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Protestaktionen in allen Halberstädter Schulen / Viele Eltern verstehen Pädagogen / Kritik an unklaren Informationen Lehrerstreik: Betreuungschaos mindert das Verständnis

Von Jörg Endries und Dennis Lotzmann 06.03.2013, 01:18

Halberstadt/Langenstein/Ströbeck l Der Warnstreik der Lehrer hat am Dienstag auch in Halberstadt sowie den Ortsteilen den Betrieb an vielen Schulen behindert. Teilweise fiel der Unterricht komplett aus, andernorts gab es verkürzte Angebote. Das Gros der Eltern ließ Verständnis für die Forderung der Pädagogen erkennen. Kritik gab es jedoch, weil mitunter die Betreuung der Grundschüler nicht garantiert war.

So offenbar in der Freiherr-Spiegel-Schule in Halberstadt: "Meine Tochter hatte erst am Montag einen Brief von der Lehrer-Gewerkschaft dabei. Und darin hieß es, dass wegen des Streiks weder Unterricht noch Betreuung garantiert werden können. Ich bin der Meinung, dass zumindest in einer Grundschule die Betreuung gesichert sein muss. Schließlich besteht ja die Schulpflicht auch beim Streik", berichtet die Mutter, die der Redaktion namentlich bekannt ist. Konsequenz für die Frau: Um auf Nummer sicher zu gehen, habe sie am Montag noch eilig eine alternative Betreuung für ihre siebenjährige Tochter organisiert.

Wie es in der Freiherr-Spiegel-Schule am Dienstag aussah, bleibt derweil offen. Nach Volksstimme-Informationen soll ein Teil der Lehrer gestreikt haben, die Kindern sind wohl betreut worden.

Komplett bestreikt wurde die Anne-Frank-Grundschule in Halberstadt. Von den 14 Lehrern, die dort tätig sind, haben sich zehn am Ausstand beteiligt, heißt es. Die Betreuung der etwa 220 Mädchen und Jungen, die dort in zwölf Klassen unterrichtet werden, sei abgesichert gewesen, verlautete aus der Bildungseinrichtung in der Hans-Neupert-Straße. Die Grippewelle habe der Schule bereits einen hohen Krankenstand beschert, sodass die Zahl der betroffenen Schüler nicht so hoch gewesen sei.

Eine Momentaufnahme, die sich ähnlich auf andere Schulen übertragen ließ. Praktisch überall streikten Lehrer, andere hielten sich zurück oder durften wegen ihres Beamtenstatus\' nicht.

"Genau das ist auch das Problem - uns Lehrern geht es nicht vordergründig um eine Lohnerhöhung, sondern um mehr Gerechtigkeit im Alltag, weniger Arbeitsbelastung und etwas mehr Anerkennung", bringt ein Pädagoge die Forderungen auf den Punkt. So sei es oft Realität, dass die Lehrer für die gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt würden. "Einer ist verbeamtet, der andere wiederum nicht - entsprechend differieren die Nettolöhne, die die Kollegen für die gleiche Arbeit erhalten." Hinzu komme die steigende Arbeitsbelastung, weil generell Lehrer fehlten und die verbleibenden mehr und mehr Aufgaben erfüllen müssten. Ein Beispiel sei die vom Land gewollte Inklusion, bei der gehandicapte Kinder mit gesunden Schülern lernen. Der Mehraufwand müsse kompensiert werden.