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Stadtarchiv Junge Fachleute hüten Schätze

Generationswechsel im Stadtarchiv Halberstadt. Der 26-jährigen ­Chefin steht nun der 22-jährige Robert Pilz zur Seite.

Von Jörg Endries 23.11.2017, 00:01

Halberstadt l Auf einsamem Posten hat Franziska Schumacher über fünf Monate gestanden. Seit Kurzem steht der Chefin des historischen Stadtarchivs Halberstadt ein neuer Mitarbeiter zur Seite. Robert Pilz hat sich um den vakanten Job in der Schatzkammer der Kreisstadt erfolgreich beworben. Seit 1. Oktober befindet sich damit die auf Papier dokumentierte Geschichte Halberstadts, immerhin über 1000 bewegte ­Jahre, komplett in jungen Händen.

Robert Pilz ist glücklich, dass er die Stelle bekommen hat. Und das ist in seinem bislang kurzen Arbeitsleben bereits der zweite Glücksfall. Nach einem Schülerpraktikum im Archiv der Stadt Wernigerode stand für ihn der Berufswunsch fest. Leider fand er im Harzkreis keine Ausbildungsstelle. Fündig wurde Robert Pilz in Thüringen, wo er seinen Traumberuf erlernen konnte. Genauer in Sömmerda, im Archiv des Landkreises. Dort hat Robert Pilz eine dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Me­dien und Informationsdienste/Fachrichtung Archiv absolviert und anschließend drei Jahre gearbeitet.

„Ich wollte jetzt aber unbedingt in meine Heimat zurückkehren“, sagt er. Die heißt zwar Hasselfelde, ist allerdings an Halberstadt wesentlich näher dran als seine bisherige Arbeitsstelle. In seinem Geburtsort schreibt Robert Pilz selbst Geschichte, als Abgeordneter im Ortschaftsrat. Außerdem arbeitet er ehrenamtlich als Jugendwart bei der freiwilligen Feuerwehr mit.

„Als ich die Stellenanzeige aus Halberstadt fand, habe ich mich sofort beworben“, berichtet der junge Mann. Die Aufgabe, mit so einem wertvollen Archivbestand arbeiten zu dürfen, ist für Robert Pilz eine berufliche Herausforderung, der er sich gerne stellt. Geschichte ist sein Hobby, vor allem das 18. Jahrhundert. „Unsere Arbeit machen wir für die nächste Generation. Wir arbeiten die wertvollen Bestände auf und sorgen dafür, dass sie erhalten bleiben.“

Wertvolle Zeugnisse der Halberstädter Geschichte sind im historischen Stadtarchiv viele zu finden. Mehr als 87.131 Dokumente und etwa 1.300 laufende Meter Akten werden in der Einrichtung gehütet. Darunter befinden sich Urkunden aus der Zeit vom 11. bis zum 20. Jahrhundert. „Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1068“, informiert Franziska Schumacher. Auf der bestätigt König Heinrich IV. die Privilegien und Rechte der Halberstädter Kaufleute und bewilligt ihnen Zollfreiheit auf allen königlichen Märkten. Das Pergament ist nur eine von insgesamt 1202 Urkunden im Bestand des Archivs. Eine eindrucksvolle Sammlung von Siegeln aus dem 13. bis 17. Jahrhundert, Kirchenbücher, Häuserlisten, Fotos, Karten-, Plakat-, Gesetzblatt- und eine stadtgeschichtliche Sammlung gehören dazu, um nur einiges zu nennen. Und das Archiv wächst von Tag zu Tag weiter.

Derzeit wird ein besonderer Schatz aufgenommen: das Hartmann-Archiv. Geballtes Wissen über Halberstadt, festgehalten vom Ehrenbürger Halberstadts, Werner Hartmann, auf etwa 80.000 Seiten Papier, 45.000 Bildern und Dias, davon allein 20.000 aus Halberstadt. 1.000 Bücher über Halberstadt und noch einmal 800 über den Harz füllen die Regale in seinem Haus.