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Wettbewerb Landesinnung ehrt ihre Besten

In diesem Jahr ist Osterwieck der Gastgeber für die Preisverleihung des Wettbewerbes „Wir bringen Farbe ins Land“ gewesen.

Von Konstanze Eichner 13.11.2017, 23:01

Osterwieck l Vertreter aus Handwerk und Wirtschaft sind im Rittersaal des Bunten Hofes in Osterwieck zusammengekommen, um die Preisträger in vier Kategorien zu würdigen. Diese waren Fassadengestaltung an historischen und denkmalgeschützten Gebäuden; freie Fassadengestaltung an Wohn-, öffentlichen und gewerblichen Gebäuden; restaurative Innenraumgestaltung in denkmalgeschützten Gebäuden und moderne kreative Innenraumgestaltungen.

Firmen aus Sachsen-Anhalt hatten dafür die Gestaltung von 46 Objekten eingereicht, die im Zeitraum von 2014 bis 2016 fertiggestellt wurden. Eine Fachjury wählte von diesen Vorschlägen insgesamt neun Preisträger aus.

Für die Osterwiecker selbst bescherte dieser Anlass besonderen Grund zur Freude, da ein erster Preis auch auf ein Objekt der Fachwerkstadt entfiel. Das Gebäude Am Markt 14 erhielt die beste Auszeichnung in der Kategorie „Fassadengestaltung an historischen und denkmalgeschützten Gebäuden“. Die ausführende Firma war die Schmidgunst & Herrmann GmbH mit den Geschäftsführern Kurt und Michael Herrmann aus Halberstadt.

Der Fachbetrieb konnte sich gleich zweimal freuen, denn für Michael Herrmann und Alexander Soltau gab es zudem den dritten Preis in der Kategorie „Moderne, kreative Innenraumgestaltung“ für das Objekt Bismarckstraße 63 in Halberstadt. In diesem 120 Jahre alten Backsteinbau der Ex-Gleimschule wurde im März 2016 ein Ärzte- und Therapiezentrum eröffnet. Da die Innenräume nicht der denkmalgerechten Sanierung unterlagen, konnten die Maler diese dem Nutzungskonzept entsprechend anpassen. Laut Urteil der Jury seien die 1900 Quadratmeter Nutzungsfläche sowie die Wand- und Deckenflächen modern und freundlich gestaltet worden. Dabei kamen die vielfältigsten Materialien und verschiedene Maltechniken zum Einsatz. Außerdem sei „alt und neu“ bei diesem Referenzobjekt gekonnt miteinander verbunden worden.

Für ihr erstplatziertes Objekt Am Markt 14 in Osterwieck schuf die Schmidgunst & Herrmann GmbH laut Jury einen „optischen Blickfang“, was zu einer hohen Aufwertung des Platzes führe. Das Wohnhaus aus der Zeit der Hochrenaissance sei ein Beispiel künstlerischer Vollkommenheit und Harmonie. Der Malerfachbetrieb erneuerte restaurativ die historische Fachwerkfassade, indem diese von alten Farbschichten getrennt, gereinigt, nachgearbeitet und schließlich farblich originalgetreu wieder hergestellt wurde. Diese Rekonstruktion der historischen Farbgebung empfand die Jury als sehr gelungen und wies auch auf die Inschriften am Gebäude hin, die auf der gesamten Breite der Fassade zu lesen sind.

Passend zu diesem Thema informierte Gerhard Schmuck die Teilnehmer der Preisverleihung über die vielfältigen Hausinschriften in Osterwieck, die reformatorischen Ursprungs sind. Auch der Landesinnungsmeister vom Fachverband Farbe, Gestaltung und Bautenschutz Uwe Runge ging zuvor auf die Ilsestadt ein, die ein Zeugnis dafür sei, wie das Malerhandwerk eine Stadt verschönern kann.

Er sprach aber auch ein Problem an, mit dem viele Firmen dieser Branche derzeit zu kämpfen haben. Der demografische Wandel bestimme auch bei Malerbetrieben die Zukunft. Während zahlreiche Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, brauche es mehr Auszubildende. „Es ist wichtig, dass wir unser Handwerk erhalten. Das ist unsere gesellschaftliche Verpflichtung“, erklärte Runge und fügte hinzu: „Wir müssen bei jungen Menschen an die Türen klopfen und Ausbildungen anbieten“.

Staatssekretär Sebastian Putz (CDU) vertrat den Schirmherrn des Wettbewerbes, Landesbauminister Thomas Webel (CDU), und ging ebenso auf die absehbaren Entwicklungen des Malerhandwerkes ein. „Während die Auftragslage für die Betriebe noch nie so gut wie jetzt war, bleiben gleichzeitig viele Ausbildungsplätze unbesetzt“, so Putz. Allerdings gebe es kein Patentrezept gegen den Fachkräftemangel. Trotzdem könne man gegensteuern. Als Anreiz nannte Putz Gründungsprämien für Malerfachbetriebe.

Infrastruktur ausbauen, Bürokratie abbauen und die zusätzlichen Belastungen für Betriebe stoppen – all das forderte auch der Präsident der Handwerkskammer Magdeburg Hagen Mauer.

Die Vize-Landrätin Heike Schäffer ging in diesem Zusammenhang auch auf die dualen Ausbildungsmöglichkeiten ein und sieht die gemeinsame Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft dabei auf einem guten Weg. Schließlich sei nach ihrer Meinung die Sichtbarkeit des erfolgreichen Malerhandwerkes offensichtlich. Heike Scheffer erwähnte daher den Bunten Hof in Osterwieck als Veranstaltungsort. Dieser stand seit den 1980er Jahren leer und konnte erst nach umfangreichen Arbeiten zahlreicher Handwerker wieder in Benutzung genommen werden, erklärte Detlev Schönfeld von der Osterwiecker Bauverwaltung. "Alle Achtung, das haben Sie toll gemacht", würdigte Heike Schäffer dies.