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Kirche Neuer Chef im Kreiskirchenamt in Halberstadt

Von Sabine Scholz Aktualisiert: 20.4.2021, 15:45
Eckart Grundmann ist der neue Leiter des Kreiskirchenamtes Harz-Börde. Der Bankkaufmann war zuvor viele Jahre in  der Sparkasse Burg tätig.
Eckart Grundmann ist der neue Leiter des Kreiskirchenamtes Harz-Börde. Der Bankkaufmann war zuvor viele Jahre in der Sparkasse Burg tätig. Foto: Sabine Scholz

Halberstadt. Umzugskartons stapeln sich in einer Ecke des Büros, aus dessen Fenster man auf die Wiese im Kreuzgang der Liebfrauenkirche blickt. Eckart Grundmann genießt diesen Blick nur, wenn er seinen Bürostuhl umdreht. Zeit für Muße hat er nicht, der neue Chef des Kreiskirchenamts Harz-Börde.

Zeit zum Nachdenken hingegen hat er im Auto, auch so manches längere Telefonat verschiebt er auf die Autofahrt. Pendelt der 53-Jährige doch jeden Tag zwischen Burg und Halberstadt. Na ja, fast jeden, einen Tag in der Woche nutzt er fürs Arbeiten von zu Hause aus. Und wenn wichtige Vor-Ort-Termine anstehen, bleibt der Bürostuhl in Halberstadt ebenfalls leer. Kein Wunder, betreut das Kreiskirchenamt Harz-Börde doch Gemeinden zwischen Aken und Benneckenstein, zwischen Eilsleben und Falkenstein.

West und Ost

Die Fusion der Verwaltung der beiden Kirchenkreise Halberstadt und Egeln wird mit der Entscheidung, die Mitarbeiter an einem Standort zu konzentrieren, auch nach außen sichtbarer. Im Kreuzgang der Liebfrauenkirche wurde in den vergangenen Monaten gebaut, noch ist nicht alles da, wo es hingehört, einige Raumwechsel stehen noch aus. Aber das stört den vierfachen Familienvater nicht. Dass er als Außenstehender die Leitung des Verwaltungsamts übernimmt, sieht er durchaus als Vorteil.

Kirchenfragen sind ihm durchaus vertraut, auch wenn er als Bankkaufmann seit Jahrzehnten beruflich in der Sparkasse beheimatet war. „Ich bin seit 20 Jahren in der Landessynode aktiv und im Presbyterium meiner reformierten Gemeinde“, sagt der Burger, der im Fürstentum Lippe geboren wurde, wo er auch aufwuchs. „Mein Sohn hat ausgerechnet, dass ich jetzt mehr Tage im Osten gelebt habe als im Westen“, sagt er schmunzelnd. Die vier Kinder, 18, 20, 22 und 24 Jahre alt, sind im Osten geboren und aufgewachsen. „Auch meine Sozialisation, was Familie und Beruf betrifft, ist hier passiert“, sagt Eckart Grundmann.

Schon seine Ausbildung begann er im Osten, in Königswusterhausen. Er hat in Adlershof gearbeitet, seine Frau stammt aus Köpenick. Der Bankengruppe mit dem markanten roten „S“ hat er nie den Rücken gekehrt – bis jetzt.

Lust darauf, zu gestalten

Seit gut fünf Jahren denke er schon darüber nach, noch etwas Neues anzufangen und nicht als Bankkaufmann in Rente zu gehen. Dabei hatte er 25 Jahre lang spannende Aufgaben, wie er berichtet. Er war Leiter der Vermögensberatung und Marktbereichsleiter, trug Verantwortung für rund 100 Mitarbeiter. Da sind die aktuell 26 Mitarbeiter eine überschaubarere Zahl.

„Uns fehlen noch Leute“, sagt Grundmann. Mindestens sechs Stellen sind aktuell vakant. Deshalb suche man nicht nur neue Fachkräfte, sondern auch Auszubildende. „Ich habe eine von der IHK anerkannte Ausbildereignung, deshalb können wir hier im Amt zunächst erstmal Kaufleute für Büromanagement ausbilden“, berichtet Eckart Grundmann.

Bislang wurde in den beiden fusionierten Kreiskirchenämtern nicht selbst ausgebildet, es ist Neuland für die Mitstreiter. Aber Eckart Grundmann ist sehr zuversichtlich, dass sich das neue Team gut zusammenfindet.

Seine Zielstellung heißt: Bis zum Jahresende wieder eine leistungsfähige Kirchenverwaltung aufgebaut zu haben. Damit sich die Gemeinden vor Ort wieder viel mehr auf ihre seelsorgerischen und gemeindlichen Aufgaben konzentrieren können und von den Verwaltungsaufgaben weitgehend entlastet sind. „Durch die Fusion der beiden Kreiskirchenämter ist vieles anders und neu, alle müssen sich orientieren im Miteinander“, sagt der Burger. Aber genau das habe ihn an der Stelle gereizt, die Möglichkeit, etwas mitzugestalten, sich selbst einbringen zu können.

Hilfreiche Trainererfahrung

Auf die vakante Amtsleiterstelle sei er von zwei sehr unterschiedlichen Seiten angesprochen worden, sagt Grundmann, der selbst beide Kirchenkreise erstmal kennenlernen muss. Ist er doch mit seiner Gemeinde im Kirchenkreis Elbe-Fläming, ostelbisch beheimatet.

Er plane keine Bereisung des großen Gebietes der beiden Kirchenkreise Egeln und Halberstadt, das sich zwischen Elbe, Harz und A?2 erstreckt. Aber zu wichtigen Gremiensitzungen und Beratungen ist er gern mit vor Ort, um die Gegebenheiten kennenzulernen.

Er erlebe die Unterschiedlichkeit bei allen Problemen als Bereicherung sagt Grundmann. Das beginne bei den beiden Superintendenten und den beiden Präsides und ende bei denen, die aufgrund der offenen Stellen neu ins Team kommen werden.

Der seit 1. Januar dieses Jahres tätige neue Amtsleiter bringt nicht nur Verwaltungserfahrung aus seiner Sparkassenzeit mit. Als Fußballtrainer habe er viel gelernt darüber, wie ganz unterschiedliche Menschen zu einem Team werden können.

In Burg war und ist er beim Ballspielklub Trainer, mit Halberstadt verband er bislang vor allem Germania Halberstadt, die „super Bedingungen fürs Training haben“, wie er sagt. Wenn denn mal wieder richtig trainiert werden darf.

Mehr, als einen Umzug zu organisieren

Als Spieler stehe er nicht mehr auf dem Feld. Das habe er aufgegeben, als seine Kinder begannen, besser zu spielen als er. „Als Trainer muss man alles nur besser wissen, nicht besser können“, sagt er augenzwinkernd. Und die Arbeit als Trainer sei durchaus hilfreich dabei, ein Kreiskirchenamt, das vier Jahre an zwei Standorten wirkte, nun an einem Arbeitsort zusammenzubringen. „Jeder bringt wichtige Erfahrungen mit, wir brauchen den Stürmer, aber auch den, der eine gute Flanke zum Stürmer schießt, und ich muss sagen, ich habe willige Spieler, die wollen, dass es nach vorne geht.“

Natürliche brauche dieser Prozess Zeit. Zuzuhören, aufmerksam wahrzunehmen sei wichtig, um dann konkrete Schritte aufzeigen zu können. Man könne eine Weile warten, aber dann müsse der nächste Schritt kommen. „Es ist eben mehr, als einen Umzug zu organisieren.“

Einige Spannungsfelder

Ein Kreiskirchenamt verwalte, aber es sei auch wichtig, gemeinsam mit dem Menschen vor Ort neue Ideen zu entwickeln. Zum Beispiel, wenn es um die Nutzung der vielen kircheneigenen Gebäude geht. Grundmann hält es nach eigenen Worten da mit Altbischof Axel Noack: Es wird immer Kirchen geben, weil es immer eine Gemeinschaft von Gläubigen geben wird. Und die Menschen, die glauben, werden auch zu ihren Kirchengebäuden stehen. Aber nicht alles, was einmal kirchlich genutzt wurde, kann dies auch weiterhin. Das sei ein Spannungsfeld, dem man sich stellen müsse. Ehrenamtlich Engagierte ebenso wie die Hauptamtlichen.

Spannungsfelder sieht Grundmann in seiner neuen Aufgabe einige. Auch die Nutzung der Kirchengrundstücke gehöre dazu. Die Kirche besitze viel Land. „Und da gibt es den Zwiespalt zwischen der Notwendigkeit, mit dem Land Geld zu verdienen und der ökologischen Verantwortung.“

Viel zu entdecken

Aber bange ist ihm vor den Spannungsfeldern nicht, er weiß sich eingebettet in viele aktive Gremien, in denen gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Bereut habe er den beruflichen Wechsel auf keinen Fall, sagt der Mann, der den Harz durch einige Vater-Sohn-Freizeiten kennengelernt hat. An Halberstadt, sagt er, sei er immer vorbeigefahren. „Seit ich hier arbeite, weiß ich, es ist ein Fehler, nicht anzuhalten. Es ist mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick sieht“, sagt Eckart Grundmann.

Der neue Chef des Kreiskirchenamtes meint nicht nur die Innenstadt und „richtig schönen Ecken, die es in Halberstadt gibt.“ Sondern auch, was kulturell stattfinde, überrasche ihn. Also, was stattfinden würde, würde die Corona-Pandemie nicht gerade alles ausbremsen. „In Burg läuft da deutlich weniger. Nicht nur, weil Burg etwas kleiner ist als Halberstadt. Burg ist einfach zu dicht dran an Magdeburg.“ Die Entfernung zu Magdeburg sei für Halberstadt ebenso wie für Wernigerode und Quedlinburg da durchaus ein Vorteil.