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Sanierungen Mit feinem Pinsel mitten im Himmel

Ein Gerüst versperrt den Blick in Aspenstedts Kirche. In luftiger Höhe wird konzentriert gearbeitet.

Von Dieter Kunze 20.11.2018, 06:00

Aspenstedt l Ruhig setzt Anja Stadler feine Pinselstriche auf die Holzbretter. Zartes Blau in verschiedenen Stufungen sorgt für einen leuchtenden Himmel. Max Kricheldorff gibt derweil einer verblassten Wolke wieder eine Kontur.

Die Restaurierung des hölzernen Tonnengewölbes des Kirchenschiffes St. Urbani in Aspenstedt kommt voran. Seit zwei Monaten ist die Restauratorin aus Hornburg mit ihrem Mitarbeiter dabei, einen weiteren Abschnitt der blauen Holzdecke mit den eingezeichneten Engeln und Schriftzeichen zu überarbeiten.

„Die Decke wird gereinigt, die Farbe gefestigt, alte Nägel gezogen, historische Nägel behandelt und die Wolkenbemalungen mit Kreideretusche ergänzt“, erläuterte die Restauratorin. In der Mitte gibt es ein „Auge Gottes“ mit Worten, die wieder lesbar gemacht werden sollen. Auch Reste eines Strahlkranzes sind zu sehen.

Erstmals ist eine Kirche in Aspenstedt im Jahr 1158 erwähnt. Die Decke der Kirche entstand wohl im 15./16. Jahrhundert als romanische gerade Decke. Mit der Ost-Erweiterung des Kirchenschiffes erfolgte deren Umbau zu einem typisch barocken, runden Wolkenhimmel. „Bei der Wartung der 1757 erbauten Röver-Orgel stellten wir fest, dass die Decke bereits vor dem Einbau der Orgel bemalt wurde“, berichtete Architekt Gerd Srocke.

Vor einigen Jahren konnten bereits zwei Engel am Altar restauriert werden. Nach zwei Monaten Einsatz dürfte der jetzige Abschnitt, etwa zehn laufende Meter, im November fertiggestellt werden. Dann fehlt noch ein Stück über der Orgel.

Insgesamt 23.000 Euro dürften die jetzigen Arbeiten kosten. „Da steckt viel Eigenanteil der Kirchengemeinde und ein Beitrag des Kirchenkreises drin“, so der Architekt.

Über die Farbgestaltung wurde viel diskutiert, doch die Denkmalexperten verwiesen auf nötiges „sanftes“ Arbeiten und wollten aus restauratorischer Sicht keine farblichen Übertreibungen. Darin hielten sich die Ausführenden. Anja Stadler hat nach handwerklichen Erfahrungen Kunstgeschichte und Romanistik studiert. Danach folgte eine Ausbildung zur Restauratorin. Seit 1996 arbeitet sie selbständig.

Objekte von kleinen, aber feinen Dorfkirchen im Harz liegen ihr besonders am Herzen, aber auch am Braunschweiger Dom, Schloss Wolfsburg und im Schloss Stolberg war sie aktiv.

Die Aspenstedter haben sich nach der politischen Wende sehr um ihre Kirche bemüht. Die hatte bis etwa 1970 eine barocke Turmhaube, die wegen Baufälligkeit abgebaut werden musste. 2004 konnte diese nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden. Teile der Innenausstattung und die Außenanlagen konnten erneuert werden. 2011 erfolgte die Sanierung des Mauerwerks des Turmes.