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Radweg Schutzstreifen-Kritik diskutiert

Den Schutzstreifen für Radfahrer in der Heinrich-Julius-Straße in Halberstadt bezeichnet die Harzer Blitzergruppe als gefährlich.

Von Jörg Endries 02.08.2017, 01:01

Halberstadt l Vielstimmig ist die Kritik zum erst Mitte Juni angelegten neuen Schutzstreifen für Fahrradfahrer in der Heinrich-Julius-Straße in Halberstadt ausgefallen. Volksstimme-Leser haben das Projekt hinterfragt – stuften es als überflüssig und sogar gefährlich ein. Denny Behrendt von der Harzer Blitzer­gruppe fand deutliche Worte: „Dieser Streifen bringt keine Sicherheit, sondern gefährdet Rad- und Kraftfahrer.“

Das große öffentliche Echo ist in der Stadtverwaltung Halberstadt, die den Schutzstreifen anlegen ließ, nicht ungehört geblieben. Vor Kurzem ist Denny Behrendt zum Gespräch ins Rathaus eingeladen worden, berichtet er. „Meine Gesprächspartner betonten, dass es sich um ein Pilotprojekt handelt. In etwa einem Jahr wird mittels Verkehrsgutachten geprüft, ob das Vorhaben erfolgreich war oder eben als Misserfolg deklariert und vielleicht zurückgebaut wird.“ Konzeptlos sei der Schritt zum Bau des Schutzstreifens sicher nicht gewesen. Dass die zuständigen Mitarbeiter die ­Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer im Auge haben, möchte ihnen Denny Behrendt auch nicht absprechen. „Die Durchführung hingegen ist aus der Sicht der Bürger kritisch zu betrachten.“

Behrend: „Im Grunde verteidigten die Kollegen des Tiefbauamtes den Streifen, sahen aber ein, dass es nicht nur positive Seiten gibt und an einigen Stellen Unmut schürt.“ Im Rathaus beruft man sich auf eine Studie. Die belegt, dass Radfahrer auf der Straße sicherer aufgehoben sind als auf dem Fußweg. Die bisher bekannten Formen wie zum Beispiel die verschwenkte Führung von Radwegen an Kreuzungen über die Fußgängerüberwege oder die fußwegnahe Führung (getrennte und kombinierte Geh-, Radwege) hätten danach nicht zur Verringerung von Unfällen mit Radfahrern geführt, so die Verwaltung. Dies sei vom Gesetzgeber erkannt und die entsprechenden Regelwerke überarbeitet worden. Der Radverkehr soll inzwischen nur noch vom Kraftfahrzeugverkehr getrennt werden, wenn die Sicherheit des Radverkehrs gefährdet ist, zum Beispiel mit benutzungspflichtigen fußgängernahen Radwegen. In diesem Zusammenhang wurde der Schutzstreifen in die Regelwerke aufgenommen.

Diese Meinung teilt die Blitzer­gruppe nicht. „Egal, was in der Studie steht, die Radfahrer und auch die Kraftfahrer nehmen den Schutzstreifen in Halberstadt nicht an. Immer wieder nutzen ihn Pkw und Lkw trotz Verbots, um rechts in die Kühlinger Straße abzubiegen“, schildert Behrendt. „Das ist kreuzgefährlich.“ Der Blitzergruppe sei unverständlich, dass allgemeine Studien wie eine Schablone auf alle Kommunen gelegt werden und passen sollen. „Das funkt­ioniert vielleicht in Großstädten, in Halberstadt nicht, weil die Heinrich- Juluis-Straße dafür zu wenig Platz bietet.“

Die Blitzergruppe unterbreitete folgenden Vorschlag: Die Geradeausspur und die Radspur baulich trennen. Etwa mittels kleiner Pylonen (Kegel), Gummischwellen oder Ähnlichem. Die Radspur könnte schon früher mittels durchgezogener Linie für Autos tabu sein. Ab da sollen die Schwellen den Fahrzeugführer daran erinnern, dass er nicht auf die rechte Spur gehört. Ziel sei es, dem Radfahrer mehr Sicherheit zu bieten und ihm die Angst, den Weg zu nutzen, nehmen.

„Der Vorschlag kam gut an, und dessen Umsetzung wird nun geprüft“, so Denny ­Behrendt.