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Sanierungsstau Schulfassade in Halberstadt bröckelt

Repräsentativ erscheint das Gebäude des Kollwitz-Gymnasiums Halberstadt. Doch der Schein trügt. Es gibt massiven Sanierungsbedarf.

Von Jörg Endries 10.02.2018, 00:01

Halberstadt l Teile der Fassade des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums (KäKo) Halberstadt zerbröseln, das nackte Mauerwerk ist freigelegt, Risse und Abplatzungen sind zu sehen, der Putz ist hässlich grau, stellenweise sogar schwarz angelaufen. Grund genug für Schulleiterin Regina Zimmermann, die Alarm­glocken zu läuten. Ein von der Schule aufgelegtes Flugblatt macht auf die Schäden aufmerksam und warnt vor den Gefahren für das Gebäudeinnere und deren Nutzer. Öffentlichkeitswirksam kritisierte Regina Zimmermann während der jüngsten Tagung des Kreistages die Hinhaltepolitik der zuständigen Landkreisverwaltung Harz.

„Von Weitem sieht die Schule gut aus, sie ist eine der schönsten in ganz Deutschland. Vielleicht ist genau das das Problem“, sagt die Schulleiterin. Detail-Fotos auf dem Flugblatt zeigen, wie die Situation tatsächlich ist. Sogar Einschüsse aus dem Zweiten Weltkrieg sind noch an den Wänden zu erkennen. Beseitigt wurden diese nie, mehr noch, die Fassade des 1912 erbauten Gebäudes sei noch nie saniert worden. „Das zeigt, mit welch hoher Qualität damals gebaut wurde“, so Zimmermann. Doch die Halbwertszeit sei definitiv überschritten.

Bislang sei noch nichts passiert, kein Kind habe sich verletzt. Aber die Angst, dass herabfallender Putz auf einen Menschen fallen könnte, bestehe. „Ein anderes Problem ist, dass Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindringen könnte“, sagt Regina Zimmermann.

Mit dem Zustand im Gebäude ist Regina Zimmermann zufrieden. „Nach der Wende ist viel passiert. Innen und im Keller wurde saniert. Auch das Dach wurde gemacht“, berichtet sie. Aber: Die letzte grundhafte Sanierung des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums fand vor einer gefühlten Ewigkeit statt. Immerhin liegt sie 24 Jahre zurück. „Das Käthe-Kollwitz-Gymnasium wurde durch den Landkreis Halberstadt Mitte der 1990er Jahre im Innenbereich grundhaft saniert sowie modernisiert und damit fit für die Anforderungen an einen gymnasialen Schulstandort gemacht“, informiert ­Kreissprecher Manuel ­Slawig. In den Jahren 1992 bis 1994 investierte der Schul­träger, der damalige Landkreis Halberstadt, umgerechnet rund sechs Millionen Euro in das zu diesem Zeitpunkt heruntergekommene Haus.

Die letzte größere Investi­tion liegt auch schon wieder acht Jahre zurück. Allerdings wurde damals kein Cent für die Reparatur der Bauschäden ausgegeben. 2010 erfolgte die grundhafte Modernisierung der Sportfreifläche. Für die Herstellung des Mehrzweckspielfeldes habe der Landkreis mit Förderung durch das Konjunkturpaket-II rund 90 000 Euro investiert, so Manuel Slawig. Weitere 17 500 Euro aus Spenden des Fördervereins und Haushaltsmitteln seien in den Kauf neuer Sportgeräte, der Weitsprunganlage und des ­Kugelstoßringes geflossen.

Dass Handlungsbedarf am 116 Jahre alten Käthe-Kollwitz-Gymnasium besteht, sei der Landkreisverwaltung bekannt. „Offen ist die Fassadensanierung“, räumt ­Manuel Slawig ein. Darauf hatte Regina Zimmermann bereits vor zwei Jahren schon einmal in einer Kreistagssitzung aufmerksam gemacht. „Dass nicht alles auf einmal gemacht werden kann, ist uns auch klar“, sagt sie. „Aber in mehreren Abschnitten nach und nach müsste endlich etwas passieren.“

Im vergangenen Jahr wurde ihre Hoffnung, dass das bald der Fall sein könnte, bestärkt. Ein Architekturbüro habe den Auftrag erhalten, das Gebäude aufzumessen und ein Sanierungskonzept zu erarbeiten. Das Aufmaß sei erfolgt und liege dem Landkreis Harz vor, bestätigt Slawig. Für die abschließende Erarbeitung der Konzep­tion seien bestimmte Gutachter, zum Beispiel ein Statiker, hinzuzuziehen. Das ist auch der Schule bekannt: Bei der Begutachtung sei aufgefallen, dass ein Stahlbalken Schäden aufweise. Auch die Zusammensetzung des Putzes und die Farben ­müssen noch untersucht werden, wie Manuel Slawig informiert.

Wichtig sei, dass die Risse in der Fassade überwiegend ­ruhende Risse seien. Das heißt, es gebe hier aktuell keine Setzungen. „Vor allem in den Traufbereichen gibt es Putzabplatzungen. Die Stahlträger, die die Dachüberstände tragen, müssen begutachtet und mit Korrosionsschutz behandelt werden“, berichtet Manuel Slawig. Eine akute Gefährdung für die Schülerinnen und Schüler, wie sie die KäKo-Schulleiterin sehe, sei im Rahmen der beauftragten Sanierungskonzeption von den Planern nicht festgestellt worden.

„Insgesamt ist die Fassade sanierungsbedürftig“, bestätigt Slawig. Eine Kostenangabe liege derzeit noch nicht vor. Fakt sei aber, dass die Um­setzung der Sanierungskonzeption den Landkreis vor ­finanzielle Probleme stelle. Im bisher noch nicht beschlossenen Haushalt 2018 werde nicht genug Geld sein, um die Arbeiten in einem Schritt ausführen zu können. Es werde wohl mehrere Jahre dauern. „Nach abschließender Vorlage der Sanierungskonzeption und der Kosten wird versucht, diese in der Haushaltsplanung der kommenden Jahre umzusetzen“, heißt es aus dem Landratsamt in Halberstadt.

Dort ist auch Regina Zimmermann schon vorstellig geworden. „Ich hatte einen Termin beim Landrat“, berichtet sie. Martin Skiebe (CDU) habe ihr allgemein erklärt, wie die Prioritäten für Sanierungen liegen – ohne auf Beispiele einzugehen. „Wir wissen, dass es Schulen gibt, bei denen die Lage schlechter ist als bei uns“, so Regina Zimmermann. „Deshalb kann ich nachvollziehen, dass andere Vorrang haben, weil nicht genügend Geld da ist.“ Dennoch wünsche sie sich von den Kreistags-Abgeordenteten, „ein Auge darauf zu haben, wofür das Geld verwendet wird.“ Und darauf, dass bald welches für die KäKo übrigbleibt.