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Schwerpunktpraxis Dem Coronavirus in Halberstadt auf der Spur

Seit April gibt es in Halberstadt eine Corona-Schwerpunktpraxis. Patienten mit Erkältungssymptomen können sich auf das Virus testen lassen.

Von Jörg Endries 25.04.2020, 01:01

Halberstadt l Testen, testen und noch einmal testen – nur damit können verlässliche Zahlen über die Verbreitung des ­Coronavirus ermittelt ­beziehungsweise Erkrankte erkannt und in Quarantäne geschickt werden. Im Landkreis Harz gibt es derzeit fünf Einrichtungen in Halberstadt, Wernigerode, Ballenstedt und Quedlinburg, in denen sich Patienten auf das Virus testen lassen können. Dies geschieht in Fieberambulanzen, Abstrichstellen und Corona-Schwerpunktpraxen. In Halberstadt gibt es neben der Abstrichstelle in der Turnhalle in der Wilhelm-Trautewein-Straße 19 eine Schwerpunktpraxis in der Turnhalle des ­Ärztehauses „Alte Schule“ in der Bismarckstraße 63.

Was unterscheidet die Schwerpunktpraxis von der Abstrichstelle? Dr. Carola ­Janchinski, die zum elfköpfigen Team niedergelassener Ärzte gehört, die den Dienst in der Praxis absichern: „Im Unterschied zur Abstrichstelle handelt es sich um eine Arztpraxis. Die Patienten werden nicht nur ‚abgestrichen‘, sondern ärztlich untersucht, Entscheidungen über den weiteren Verlauf getroffen, wenn erforderlich eine symp­tomatische ­Therapie begonnen und notwendige Dokumente wie eine Krankschreibung ausgestellt.“

Die Praxis sei in kurzer Zeit und in enger Zusammenarbeit mit der ­Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt und Ärzten des Medinetz Harz e.V. ins ­Leben gerufen worden. Die KV trägt die Kosten für die technische Ausstattung, zu der auch Computerarbeits­plätze gehören. Passende ­Räume fand man in den Umkleideräumen der Turnhalle am Ärztehaus „Alte Schule“ in der Bismarckstraße. Insgesamt elf Ärzte, sechs Schwestern und vier Studierende verschiedener Fachrichtungen sichern jeden Tag von 12 bis 15 Uhr, auch an den Wochenenden, den Dienst ab. So gehört neben Medizin-Studenten auch eine künftige Wirtschaftswissenschaftlerin dazu.

„Zu uns kann jeder Bürger aus dem Landkreis kommen, der Symptome einer Erkältung hat“, sagt Dr. Reinhild Lorenz. Sie gehört ebenfalls zum Team und engagiert sich genauso wie die anderen Kollegen in ihrer Freizeit in der Schwerpunktpraxis. Das Angebot nutzen täglich zehn bis 15 Frauen und Männer. Wie viele Menschen sich im Landkreis Harz bislang auf das Coronavirus haben testen lassen, wird jedoch nicht erfasst. Weder bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, wie ein Sprecher bestätigte, noch, laut Information der Landkreisverwaltung Harz, beim Gesundheitsamt.

Unter den vielen Getesteten befanden sich mehrere auf Corona positiv getestete Personen. „Gott sei Dank ist die Zahl der Erkrankten im Landkreis Harz bislang relativ klein“, ist Carola Janchinski erleichtert. Damit das so bleibt, sei es wichtig, Erkrankte zu finden und Infektionsketten zu durchbrechen.

Hygiene wird natürlich groß geschrieben in der Schwerpunktpraxis. Alle Patienten, die die Räume betreten, müssen einen Mundschutz tragen. „Viele denken, dass sei seit Verhängung der Maskenpflicht in Sachsen-Anhalt am Donnerstag dieser Woche nur beim Einkauf oder im Öffentlichen Nahverkehr der Fall. So ist es nicht“, betont Reinhild Lorenz.

Die Studierenden empfangen die Patienten. „Jeder, der kommt, muss seine Chipkarte mitbringen“, so Max Ulrich, der Medizin studiert. Dann wird geklärt, ob der Patient Fieber hat oder nicht. Der Arzt stellt Fragen zu den Symptomen, untersucht den Patienten, berät ihn, dann erfolgt der Abstrich in Nase und Rachen. Ärzte, Schwestern und Studierende tragen dazu Schutzbekleidung. Der Besuch der Praxis sei für den Patienten kostenlos, das übernehmen die Krankenkassen.

Auf das Ergebnis müssen die Patienten nicht lange warten. „In der Regel erfährt der Patient das Testergebnis 24 Stunden nach der Untersuchung“, berichtet Reinhild Lorenz. Ist es negativ, also handelt es sich um eine normale Erkältung, erfährt der Getestete das vom Personal der Praxis. Bei einem positiven Ergebnis, informiert das Gesundheitsamt. Das würde dann die Wiedervorstellung bei coronapositiven Patienten organisieren.