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Denkmal-Sanierung Dornröschenschlaf bald beendet

Für Thomas Oppermann geht ein Traum in Erfüllung. Er kauft und saniert die Voigtei 48 in Halberstadt.

Von Jörg Endries 09.03.2018, 00:01

Halberstadt l Der Hickhack ist vorbei. Jetzt kommt Bewegung in die Zukunft der Voigtei 48 - ein prestigeträchtiges Denkmal. Nicht nur, weil sich in einem Teil des Fachwerkhauses das Schraube-Museum befindet. Das eindrucksvolle Haus, ein Vierseitenhof mitten in der Altstadt, gehört zu den stadtbildprägenden Häusern in der Voigtei. Thomas Oppermann ist verliebt in das sanierungsbedürftige und fast völlig verwaiste Vorderhaus. 2017 hat es der Halberstädter erworben und stellt derzeit die letzten Weichen, um die Schönheit zu neuem Leben zu erwecken.
1687 ist die Voigtei 48 erbaut worden, verrät ein Schriftzug auf einem Holzbalken der Fassade. Bis auf eine Wohnung ist das Gebäude verwaist, vom einstigen Flair nicht mehr viel übrig. Aber es ist kein hoffnungsloser Fall. Das hat auch Thomas Oppermann erkannt. Der Sanierungsplan ist fertig, der Bauantrag liegt bei der zuständigen Behörde, die Finanzierung ist gesichert.
1,1 Millionen Euro investiert Thomas Oppermann in die aufwendigen Arbeiten zur Rettung des Fachwerkhauses. Er wartet darauf, seinen Handwerkern grünes Licht für die Sanierung geben zu können. "Läuft alles nach Plan, sollen noch in diesem Jahr die Fassade schön gemacht und das Dach erneuert werden." Anfang 2019 könne der Innenausbau beginnen. Elf ­barrierefreie Zwei- und Vierraum-Wohnungen, zwischen 60 und 100 Quadratmeter groß, sollen entstehen. Für die Barrierefreiheit sorgt ein Fahrstuhl, der auf der Hofseite errichtet wird. "Damit können wir das schöne Dachgeschoss erschließen", berichtet der Bauunternehmer. Pläne, um dem Hof ein tolles Outfit zu geben, hat Oppermann ebenfalls. Um diese zu verwirklichen, muss die Stadt mitziehen. Ihr gehört mit dem Schraube-Museum nicht nur das Hinterhaus, sondern auch ein Teil des Hofes.
Eigentlich sollte das Haus schon längst aus dem Dornröschenschlaf geweckt sein. "Probleme mit einigen Stadträten haben meine Pläne torpediert", blickt Thomas Oppermann zurück. Die Stadtverwaltung Halberstadt habe bereits vor etwa zweieinhalb Jahren einen Käufer für das Vorderhaus samt Seitenflügel gesucht. Eine Chance, die sich Thomas Oppermann nicht entgehen ließ. Der Vertrag war unterschriftsreif, einige Stadträte ließen ihn jedoch in letzter Sekunde platzen. "Die Hintergründe dafür waren sehr ärgerlich, aber ich möchte sie nicht erneut aufwärmen", hält sich der Unter­nehmer zurück. Letztendlich klopfte die Kommune gut ein Jahr später erneut an seine Tür. "Zu dem Zeitpunkt habe ich mich zwar mit anderen Projekten beschäftigt, konnte aber nicht widerstehen und kaufte die Voigtei 48."
Nachtragend ist der Halberstädter nicht. Die Liebe zur Altstadt bestimmt sein Tun. Die Voigtei 48 ist bereits die 14. Immobilie in einem der ältesten noch erhaltenen Teile der Kreisstadt, die Thomas Oppermann erwirbt, aufwendig herausputzt, um modernen Lebensraum hinter jahrhundertealten Mauern zu schaffen. Für den Halberstädter ist das fast wie eine Sucht. Nach dem 13. Haus sollte eigentlich Schluss sein. Diese Grenze hat er sich selbst gesetzt. "Bei der Voigtei 48 konnte ich nicht Nein sagen. Es ist fast das letzte große Haus in der Straße, das noch nicht saniert ist. Die Aufgabe, die Altstadt weiter zu verschönern, hat mich einfach nicht losgelassen", so Oppermann.