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Coronavirus Zweites Fieberzentrum im Harz ist gestartet

In Halberstadt ist ein Fieberzentrum in Betrieb: In der Sporthalle der Spiegel-Grundschule werden täglich Abstrich-Proben genommen.

Von Dennis Lotzmann 18.03.2020, 00:01

Halberstadt/Wernigerode l Einen Appell wiederholen Mediziner seit Tagen: Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – davon ausgehen müssen, sich eventuell mit dem Corona-Virus infiziert zu haben, sollen keinesfalls ohne vorherige Absprache in Arztpraxen kommen, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Um Übertragungswege des Virus‘ zu kappen, fanden Abstrichuntersuchungen aus dem Rachen- und Nasenbereich bei potenziell Corona-Infizierten in den vergangenen Tagen zuweilen unter freiem Himmel statt. Das soll künftig nicht mehr nötig sein. Seit Dienstagnachmittag arbeitet auch in Halberstadt eine Fieberambulanz.

Nach dem Start um 15 Uhr steuerten gut 40 Menschen das Testzentrum in der Sporthalle der Spiegel-Grundschule in der Trautewein-/Gerichtsstraße in Halberstadt an, berichtete Katharina Fleischer, Sprecherin des Ameos-Klinikums. Vor Ort entnahmen geschulte und mit Schutzkleidung sowie Mundschutz versehene Mitarbeiter des Ameos-Klinikums entsprechende Abstriche für Laboruntersuchungen. Die Ergebnisse sollen binnen 24 Stunden – also bis zum heutigen Abend vorliegen.

In der Turnhalle können sich Bürger – nachdem ein Hausarzt, die Ärzte-Hotline 116.117 oder das Kreis-Gesundheitsamt (Telefon: 0 39 41-59 70 55 55) eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen oder eine Überweisung ausgestellt hat – ab sofort wochentags von 15 bis 17 Uhr testen lassen. „Wir wollen so Arztpraxen und Kliniken entlasten. Diese Einrichtungen benötigen die Kapazitäten für die schweren Fälle“, betont der ärztliche Direktor des Ameos-Klinikums Halberstadt, Prof. Dr. Klaus Begall. Das Testzentrum stelle einen solidarischen Beitrag in diesen außergewöhnlichen Zeiten dar. Aus dem Ameos-Klinikum hätten sich 40 Mitarbeiter für den freiwilligen, zusätzlichen Dienst neben den regulären Schichten gemeldet, so Begall. Sie wechseln sich beim Einsatz mit Schutzbekleidung und Mundschutz laufend ab. „Das hält man sonst nicht länger durch“, sagte eine beteiligte Krankenschwester.

„Die Proben werden im Zentrallabor der Ameos-Gruppe in Bernburg binnen 24 Stunden untersucht“, erläutert Dr. Robert Lange, Direktor für labordiagnostische Leistungen der Ameos-Gruppe. Das Gesundheitsamt oder die Hausärzte würden über das Resultat direkt informiert.

Weil die tägliche Laborkapazität auf 180 Proben begrenzt ist, sollte das Fieberzentrum nur nach vorheriger medizinischer Konsultation – möglichst telefonisch mit Hausarzt oder Gesundheitsamt – aufgesucht werden. Nur Patienten, die kurz zuvor in einem Risikogebiet waren und nun an sich klassische Corona-Symptome feststellen, sollten eigenverantwortlich vorstellig werden, betont Begall ausdrücklich.

Das Zentrum ersetze keine vollumfängliche hausärztliche Versorgung, ergänzt Lange. „Wir achten darauf, dass alle Testpersonen in großen Abständen zur Abnahme gelangen“, erläutert Hygienefachkraft Uta Möser, die seit zehn Jahren Erfahrungen auf diesem Gebiet hat. Die Turnhalle biete dafür gute Bedingungen.

„Es darf jetzt keine Hysterie auftreten. Bisher mussten wir noch keinen Corona-Patienten stationär behandeln“, beruhigt Lange.

Unterdessen sind wegen der Corona-Pandemie am Dienstag weitere Verbote und Einschränkungen in Kraft getreten oder angekündigt worden. Faktisch wird das gesamte öffentliche Leben bis auf den Betrieb von Lebensmittelgeschäften, Apotheken, Drogerien und anderen lebenswichtigen Versorgern auf Null gefahren.

Das Rathaus der Stadt Wernigerode ist ab sofort und bis auf weiteres für Besucher geschlossen. Die Mitarbeiter sind montags bis freitags unter der Telefonnummer (0 39 43) 65 41 19 erreichbar.

Auch in Halberstadt ist das Rathaus dicht und die Mitarbeiter nur telefonisch (0 39 41-5 50) oder per Mail erreichbar.

Analoges gilt für die Kreisverwaltung in Halberstadt und die Außenstellen. Erreichbarkeit nur telefonisch und per Mail. Dort werden ganze Bereiche heruntergefahren, um die Mitarbeiter an nunmehr wichtigen Positionen wie dem Corona-Infotelefon (Telefon: 0 39 41-59 70 55 55) einzusetzen.

Einschränkungen gibt es ab sofort vielerorts auch beim Heiraten oder bei Trauerfeiern. Bis Ende April dürfen Tauerfeiern in Wernigerode nur noch direkt am Grab oder im Außengelände stattfinden. Bis auf Weiteres ist auch die KZ-Gedenkstätte KZ Langenstein-Zwieberge geschlossen. Auch der Tiergarten Halberstadt sowie die Spielplätze sind ab sofort gesperrt. All das sind nur exemplarische Beispiele

Das Unternehmerbüro der Stadt Halberstadt schaltet ab Mittwoch, 8 Uhr, eine Hotline, die Unternehmen im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Corona-Virus‘ anrufen können. Für Fragen stehen Markus Walz unter der Telefonnummer (0 39 41) 55 18 03 und Jörg Willeke unter der Telefonnummern -55 18 02 sowie unter unternehmerbuero@halberstadt.de zur Verfügung.

Analoges plant die Kreisverwaltung ab Donnerstag, 19. März: Das Team der Wirtschaftsförderung berät Unternehmen werktags zwischen 8.30 und 16 Uhr unter folgender Nummer (03941) 59 70 15 05

Auch die Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) reagieren auf den nach den Schul- und Kitaschließungen deutlich rückläufigen Beförderungsbedarf. Ab Montag, 23. März, gelte im gesamten HVB-Netz der Ferienfahrplan, so Geschäftsführer Christian Fischer. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, sollten die Fahrten auf das unvermeidbare Maß reduziert werden.

Unterdessen ist die Zahl der im Harzkreis auf eine Corona-Infektion positiv getesteten Personen weitere gestiegen. Stand Dienstag Nachmittag waren sieben Harzer infiziert.