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  7. Kofferfund in Bank: Großalarm und offene Fragen in Halberstadt

Einsatz im Harz mit Folgen Nach Fehlalarm in Halberstädter Bank: Muss Kofferbesitzer für Einsatzkosten aufkommen?

Ein herrenloses Gepäckstück hat in einer Bank in Halberstadts Innenstadt einen Großalarm ausgelöst. Der Besitzer des Koffers ist inzwischen ermittelt. Der 38-jährige Harzer muss sich gegenüber der Polizei erklären. Muss er den Einsatz auch bezahlen?

Von Dennis Lotzmann Aktualisiert: 09.01.2025, 11:18
Die Polizei sperrte nach der Entdeckung des herrenlosen Koffers das Umfeld der Harzer Volksbank in Halberstadt - hier der Hintereingang - umgehend ab Am Ende konnten die Einsatzkräfte aber Etwarnung geben - es war kein Sprengstoff. 
Die Polizei sperrte nach der Entdeckung des herrenlosen Koffers das Umfeld der Harzer Volksbank in Halberstadt - hier der Hintereingang - umgehend ab Am Ende konnten die Einsatzkräfte aber Etwarnung geben - es war kein Sprengstoff.  Foto: Thomas Kügler

Halberstadt. - Nach dem Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst aufgrund eines herrenlosen Koffers in einer Halberstädter Bankfiliale am Dienstagnachmittag ermittelt die Polizei zu den Hintergründen. Nach Angaben von Reviersprecherin Elisabeth Weber ist mittlerweile klar, wem das Gepäckstück gehört. Ob der Betreffende ganz oder zumindest teilweise an den Kosten des aufwändigen Einsatzes beteiligt werden kann, werde nun geprüft.

Beim Besitzer des Koffers handele es sich demnach um einen 38-Jährigen aus dem Harzkreis, so die Polizeisprecherin auf Nachfrage weiter. Im Zuge der eingeleiteten Ermittlungen würden nun unter anderem die Zusammenhänge rund um den herrenlosen Koffer untersucht.

Polizeieinsatz in Halberstadt: Hintergrund und Folgen

Erst danach könne entschieden werden, wie hinsichtlich der aufgelaufenen Kosten verfahren werde. Zugleich präzisierte Elisabeth Weber Details zum Koffer. Demnach habe es sich nicht, wie zunächst berichtet, um einen klassischen Aktenkoffer mit Papier gehandelt, sondern um einen größeren Rollkoffer. In diesem hätten sich persönliche Gegenstände des 38-Jährigen befunden.

Wie berichtet, war am Dienstagvormittag in der Filiale der Harzer Volksbank im Breiten Weg in Halberstadt besagter Koffer entdeckt worden. Weil sich kein Besitzer zu erkennen gab oder zeitnah in der Filiale auftauchte, alarmierten die Mitarbeiter nach mehreren Stunden die Polizei.

Koffer in Bankfiliale vergessen: Polizei fürchtet Sprengsatz

Die Beamten nahmen die Information mit Blick auf einen möglicherweise im Koffer platzierten Sprengsatz sehr ernst. Sie alarmierten die Feuerwehr sowie ihre Experten für unbekannte Sprengstoffe und Brandmittel.

Zugleich wurden das Areal um die Bank weiträumig abgesperrt und drei Mehrfamilienhäuser evakuiert. Erst kurz vor 18 Uhr gaben die Experten für „Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen“ des Landeskriminalamtes (LKA) Entwarnung.

Der herrenlose Koffer in der Volksbank in Halberstadt zog einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr nach sich. Die Beamten hatten einen Sprengsatz befürchtet. 
Der herrenlose Koffer in der Volksbank in Halberstadt zog einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr nach sich. Die Beamten hatten einen Sprengsatz befürchtet. 
Foto: Thomas Kügler

Neben der Frage, warum der 38-Jährige ein vergleichsweise großes Gepäckstück in der Bankfiliale vergaß und dessen Fehlen über Stunden hinweg nicht bemerkte und sich nicht in der Bank meldete, stellen sich am Tag danach auch Fragen zu den zeitlichen Abläufen.

Warum Notruf erst nach über drei Stunden? Volksbank bleibt Erklärung schuldig

So berichtete Polizeisprecherin Weber, dass die Bankmitarbeiter bereits gegen 10.30 Uhr einen „verdächtigen Gegenstand“ in ihrer Filiale entdeckt hätten. „Gegen 13.45 Uhr erhielt die Polizei hierüber Kenntnis und leitete umfassende Maßnahmen zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ein“, so die Reviersprecherin.

Warum die Bankmitarbeiter drei Stunden und 15 Minuten benötigten, um die Polizei zu informieren, blieb am Mittwoch offen. Auf Nachfragen der Redaktion bei der Volksbank am Vormittag meldete sich Bankvorstand Heino Oehring schließlich am frühen Abend: „Wir geben keinen Kommentar und keine Stellungnahme ab.“

Großeinsatz wegen vergessenem Koffer - Wer bezahlt die Rechnung?

Grundsätzlich, so Polizeisprecherin Weber, sollten Mitarbeiter von Geschäften gerade in der heutigen Zeit entsprechend sensibilisiert sein, wenn herrenlose Gegenstände gefunden würden. „Lieber auf Nummer sicher gehen und zeitnah die Polizei informieren“, so ihr Rat.

Unterdessen prüft auch die Stadtverwaltung Halberstadt, die nach dem Großalarm alle Ortswehren im Stadtgebiet mit einer bislang unbekannten Zahl von Kameraden nach Halberstadt beorderte und dort in Bereitschaft versetzte, ob sie eine Kostenrechnung aufmacht. Konkrete Angaben dazu konnte ein Verwaltungssprecher am Mittwoch noch nicht machen.

Strafrechtlich relevant sei der Vorfall keineswegs, so Hauke Roggenbuck von der Strafverfolgungsbehörde in Halberstadt: „Einen Koffer oder ein anderes Gepäckstück vergessen - das kann doch jedem mal passieren.“