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THW-Sprecherin Unadelig, blaublütig und Ostsee-Fan

Sandra Pampus ist künftig das Gesicht des Technischen Hilfswerks in Halberstadt. Die 39-Jährige wird Sprecherin des Ortsverbands.

Von Dennis Lotzmann 12.08.2017, 13:25

Halberstadt l Sandra Pampus ist, wie sie gern mal scherzt, blaublütig. Zwar gehört die 39-Jährige mit dem sympathischen Lachen im wahren Leben nicht zu irgendeinem Adelsgeschlecht. Ihr Herz aber schlägt für Blau. Genauer: für THW-Blau. Hier, im Halberstädter Ortsverband der ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Technischen Hilfswerkes (THW), ist die Derenburgerin voll in ihrem Element und mit Feuereifer bei der Sache. Obendrein nimmt sie in der Truppe mit aktuell 65 Helfern – „darunter zwölf Frauen“, wie sie betont – eine besondere Stellung ein. Sandra Pampus fungiert als Sprecherin des Ortsverbandes, ist damit das THW-Gesicht in der Öffentlichkeit.

Zumindest in Kürze. Zum Jahreswechsel wird sie ganz offiziell den Staffelstab vom bisherigen THW-Sprecher Robin Schwarzer übernehmen. Der 24-Jährige ist aus beruflichen Gründen ins brandenburgische Ludwigsfelde gegangen. Er arbeitet als Sachbearbeiter für Brandschutz in der dortigen Stadtverwaltung und ist in Personalunion hauptberuflich auch Feuerwehrmann.

Er also steht aktuell auf Rot, Sandra Pampus auf Blau. Wobei jene Blaublütigkeit ein eher zufälliges Resultat ist. Als die Marketing-Mitarbeiterin des Harz-Elbe-Expresses (Hex) 2007 eine Werbekampagne für das THW eintütete, kam sie mit den blauen Engeln in Kontakt. „Und dabei leckte ich irgendwie Blut.“

Was alles andere als Zufall war. „Ich bin ein Mensch, der am liebsten unter Menschen ist und sich engagiert“, verrät die gebürtige Sächsin, die in Freiberg groß geworden ist. Beim THW habe sie eine Truppe gefunden, die genau dieser Vorstellung entsprach und in die sie schließlich mit einstieg. Bislang noch als Vize-Sprecherin des Ortsverbands und Verantwortliche für die THW-Jugend.

Dass es sie von Sachsen überhaupt in den Harz verschlagen hat, bilanziert Sandra Pampus kurz und bündig so: „Perfekt“. Dabei war auch das eine Mischung von Glück und Zufällen. Der Ausbildung zur Kauffrau für Eisenbahn- und Straßenverkehr in Freiberg folgte die Geschäftsführer-Assistenz bei einer Privatbahn in Bielefeld. „Ab 2004 verlor ich dann mein Herz für zwölf Jahre an den Hex und landete im wunderschönen Harz“, berichtet die Mutter eines Siebenjährigen. Seit diesem Jahr kümmert sich die 39-Jährige bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) um Großkunden, Reiseveranstalter und die Einbindung der HSB ins touristische Gesamtgerüst im Harz.

Parallel zur beruflichen Entwicklung ist Pampus beim THW richtig reingewachsen. „Ich habe mittlerweile auch meine Grundausbildung absolviert und die Prüfung bestanden“, berichtet sie stolz. Das sei kein Automatismus, von ihr aber bewusst so gewollt. „Ich will im Einsatz auch ganz vorn mit anpacken, Einsätze erleben und nicht nur theoretisch da­rüber berichten.“

Die Feuertaufe in dieser Hinsicht gab‘s vor wenigen Tagen beim Hochwasser im Harz. Sandra Pampus war an der Sandsackfront ebenso zu finden wie an der Schnittstelle zur Öffentlichkeit. Dabei setzt sie auch auf neue Kanäle wie Facebook. Die Resonanz darauf sei überraschend gewesen: „Wir konnten etwa 200 Gefällt-mir-Reaktionen verbuchen.“

Resonanz, die die THW-Sprecherin nun zeitnah aufnehmen will. Am kommenden Sonnabend, 19. August, trainiert die THW-Fachgruppe zwischen 13.30 und 15 Uhr auf dem Areal der Havelländischen Eisenbahn in Blankenburg (ehemals FEW) das Eingleisen eines verunglückten Waggons. „Dazu laden wir alle Interessenten ein – sie können zusehen und auch gleich noch etwas zur THW-Mitgliedschaft erfahren.“

Apropos zusehen: Beim jüngsten Fluteinsatz habe auch sie positive Aha-Momente gehabt. „Ich war erstaunt, wie viel Menschlichkeit plötzlich da ist.“ So habe - beispielsweise - in Ilsenburg ein Bäcker den Laden geschlossen und die Helfer versorgt.

Und sonst – was macht Sandra Pampus, wenn weder THW-Einsätze oder -Ausbildung rufen? Dann ist sie gern mit dem Sohnemann, einem Fußballer, unterwegs, erkundet den Harz und sammelt Wandernadel-Stempel, entspannt in der Sauna oder mit Freunden oder lässt im heimischen Garten im Strandkorb die Seele baumeln. Wobei letzterer untrügliches Indiz für die ganz große Liebe der Derenburgerin ist. Auch wenn sie im Harz tiefe Wurzeln geschlagen hat – „einmal im Jahr sind Wasser, Strand und Ostsee Pflicht“.