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Schulen Harzkreis zieht Notbremse bei Gymnasien

Zwischen beiden Gymnasien in Halberstadt besteht ein Ungleichgewicht. Jetzt legt der Harzkreis für beide Schulen fest.

Von Sabine Scholz 16.12.2020, 00:01

Halberstadt l Überrascht war Stefan Pasderksi schon, als er im Herbst um eine Stellungnahme gebeten wurde. Der Direktor des Gymnasiums Martineum in Halberstadt sollte sich dazu äußern, wie er zur Begrenzung der Schülerzahlen in seinem Haus steht. Grund: Der Landkreis Harz plante, entweder Schuleinzugsbereiche für die Gymnasien im Kreis festzulegen oder eine Kapazitätsobergrenze für sein Gymnasium in einer Satzung zu verankern. Um das Käthe-Kollwitz-Gymnasium langfristig zu erhalten.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Stefan Pasderski und Sabine Hesse, Direktorin der KäKo, schon längst zusammengesetzt um zu sehen, wie man künftig die Zusammenarbeit verbessern könne. Nicht nur, weil sich beide Schulleiter kennen und schätzen, sondern auch, weil Kooperation der Bildungslandschaft zuträglicher sei als heftiges Konkurrenzgebaren.

„Mir ist überhaupt nicht daran gelegen, dass das Kollwitz-Gymnasium schließt. Im Gegenteil, ich bin froh, dass es zwei Gymnasien am Standort gibt, die unterschiedliche Profile haben“, sagt Martineums-Chef Stefan Pasderski. Und ergänzt: „Eine dauerhafte Entwicklung hin zu einer Fünfzügigkeit liegt auch nicht in unserem Interesse.“ Allein räumlich wäre das in der traditionsreichen Schule am Johannesbrunnen schwer zu machen. Auch wenn ihn natürlich die durch die Schulwahl sichtbare Wertschätzung der Eltern für die Angebote des Martineums freue.

Räume hat Sabine Hesse genug, allein ihr fehlen die Schüler. Seit einigen Jahren sinkt die Zahl der Fünftklässler in dem imposanten Neobarockbau. Es begann, bedrohlich zu werden. „Von daher bin ich froh, dass der Landkreis jetzt ein deutliches Zeichen gesetzt hat, dass er als Schulträger zwei Gymnasien in Halberstadt haben will“, sagt die Darlingeröderin, die seit August Direktorin des Kollwitz-Gymnasiums ist.

Mit der in der vergangenen Woche vom Kreistag beschlossenen Satzung sei ein Signal nach außen gesetzt worden, das dem Martineum etwas Druck nehme, sagt Hesse, zum anderen aber auch dem Kollegium des Kollwitz-Gymnasiums Luft verschaffe. „So können wir im Kollegium gemeinsam daran arbeiten, nach außen wieder attraktiver zu werden.“

Es gehe nicht darum, nun hunderte Schüler zu bekommen, sondern darum, aktiv für die Schule zu werben. „Und es ist ein Angebot ja auch für jene Eltern, die ihr Kind vielleicht lieber auf eine etwas kleinere Schule schicken wollen, zumindest, was die Schülerzahlen betrifft“, sagt Hesse. Mit ihrem Kollegen Stefan Pasderski wisse sie sich da auf einer Wellenlänge, so Hesse.

Sie habe eine gutstrukturierte Schule vorgefunden, ein engagiertes Kollegium. Aber es sei vielleicht an der Zeit, einiges neu zu betrachten, so die erfahrene Schulleiterin. Sie freue sich, dass es gelungen sei, mit allen Grundschul-Leitungen in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.

Die Entscheidung des Harzer Kreistages für eine Kapazitätsobergrenze sei besser als Schuleinzugsbereiche festzulegen, weil das die Wahlfreiheit von Schülern und Eltern einschränke, betonen beide Direktoren. Auch wenn diese Obergrenze von maximal vier fünften Klassen pro Jahr für das Martineum nun bedeuten kann, dass eine Auswahlkommission entscheiden muss, wenn sich zu viele Schüler für das Martineum anmelden. Aber auch solch ein eventuell erforderliches Verfahren hat der Landkreis mit einer Satzung geregelt.

Froh ist Stefan Pasderski, dass seine Einwände gegen die ursprünglich vom Landkreis geplante Festlegung auf maximal drei fünfte Klassen vom Landesschulamt geteilt werden. Man würde, heißt es in der fachlichen Stellungnahme des Landes, mit einer Dreizügigkeit des Martineums die „über die Jahre gewachsene Angebote in Umsetzung des schulischen Konzeptes nicht aufrecht erhalten“ können. Das bedeute „einen erheblichen Verlust von Bildungs- und Erziehungsqualität“ und würde „die Schulkultur nachhaltig schädigen“.

Auch wenn er „eine Satzung, in der nur eine Schule genannt wird, komisch“ finde, könne er mit dem Kompromiss gut leben. „Jetzt ist für die KäKo zumindest für zwei Jahre Sicherheit geschaffen worden. Ich bin überzeugt, dass sich die Schülerzahlen auf natürlichem Weg regulieren werden – für beide Schulen“, so Stefan Pasderksi.