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Tagestouristen Verschiedene Strategien in Harz und Goslar

Während Goslars Landrat mitten in der Corona-Pandemie Wintertouristen auslädt, zeigt sich sein Kollege im Ostharz offen.

Von Dennis Lotzmann 06.02.2021, 00:01

Schierke/Oberharz/Goslar l Zum Start der Winterferien in Sachsen-Anhalt treten die Landräte des Harzkreises und des Nachbar-Landkreises im niedersächsischen Goslar mit unterschiedlichen Botschaften in die Öffentlichkeit. Während der Goslarer Thomas Brych (SPD) zum vierten Mal in Folge Großkontrollen ankündigt und appelliert, von Besuchen im Bereich Goslar generell Abstand zu nehmen, zeigt sich sein Harzer Amtskollege Thomas Balcerowski (CDU) offen: „Die Harzwälder sowie die Loipen und Rodelhänge sind nach Informationen meines Gesundheitsamtes definitiv keine Corona-Hotspots. Folglich gibt es keinen Grund, Gäste pauschal auszuladen. Natürlich müssen alle Hygiene- und Abstandsvorgaben zum Schutz vor Corona-Infektionen eingehalten werden.“

Es gebe in dieser Hinsicht Konsens mit den Vertretern der tangierten Oberharzer Kommunen, so Balcerowski nach einer Telefonschalte mit Bürgermeistern aus dem Harzkreis. „Wir sind uns einig, dass wir keine Gäste abweisen“, so der CDU-Politiker, für den die Aktion im Kreis Goslar „eine marketingtechnische Fehlleistung ist. Es könnte sich rächen, wenn wir jetzt die Gäste ausladen und verprellen, um sie dann ab April wieder aufwändig einzuladen.“

In den vergangenen Wochen hatten die Goslarer vor jedem Wochenende gebeten, von Harzreisen abzusehen. Anlass waren chaotische Verhältnisse zum Jahreswechsel, als massig Neuschnee zuhauf Touristen angelockt hatte. Das sorgte insbesondere auf der B 4 in Niedersachsen für große Verkehrsbehinderungen.

Daraufhin war der Goslarer Landrat vorgeprescht und hatte in Absprache mit Bürgermeistern seines Kreises sowie Verantwortlichen beim Harzer Tourismusverband und der Polizei an potenzielle Besucher appelliert, daheim zu bleiben. Was wiederum bei Balcerowski für Verärgerung sorgte, weil jene Appelle nach außen hin stets für den gesamten Harz wahrgenommen wurden.

Hier hat Brych nun nachgeschärft, indem explizit vom „Kreis Goslar“ die Rede ist. „Es geht uns nicht darum, die Menschen zu ärgern, sondern die Regeln wurden aufgestellt, um vor allem dem Infektionsschutz Rechnung tragen zu können“, betont er. Am vorigen Wochenende hätten die Ordnungskräfte erneut zahlreiche Verstöße festgestellt. Allein im Bereich Torfhaus habe 604 Mal eingeschritten werden müssen, da gegen Maskenpflicht, Abstandsregeln oder Kontaktbeschränkungen verstoßen wurde, heißt es behördenseitig. In 195 Fällen seien Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet worden. Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht würden in der Regel bis zu 100 Euro fällig. In Niedersachsen gilt auf Rodelhängen eine grundsätzliche Tragepflicht.

Balcerowski sieht das anders: „Wir sind offen für unsere Gäste, habe die Lage im Griff und registrieren sinkende Inzidenzwerte. Goslar hat die Gäste verjagt – dort steigen die Zahlen.“ Den reinen Fakt als solchen, betätigt der dortige Behördensprecher Maximilian Strache. Ursächlich seien dafür gehäufte Ausbrüche in Pflegeheimen.

Wobei an diesem Wochenende mit Blick auf die Wetterprognosen auch Balcerowski zur Vorsicht mahnt. Extreme Wetterlagen mit viel Neuschnee und Sturm – wie von den Meteorologen vorhergesagt – sollte niemand unterschätzen. „Wenn sich die Wetterlage in den folgenden Ferientagen aber wieder beruhigt, sind uns Gäste willkommen. Nicht nur in Schierke, sondern auch in Benneckenstein, Elbingerode oder Friedrichsbrunn.“ Wichtig seien die gegenseitige Rücksichtnahme und die Einhaltung aller Vorgaben. Und: „Ich habe die Bürgermeister ermuntert, bei entsprechender Schneelage Loipen zu spuren“, so Balcerowski.