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Axel Brüggemann übt ein seltenes Handwerk in Dingelstedt aus Mühlenbauer in vierter Generation

Von Dieter Kunze 31.05.2013, 01:14

Dingelstedt. Zu den sehr seltenen Berufen gehört der des Mühlenbauers. In Dingelstedt gibt es mit Axel Brüggemann noch einen solchen Fachmann. Er ist ein bekannter Spezialist für den Bau und die Wartung von Mühlen.

Windmühlen sind sehr komplex und der Mühlenbauer muss in der Lage sein, vom Aufbau der Mühle bis zu Reparaturarbeiten alle Arbeiten kontrollieren und ausführen zu können. Oft waren Zimmerleute Mühlenbauer, da der größte Anteil der Arbeiten mit dem Werkstoff Holz zu tun hatte. Die benötigten Kenntnisse sind auch sehr speziell, was zum Beispiel den Bau von Kamm- oder Korbrädern angeht und die Einbindung unterschiedlichster Maschinen an die Königswelle.

Nicht nur den Werkstoff Holz muss der Mühlenbauer bearbeiten können. Auch Mühlensteine müssen nachgeschärft werden, Beschläge aus Metall erneuert und Antriebswellen verändert oder ersetzt werden. All diese Arbeiten bietet der Dingelstedter Axel Brüggemann an, der den Betrieb in vierter Generation führt.

Schon der Urgroßvater baute seit 1870 Mühlen

Sein Urgroßvater baute seit etwa 1870 Mühlen. Der Großvater wirkte zunächst in Eilenstedt und zog 1904 mit dem Betrieb nach Dingelstedt. 1936 ging der Mühlenbau Brüggemann an den Vater über und der heute 59-jährige Sohn Axel Brüggemann ist seit 1977 für das Unternehmen verantwortlich. "Nachdem ich frühzeitig beim Vater im Betrieb mit geholfen hatte, ergriff ich den Lehrberuf eines Bau- und Möbeltischlers", berichtet der Inhaber.

1980 schaffte er die Meisterprüfung. Auch sein Sohn hat diesen Beruf erlernt, inzwischen aber eine andere Tätigkeit aufgenommen.

"Bisher waren unsere Spezialkenntnisse gut nachgefragt", so Brüggemann. Zeitweise waren bis zu fünf Mitarbeiter beschäftigt und es gab Aufträge weit über die Landesgrenze hinaus. So wurden verschiedene Flügelkreuze erneuert.

An der Anderbecker Bockwindmühle war die Firma Brüggemann schon in ihren Anfangsjahren aktiv. Vor Kurzem sah sich der Fachmann die dortigen Flügel an: "Eine Reparatur lohnt nicht mehr. Die müssen alle erneuert werden." Jede Mühle ist anders aufgebaut. Einen Serienbau gab es kaum. So kommen immer wieder Anfragen von weit her.

In der Region wurde die Mühle in Abbenrode komplett saniert. Die Windmühle in Wulferstedt brannte 2004 ab. Sie wurde von dem Dingelstedter Fachmann wieder komplett neu aufgebaut. In Münster und Detmold wurden von ihm die Mühlenhauben erneuert. In Laar, in Wuppertal und in Bergisch Gladbach stand die Reparatur von Wasserrädern an.

Windmühlenflügel werden heute aus Lärchenholz angefertigt. "Das ist gut gegen die Witterung geschützt und langfaserig, hält also Belastung gut aus", erklärt Brüggemann.

In Dingelstedt werden noch heute Mühlsteine saniert

Die passenden Holzstämme werden meist selbst aus dem Wald besorgt. Die Flügel werden mit Klappen aus Holz oder aus Segeltuch versehen, die den nötigen Wind auffangen. In Dingelstedt werden außerdem Mühlsteine saniert. Neben solchen aus Naturmaterialien wie Sandstein werden künstliche aus Ton, Kieselerde und weiteren Materialien hergestellt. Ein Mahlgang besteht in den meisten Fällen aus zwei zylindrischen Steinen, zwischen denen das Korn gemahlen wird. Der jüngste Mühlentag hat überall das große Interesse an der historischen Technik bewiesen.

Im kommenden Jahr blickt die Anderbecker Bockwindmühle auf ihr 150-jähriges Bestehen zurück. Bis dahin will Axel Brüggemann dort noch einige dringende Arbeiten erledigen.