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Tasse Kaffee Vom Chefsessel in die Einsatz-Uniform

Frank Kühl liebt den Harz und die Feuerwehr Halberstadt.

Von Sabine Scholz 25.05.2019, 01:01

Halberstadt l Er ist ein Nordlicht, die Sprachfärbung verrät ihn. Aber er ist gerne im Harz. Schon als Kind, erzählt Frank Kühl, liebte er die Wälder des Mittelgebirges, die Eltern waren hier mit ihm regelmäßig Skifahren. Nun hat er den Harz vor der Tür, erwandert ihn regelmäßig. „Ich habe schon 62 Stempel in meinem Pass der Harzer Wandernadel“, berichtet Frank Kühl. Er hat sich zunächst die näheren Ziele gesucht, da er vor allem unter der Woche, nach der Arbeit, unterwegs im Harz ist. Denn am Wochenende weilt der Vater zweier Töchter bei seiner Familie in Schleswig-Holstein. Ein Problem sei die Wochenendbeziehung nicht, sagt er, „wir organisieren die Tage, die wir gemeinsam haben, sehr gut und genießen das Beisammensein besonders“. Seine Jobs vorher hätten auch nicht viel mehr Zeit für das Familienleben gelassen. „Wenn man zwar jeden Tag nach Hause kommt, aber das immer spätabends ist, bleibt ja auch nur das Wochenende für die Familie.“

Der 42-Jährige hat sich mit seinem Wechsel nach Halberstadt und damit an den Harz, nicht nur einen Kindheitstraum erfüllt, sondern gleich zwei. Der Krankenhausdirektor des Ameos-Klinikums Halberstadt ist hier auch Mitglied der freiwilligen Feuerwehr geworden. Die Begeisterung ist spürbar, als er erzählt, was für eine tolle Truppe die Wehr in Halberstadt sei, und dass er bereits bei 16 Einsätzen dabei war. „Ich zähle ja noch mit“, sagt er lachend. Und ja, er springe auch während der Arbeitszeit auf, wenn der Pieper geht. Außer, es stünden unaufschiebbare Termine im Kalender. Ansonsten muss seine Sekretärin umorganisieren. „Normalerweise melde ich mich in den ersten 30 Minuten nach der Alarmierung. Wenn nicht, weiß sie, dass es länger dauert.“

Kühl hat seinen Grundlehrgang absolviert, sich zum Atemschutzgeräteträger ausbilden lassen und ist stolz, nach seiner Berufung zum Feuerwehrmann „Mitglied dieser Kameradschaft zu sein“. Aus seiner Zeit als Rettungsassistent, einen Job, den er zu Studienzeiten begann und zehn Jahre lang „nebenbei“ leistete, habe er Einsatzerfahrung. An der Wehr schätze er, dass man im Team agieren und sich aufeinander verlassen können muss. Dank der hauptberuflichen Wachbereitschaft sei auch der Ausbildungsstand sehr gut, weil man am Fachwissen der Profis teilhaben kann. Jeden Dienstag ist Ausbildungsabend – Kühl versucht, möglichst keinen zu verpassen. Nicht nur des Lernens, sondern eben auch des Miteinanders wegen.

Was Frank Kühl allerdings wundert, ist der Fakt, dass relativ wenig Firmenchefs und Geschäftsführer in der Wehr aktiv sind. „Das ist in Schleswig-Holstein anders, da wissen die Firmenchefs, dass es diese Truppe ist, die im Fall der Fälle zum Einsatz kommt und den eigenen Laden rettet.“