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Pilgerreise Osterwieck liegt auf dem Weg nach Rom

Osterwieck befindet sich an einem alten Pilgerweg. Die Via Romea, übersetzt der Weg nach Rom, kommt wieder ins Bewusstsein der Menschen.

Von Mario Heinicke 06.01.2018, 00:02

Osterwieck l Der Historiker Dr. Thomas Dahms hielt kürzlich einen Vortrag auf dem Schäfers Hof in Osterwieck, um Geschichtliches und Streckenverlauf zu vermitteln. Er ist im erst 2009 gegründeten Romweg-Verein der Streckenbeauftragte für die Route in Deutschland und hat 2015 eine detaillierte Streckenbeschreibung in Buchform, einen Pilgerführer, herausgegeben.

Der Schäfers Hof war mit Bedacht für den Vortrag ausgewählt worden. Denn hier soll eine Pilgerherberge entstehen.

Die Via Romea beginnt in Deutschland in Stade, das bis zum 13. Jahrhundert die heutige Bedeutung von Hamburg hatte, wie Dahms erläuterte. In jener Stadt hätten sich quasi alle Wege gekreuzt. Abt Albert war 1236/1237 von Stade nach Rom und zurück gegangen.

Erst 20 Jahre später war seine Reisebeschreibung fertig geworden. Sie listete wohl aus Gründen des langen zeitlichen Abstands nicht jeden Ort auf, durch den Albert ging. „Schreiben sie mal nach 20 Jahren alle Orte auf“, sagte Dahms. Die Orte Hornburg und Wernigerode sind in der Schrift zu lesen. „In der Quelle steht nicht Osterwieck, aber Osterwieck gehört ganz sicher dazu“, ist Dahms überzeugt, da der Abt den kürzesten Weg nach Rom lief.

„Pilgern ist etwas sehr Persönliches. Man muss lernen, mit sich selbst auszukommen“, unterstrich Dahms, der für seinen Pilgerführer jeden Meter von Stade bis Mittenwald abgelaufen ist. In der Öffentlichkeit seien Pilger als solche kaum wahrnehmbar. Auf dem Schäfers Hof und betreut vom hier ansässigen Kulturverein habe es bereits erste Übernachtungen gegeben. So kamen zum Reformationsfest zwei Norwegerinnen durch Osterwieck auf ihrem Fußweg nach Rom.

Im Norden verläuft der Pilgerweg auf flachem Land mit Wald, Moor und Seen. „Vielleicht ist es der Charme des Romwegs, dass er so impulsarm beginnt“, sagte Dahms.

Das ändere sich aber vor Osterwieck. Von dem Brockenblick seien sogar die Italiener, mit denen Dahms hier unterwegs war, begeistert gewesen. Von Hornburg führt der Weg über den Kleinen Fallstein nach Osterwieck. Danach geht es weiter über Wasserleben, Veckenstedt und die Charlottenlust nach Wernigerode. „Der Verkehr einer Stadt gehört auch zum Pilgern.“

Über den Harz geht es weiter gen Süden, besonders in Thüringen über viele Höhen, die weite Blicke erlauben. Zwei ganz besondere Stellen seien es, wenn der einstige Eiserne Vorhang durchschritten wird. Eine befindet sich zwischen Hornburg und Osterwieck, die andere zwischen Thüringen und Bayern.

„Ungefähr 20 Mal kreuzen wir den Jakobsweg“, machte Dahms auf den Pilgerweg nach Spanien aufmerksam.

Über den Romweg sei Osterwieck nun mit historisch bedeutenden Städte wie Würzburg, Rothenburg ob der Tauber und Augsburg verbunden. Bei Mittenwald überquert der Weg die Grenze nach Österreich, wo dann der gedruckte Pilgerführer endet. Dahms hat aber das Ziel, auch den Rest des Weges über Innsbruck, den Brenner bis Rom zu laufen und die Route zu beschreiben.

Da der Weg nicht überall perfekt ausgeschildert ist, gibt es diesen Pilgerführer, der die Route textlich und per Karte genauestens beschreibt. Die Fotomotive seien so aufgenommen, wie der Pilger sie unterwegs wahrnimmt.

„Man kann die Strecke in sechs Wochen gehen“, sagte Thomas Dahms zur Route durch Deutschland. Für die Italiener sei dieser Romweg übrigens die Via Romea Germanica – der Romweg, der aus Deutschland kommt. Ende Oktober erst hatten Fernsehleute eines italienischen Reisemagazins über diese Route auch aus Osterwieck berichtet.