Initiativen Mehr zum Spielen, Lesen, Basteln
Unter den Flüchtlingen in der Zentralen Anlaufstelle in Halberstadt sind viele Kinder. Jetzt gab es Unterstützung für die Arbeit vor Ort.
Halberstadt l Heike Pieper ist die Freude anzusehen, gemeinsam mit ihrer Kollegin Alexandra Glöckner-Stein steht sie in der Junior-Buchhandlung Halberstadts und schaut auf zwei Kisten, vollgepackt mit Spielen, Büchern und Beschäftigungsmaterial. Sidra und Aziz trauen sich nicht, etwas anzufassen, schüchtern schauen sie sich in dem bücherbunten Laden um. Die beiden Kinder aus Syrien, elf und zwölf Jahre alt, durften am Donnerstag mitkommen, um die Spende für den Kinderraum der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt entgegenzunehmen.
„Die älteren Kinder helfen uns oft“, berichtet Heike Pieper, „denn sie sind froh, Abwechslung zu haben im tristen Lageralltag.“ Der Kinderraum ist nicht nur äußerlich ein bunter Punkt in den vier blaugrauen Blöcken, in denen auch Familien nur einen einzigen kleinen Raum bewohnen. „Viel Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es da nicht“, sagt Alexandra Glöckner-Simon.
Um so wichtiger sei das Angebot der drei vom Land beschäftigten Erzieher, wobei sie krankheitsbedingt zurzeit nur zu zweit arbeiten. In vier Blöcken a 90 Minuten ist der Raum geöffnet, 20 Kinder können zeitgleich malen, basteln, lesen, miteinander spielen. „Am Ende jeder Einheit wird gesungen und wir bilden einen Stuhlkreis. Die älteren wissen, dass dann aufgeräumt und gefegt wird“, berichtet Heike Pieper.
Die Blockeinteilung der Betreuung haben sie aus zwei Gründen gewählt: zum einen, damit mehr Kinder Gelegenheit haben, von dem Angebot zu profitieren, zum anderen, um die Kinder schon an den Schulrhythmus zu gewöhnen von Lernphasen und Pausen. Kinder von 0 bis 3 Jahren werden von einem Elternteil begleitet, jene zwischen 3 und 14 Jahren sind allein in der Gruppe. „Es gibt sehr viele Kinder in der Zast, zurzeit nutzen 45 regelmäßig unser Angebot.“
Beständig dabei ist der Wechsel, meist gehen zweimal in der Woche Kinder auf Transfer, das heißt, nach den ersten Wochen in der Zast geht es in die Unterkünfte der einzelnen Landkreise. „Bei dem Durchlauf können Sie sich sicher vorstellen, wie viel Stifte, Papier und Bastelmaterial da verbraucht wird“, sagt Heike Pieper zu Thomas Borchmann gewandt. Der Buchhändler hat nicht nur den Medienkoffer gepackt, den das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen in Sachsen-Anhalt e.V. (LAMSA)aus Mitteln des Projektes „Welcome to my libary“ finanziert hat. Er nutzt die Übergabe auch, um noch weitere Spenden zu übergeben.
Zum einen sind da 300 Euro. Geld, das aus der Gebühr stammt, die er im Juniorladen und seine Kolleginnen in der Buchhandlung Schönherr für Plastiktüten nehmen. „Wir wollen unsere Kunden zu mehr Nachhaltigkeit ermuntern“, sagt Borchmann augenzwinkernd. Die kostenpflichtigen Plastiktüten zeigen Wirkung. Zum einen sind mittlerweile mehr Menschen mit eigenen Einkaufstaschen im Stadtzentrum unterwegs, zum anderen spenden die Buchhändler die Einnahmen aus dem Tütengeld, denn es gehen trotz der 10 und 20 Cents pro Tüte noch zahlreiche Tragetaschen über den Tresen. „Immer wenn 300 Euro voll sind, spenden wir das Geld“, sagt Geschäftsführerin Cornelia Bürger.
Im vergangenen Jahr profitierten das Rauhe Haus und der Verein der Adoptiv- und Pflegeeltern von dieser Spende. In diesem Jahr nun die Kinder in der Zast. Während das Geld für Stifte und Co. ausgegeben wird, wie Heike Pieper berichtete, dient die zweite Sachspende dem Spielen mit den Kindern. „Ich habe die großen Kinderbuchverlage angeschrieben und gefragt, ob sie unser Anliegen unterstützen könnten und sehr positive Reaktionen erhalten“, berichtet Thomas Borchmann. So sind noch einmal drei Kartons mit Büchern, Puzzles und Spielen zusammengekommen, die mit dazu beitragen werden, den Flüchtlingskindern abwechslungsreiche Stunden zu anzubieten.