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Haushaltsloch Ströbeck kämpft fürs Bürgerhaus

Wegen des Riesenlochs im Halberstädter Stadthaushalt sorgen sich die Ströbecker um die Sanierung des Bürgerhauses.

Von Sabine Scholz 19.11.2018, 05:02

Halberstadt l Von allen Seiten werde er gefragt, wie es weitergeht mit dem Bürgerhaus in Ströbeck, sagte Jens Müller während der jüngsten Stadtratssitzung.

Eine Frage, die den Sozialdemokraten selbst umtreibt. Schließlich hatte im September der Stadtrat grünes Licht für Sanierung und Umbau des einstigen Gasthofs Zum Schachspiel gegeben. Trotz bereits erkennbaren Millionenlochs im Stadthaushalt, sollen 200.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Denn mit dieser Summe könnte der Ortsteil rund 1,8 Millionen Euro vom Land bekommen, um das im 17. Jahrhundert erbaute und im 19. Jahrhundert durch einen Saalanbau erweiterte Gebäude zu einem Bürgerzentrum umzugestalten, samt Schachmuseum im Erdgeschoss und barrierefreiem Zugang. Das Geld würde aus dem Landesprogramm „Investitionspakt soziale Integration im Quartier“ kommen, der Antrag auf Auszahlung müsste am 30. November gestellt werden, hatte Müller in der Septembersitzung des Stadtrates angekündigt.

Damals hatte der Ströbecker Ortsbürgermeister auch gesagt, sich direkt an den Landrat und die Kommunalaufsicht des Kreises zu wenden. Denn wenn die Stadt keinen Haushalt vorlege, werde so ein Förderantrag nicht genehmigt. Aufgrund der Bedeutung des Projekts jedoch wollte Jens Müller hier schon im Vorfeld um eine Ausnahme bitten. Das habe er getan.

Am vergangenen Donnerstagabend fragte er nun die Verwaltung, wie sie zum Projekt Bürgerhaus Ströbeck stehe. Angesichts der Tatsache, dass der Haushaltsplan 2019 wohl erst im kommenden Jahr vorgelegt werden kann – und zugleich ein Konsolidierungsplan – befürchtet Jens Müller, dass das Projekt dem Sparzwang zum Opfer fällt.

Jens Klaus, zuständiger Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, versuchte Optimismus zu verbreiten. In der wöchentlichen Dienstberatung mit dem Oberbürgermeister sei das Thema besprochen worden. Angesicht des Millionendefizits und der Tatsache, dass alle Anträge auf Fördergeld deshalb über den Tisch der Kommalaufsicht gehen müssen, solle in diesem Jahr kein Antrag mehr eingereicht werden. „Wir wollen im nächsten Jahr schauen, ob wir bessere Chancen haben, ein positives Votum von der Kommunalaufsicht zu bekommen. Ein Baubeginn sei ohnehin nicht vor 2021 geplant, von daher sei „noch nichts Negatives passiert bisher“. Eine Antwort, die Jens Müller nicht zufrieden stellte. Er verwies darauf, dass die Förderung nicht mehr allzulange laufe. „Und ich habe Bedenken, ob im nächsten Jahr die Situation besser ist.“

In seinen Augen verstecke sich die Kommunalaufsicht hinter einem Beschluss der Landesregierung, sagte Müller. Der nächste Weg werde ihn deshalb nach Magdeburg führen, wobei er den Oberbürgermeister gern an seiner Seite wüsste. Denn in Ströbeck gehe es um viel. „Wir würden auch keinen Präzedenzfall im Land schaffen“, betonte Müller, denn mit dem Antrag auf Aufnahme in die Liste des Immateriellen Weltkulturerbes sei das Dorf einzigartig. Mit der Aufnahme der 1000-jährigen Schachtradition des Ortes auf die bundesweite Liste des Immateriellen Kulturerbes sei man dem Welterbe-Ziel einen wichtigen Schritt näher gekommen.

Das Bürgerhaus ist unter anderem wichtig, weil das Schachmuseum eine der drei Säulen ist, die Schachtradition Ströbecks lebendig zu halten. Das Museum soll, neu konzipiert, Bestandteil des Bürgerhauses werden. Seit der ersten Idee 2009 für die Umnutzung des Gasthofes hatte es seit 2016 zahlreiche Bürgergespräche gegeben, viele Ströbecker brachten Ideen ein und engagieren sich für das Bürgerhaus. Ein fertiges Sanierungskonzept ist vorhanden.

Am Gebäude besteht dringender Handlungsbedarf. Der Saal ist nur eingeschränkt zu nutzen, die Heizung ist defekt, Feuchtigkeit dringt ins Haus. Die Stadt habe seit 2010 bereits 130.000 Euro in den Erhalt des Gebäudes investiert, erinnerte Jens Müller. Um es auch künftig zu erhalten, sind dringend weitere Investitionen erforderlich. Das bereits sanierte Haus, in dem das Schachmuseum Ströbeck derzeit untergebracht ist, könnte nach dem Auszug verkauft werden und so in die Finanzierung des Eigenanteils der Stadt einfließen.