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Straßenlärm Kieslaster stören Wülperöder

Die Wülperöder werden von Kieslastern gestört. Zurzeit sind es besonders viele.

Von Mario Heinicke 27.08.2016, 11:03

Wülperode l Als Ortsbürgermeisterin Bettina Grünewald (Verein Naturdörfer) vorige Woche die Einweihungsfeier des neuen Wülperöder Backhauses mit vorbereitet hat, zählte sie binnen einer Stunde 20 vorbeifahrende Kiestransporter. Leere und volle. „Da muss etwas passieren“, betonte sie wenige Tage später im Bauausschuss des Osterwiecker Stadtrates. Zumal durch den Begegnungsverkehr die Bürgersteige überfahren und zerstört würden.

Das Kieswerk befindet sich zwischen Bühne und Suderode. Früher rollten alle Transporte durch Bühne. Vor wenigen Jahren hat das Kieswerk im Süden eine neue Ausfahrt erhalten, die auf die Kreisstraße zwischen Suderode und Lüttgenrode mündet.

Die Bühner atmeten auf, jetzt haben die Wülperöder und auch Suderöder den Lkw-Verkehr. Die Wülperöder spüren das aber besonders intensiv. Denn durch das Dorf führt lediglich eine holprige Pflasterstraße. Was die Anwohner morgens mit den ersten Lkw ab 5 Uhr aufschrecken lässt.

Durch Wülperode fahren die Kiestransporter normalerweise nur aus Richtung Westen und leer – allerdings damit laut scheppernd. Nach dem Beladen im Kieswerk führt die Route über Lüttgenrode. Derzeit ist diese Regelung aufgehoben, weil die Straße zwischen Suderode und Lüttgenrode ausgebaut wird. Danach, so erklärte Herbert Hübe, Leiter des Kreisstraßenbauamtes, werden die Laster aus dem Kieswerk wieder ausschließlich nach Lüttgenrode abbiegen dürfen. Egal ob voll oder leer. In Lüttgenrode wird der Ort nur tangiert.

Wülperodes Ortsdurchfahrtsstraße hat indes eine Engstelle, das ist die Brücke über den Eckergraben. In den 1990er Jahren war deren Traglast auf sechs Tonnen beschränkt. Derzeit muss dieses alte Bauwerk allerdings die schwer beladenen Kiesfahrzeuge aushalten. Wie und warum das Sechs-Tonnen-Schild weg kam, weiß heute keiner mehr so recht im Ort. An eine Ertüchtigung kann sich auch niemand erinnern.

Ob es sich hier wie einst bei der „Lüttgenröder Brücke“ in Osterwieck um eine „auf wundersame Weise genesene Brücke“ handelt, versuchte die Volksstimme im Kreisstraßenbauamt zu erfragen. In Osterwieck wollte das Landesstraßenbauamt vor über 15 Jahren wegen des äußerst schlechten Brückenzusands eine „Angertangente“ schmackhaft machen. Doch dann war kein Geld da. Die Brücke steht und funktioniert heute noch.

Nach Auskunft von Amtsleiter Herbert Hübe weise das Brückenbauwerk in Wülperode, dessen Baujahr dem Amt nicht bekannt ist, „bereits Schädigungen auf, die die Standsicherheit einzelner Bauteile, nicht jedoch des gesamten Bauwerkes beeinflussen“.

Der derzeitige Zustand der Brücke sei mit der Note 2,9 (Notenskala 0/neu bis 5/sofortiger Handlungsbedarf) bewertet. Der Landkreis beabsichtige einen Ersatzneubau des Brückenbauwerkes über den Eckergraben in Wülperode – nach derzeitiger Planung im Jahre 2019.

Derzeit besitze dieses Bauwerk die Brückenklasse 30, sei also für 30 Tonnen zugelassen. Aufgrund der Fahrbahnbreite von nur 4,70 Meter und der Kurvensituation sei nicht damit zu rechnen, dass sich darauf zwei schwere Fahrzeuge begegnen. Folglich könne „im Allgemeinen davon ausgegangen werden, dass dieses Brückenbauwerk den Anforderungen des Verkehrs mit allen zugelassenen Fahrzeugen gewachsen ist. Erhebliche Zustandsverschlechterungen, deren Folge eine Tragfähigkeitsuntersuchung ist, sind derzeit nicht festgestellt.“

Was das frühere Sechs-Tonnen-Schild betrifft, erklärte Hübe: „Das Bauwerk war bereits in den Prüfungen ab 1968 der Brückenklassen 30 zugeordnet. Empfehlungen aus den Prüfungen beauftragter Ingenieurbüros, eine Tragfähigkeitsuntersuchung durchzuführen, sind bis heute nicht in den Prüfunterlagen geäußert worden.“

Aus den Unterlagen im Kreisstraßenbauamt könne nicht entnommen werden, dass es eine bauliche Ertüchtigung gab, bestätigte der Amtsleiter. Da die Brückenklasse 30 immer in den Bauwerksunterlagen aufgenommen und von Fachleuten keinerlei Empfehlungen zu Korrekturuntersuchen ausgesprochen worden seien, „gibt es bis zum heutigen Zeitpunkt keine Veranlassung eine Tragfähigkeitsuntersuchung durchzuführen“, erklärte Hübe. Somit seien auch keine Ertüchtigungen erforderlich gewesen. Vor diesem Hintergrund sei eine Beschilderung mit einer Tonnagebegrenzung auszuschließen.

Der Ausbau der gesamten Kreisstraße durch Wülperode ist übrigens vorerst nicht vorgesehen, berichtete Herbert Hübe. Die Stadt Osterwieck habe stattdessen der Kreisstraße durch Göddeckenrode den Vorzug gegeben.