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Stolbergsche Kurie Platz für Computer und Kleiderbügel

So mancher Halberstädter zweifelte bereits daran, dass aus dem spätbarocken Kurienbau am Domplatz 33 mehr wird, als eine sanierte Fassade.

Von Sabine Scholz 19.03.2018, 10:00

Halberstadt l Es riecht nach Farbe, an den Wänden der schlichten Büroräume hängen noch keine Bilder. Umzugskartons stapeln sich, nur ein paar erste Grünpflanzen geben einem Raum etwas Atmosphäre, in einem weiteren stehen Bücher auf zwei Regalbrettern. Schon im großzügigen Treppenhaus wird klar, hier sind alle noch mitten im Umzug. Das Treppengeländer ziert rot-weißes Flatterband, solange, bis die Innenstreben aus Edelstahl geliefert werden.

Ralf Lindemann und Claus Rokahr stehen gemeinsam mit dem neuen Hausherrn der alten Stolbergschen Kurie, Dr. Eike Henning Michl, im Foyer. Alle drei bekleiden verantwortliche Positionen in der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und freuen sich, dass für das stiftungseigene Gebäude nun eine sinnvolle Nutzung gefunden ist. Denn seit die Außenhülle der wohl um 1779 errichteten Kurie aufwändig saniert worden ist, war das Haus kaum genutzt. Nur ein Raum diente als Lager, zum Beispiel für die ­Fahnen der Einhausungen. Hinter denen verschwinden im Winter die Sandsteinskulpturen der drei großen Strebepfeiler an der Nordseite des Doms.

Von 2012 bis 2014 war dem spätbarocken Bau ein neues Dach, eine Sanierung der Fassaden und wieder ein geschlossenes Obergeschoss spendiert worden. 460.000 Euro hatte das gekostet, die Stadt schoss damals 180.000 Euro aus der Städtebauförderung zu, die Stiftung zahlte 280.000 Euro. Damit verschwand die letzte Kriegsruine auf dem Domberg und die kleine platzartige Erweiterung an dieser Stelle ist wieder ein ansehnliches Fleckchen.

„Wir vervollständigen die kulturelle Meile hier an der Nordseite des Domplatzes zwischen Gleimhaus und Städtischem Museum“, sagt Eike Michl. Der Wissenschaftliche Direktor koordiniert künftig von Halberstadt aus die Arbeit seiner Direktion, zu der sechs Referate und rund 30 Mitarbeiter gehören. Die sitzen aber nicht alle in Halberstadt, sondern sind natürlich in den Einrichtungen vor Ort tätig. So gehören unter anderem die Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg, die Neuenburg, Schloss Goseck und Burg Falkenstein mit ihren Gebäuden in der musealen Arbeit zur Kulturstiftung. Die inhaltliche Begleitung obliegt dem Bereich von Michl. Vom Mittelalter bis zur Moderne spannt sich der zeitliche Bogen, inhaltlich reicht es von der Forschungsarbeit bis zur Aufarbeitung der Erkenntnisse für das digitale Zeitalter. So haben auch die Referatsleiterinnen Digitalisierung sowie Forschung und Publikation ihre Büros in der alten Kurie. „Mit mir sind wir erstmal acht Mitarbeiter, die hier in Halberstadt ihren Arbeitsplatz haben“, sagt Michl. „Bei Bedarf können wir aber erweitern“, ergänzt Ralf Lindemann, Baudirektor der Stiftung.

Im Erdgeschoss gibt es Platz für weitere Büros, die notwendigen Vorinstallationen sind erfolgt. „In den vergangenen Jahren hat sich die Stiftung ständig verändert und ist enorm gewachsen“, stellt auch Verwaltungsdirektor Claus Rokahr fest. Er und Lindemann begleiten die Entwicklung dieser Landesstiftung seit den Anfangstagen.

In dem vielen Halberstädtern als Alte Schmiede bekannten Gebäude haben auch die Restauratoren, die für den Domschatz tätig sind, einen Ausweichplatz und es gibt zwei Lagerräume. Für die Einhauseungen und Steine, die bei der Sanierung der gotischen Kathedrale ausgestauscht werden müssen. Neben diesem Lapidarium genannten Raum gibt es einen weiteren, in dem Platz finden soll, was man nicht immer für die Arbeit am Domschatz und Dom braucht. Große Kleiderbügel für die Textilien etwa, Verpackungsmaterial für die Restauratoren oder Abstellböcke.