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Arbeiten für Parkprojekt "Wilde Weiden" mit Solaranlage im Süden Halberstadts laufen auf Hochtouren Neugierige erkunden künftige Bison-Weide

Von Ingmar Mehlhose 23.05.2012, 05:20

Die Pläne für "Wilde Weiden" und den Solarpark im Süden Halberstadts nehmen Gestalt an. Das Ex-Militärgelände an der Klus gleicht einer Riesenbaustelle. Davon haben sich am Montag über 100 Interessenten überzeugt.

Halberstadt l Montag, später Nachmittag, an der Klus: Neben der Zufahrt zum Gelände für die künftige Solaranlage und den Wildpark wimmelt es bald von Schaulustigen. Vom Kleinkind bis hin zum hochbetagten Ehepaar. Mehr als 100 Neugierige werden es schließlich sein.

Wären da im Hintergrund nicht fast ein Dutzend Bagger, die tiefe Löcher in die Landschaft graben und mächtige Staubwolken: Es könnte sich um eine familienfreundliche Wanderung handeln.

Ist es aber nicht, sondern eine Info-Veranstaltung, zu der Guido Schneider die Halberstädter gemeinsam mit der Stadtverwaltung eingeladen hat. Bevor die Karawane den Investor erreicht, geht es allerdings gut einen Kilometer über das Areal. Erst geradeaus, dann nach links den Berg hinauf.

Schneider wartet unter alten Bäumen. Mit ihm Planer, Bauingenieure, Architekten, Mitarbeiter eines Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Der 44-Jährige zeigt sich sichtlich überrascht. Er sagt: "Mit so vielen Leuten hätte ich nie gerechnet." Bei einem ersten Vorort-Termin im Februar seien es gerade einmal zwölf oder 13 gewesen.

"Ich bedanke mich bei allen, die mich bisher unterstützt haben."

Guido Schneider, Investor

"Ich bedanke mich bei allen, die mich bisher unterstützt haben", betont der gebürtige Ditfurter. Und: "Die Zeitschiene war schwierig." Bereits vor einem Jahr habe er mit der Verwirklichung seines rund fünf Millionen Euro teuren Vorhabens beginnen wollen (wir berichteten), dabei aber die Höhe so mancher bürokratischen Hürde unterschätzt.

Doch inzwischen laufen die Arbeiten für die 40 Hektar große Solaranlage und den auf 240 Hektar Fläche konzipierten Wildpark auf vollen Touren. Nächste, spätestens übernächste Woche beginne der Zaunbau. 13 Kilometer Länge werde er insgesamt haben. Schneider spricht von mehreren Phasen, in denen er sein Projekt umsetzen möchte. Die Gesamtdauer sei auf 60 Wochen angelegt. Zu den nächsten Schritten gehöre die Ansiedelung von vorerst 17 Wald-, Steppen- und Präriebisons. 15 weibliche und zwei Bullen im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Guido Schneider: "Die Herde soll in den nächsten fünf Jahren maximal 200 Tiere haben." Aber: "Wenn wir feststellen, 100 reichen, dann hören wir sofort auf."

Immer wieder betont der Investor, wie wichtig ihm die Natur sei. Dass wegen der Beseitigung von Kampfmitteln auf dem ehemaligen sowjetischen Militärstützpunkt etwa 1000 Bäume hätten weichen müssen "hat mir weh getan". Auch, dass "Wilde Weiden" der Teil des Vorhabens sei, "in dem mein Herzblut steckt und das für mich zu einer Lebensaufgabe geworden ist". Allein dafür würden in den nächsten neun Monaten rund 750 000 Euro eingesetzt. Guido Schneider: "Dabei handelt es sich komplett um Eigenkapital."

Die Stimmung an diesem Abend ist entspannt. Etliche der Teilnehmer verlassen die Runde bereits vorfristig. Offensichtlich zufrieden mit dem, was sie gehört und gesehen haben. Andere wiederum stellen Frage um Frage, geben Hinweise. So zu Altlasten, die noch auf dem Gelände verborgen sein sollen. Schneider ist für jeden Tipp dankbar. Verabredet sich zu Einzelgesprächen.

Nein, auf dem zum Gesamtkonzept gehörenden 60 Hektar großen Areal in der Gemarkung Harsleben werde kein weiterer Solarpark entstehen, entkräftet der 44-Jährige Gerüchte. Es gebe auch keine Gefährdung für das Trinkwasser durch giftige Altlasten im Boden. Guido Schneider: "Wir haben das Glück, dass der Grundwasserspiegel 13 bis 15 Meter tief und eine Lößschicht drüber ist." Dennoch müsse das Grundwassermonitoring fortgeführt werden.

Nach etwa einer Stunde setzt sich der Tross nochmals in Bewegung. Es geht hinüber zu dem Punkt, wo sich einmal die Terrasse für die Ausflugsgaststätte mit 60 bis 70 Plätzen befinden soll. 156 Meter über dem Meeresspiegel schweift der Blick hinüber zum Wald. Um die 30 große Bagger, Planierraupen und Lkw bestimmen das Bild dazwischen in der von tiefen Gräben und hohen Erdwällen geprägten Senke. 60 bis 80 Arbeiter seien hier laut Schneider zeitweise beschäftigt.

Unter den Teilnehmern ist auch Ulrich Kasten. Der Halberstädter Linke-Stadtrat begleitet das Vorhaben von Beginn an kritisch, aber zugleich wohlwollend, wie er sagt. Kasten: "Das ist die größte Baustelle, die wir derzeit haben im Landkreis Harz."

Das dürfte stimmen.