt, betont sie. "Wir alle lernen, den Kindern mehr zuzutrauen und sie stärker in die Entscheidungen, die sie selbst betreffen, einzubeziehen." So wurde über verschiedene Wünsche gesprochen, was denn auf dem Platz mitten im großzügigen Freigelände entstehen soll. Verschiedene Vorschläge kamen und dann wurde abgestimmt. "Die Kinder lernen dabei, eigene Vorstellungen zu formulieren, aber auch die Wünsche anderer zur respektieren und dass man auch mal Kompromisse eingehen muss", sagt Pflug. Schließlich gibt es auch Rahmenbedingungen, die sich nicht ändern lassen, die TÜV-Anforderungen an Spielgeräte in Kindertagesstätten beispielsweise.

Nach anfänglicher Skepsis sind inzwischen Erzieher und Eltern gleichermaßen begeistert. Den zehn Erziehern stehen im Rahmen des einjährigen Projektes zwei Trainer zur Seite, die die Entwicklungsschritte begleiten. Und so lernen alle noch etwas: Demokratie ist auch mühsam.