Der Osterwiecker Henning Mewald ist in der Freizeit paddelnd auf Flüssen und Kanälen unterwegs Traum ist Kanutour von der Ilse zur Nordsee
Wenngleich die Ilse meist zu wenig Wasser führt, auch als Osterwiecker kann man Kanusport betreiben. Henning Mewald ist seit 2005 regelmäßig an Wochenenden auf Flüssen und Kanälen unterwegs. Je länger die Strecke, desto besser.
Osterwieck l Stolz zeigt Henning Mewald auf die Urkunde an der Wand. Ende März hat der 44-Jährige in seinem Kajak die "Goldstrecke" der Aller-Hochwasser-Rallye absolviert. Als zweiter der 39 Starter von Celle nach Verden kam er ins Ziel. "Goldstrecke" heißt, er bewältigte die längste von drei angebotenen Touren - über 112 Kilometer, und das ins 10:45 Stunden. "Das war für mich persönliche Bestzeit", freut er sich. Und das trotz Starts "vor dem Aufstehen" früh um 5.30 Uhr und Gegenwinds auf der ganzen Tour. Jetzt ist Mewald frohen Mutes für die größte Herausforderung dieser Saison, den Wesermarathon. Ende April will er dort die 135 Kilometer von Hannoversch Münden nach Hameln absolvieren. Es wäre bereits das dritte Mal.
Um solche Leistungen zu schaffen, kann man auch im "gesetzteren Alter" noch beginnen. Erst 2005 kam Henning Mewald zum Kanusport. Sein Onkel im Schwarzwald setzte ihn in eines seiner Boote, die Tour führte durch die Aue-Wälder des Rheins. "Da war ich gleich infiziert." Der Onkel wollte nun mit 70 Jahren sein Hobby aufgeben und schenkte seinem Neffen drei Boote. "Zwei Jahre bin ich als Autodidakt herumgefahren", dann entschloss sich Henning Mewald, einem Verein beizutreten. Der nächste befindet sich in Salzgitter mit einem Bootshaus an einem Seitenarm des Mittellandkanals. "Das ist eine schöne Gemeinschaft unter Gleichgesinnten. Ich bekam viele Tipps, wurde auch bei der Bootswahl beraten." Und vor allem wurden viele gemeinsame Touren unternommen. Heute ist Mewald Wanderwart beim KC Salzgitter.
Beim Wasserwandern steht das Naturerlebnis im Vordergrund, aber der Osterwiecker kann auch auf Schnelligkeit sein Paddel in die Elbe stechen. Seit 2007 gehört er zum Drachenboot-Team der "Ottonen" beim Sportclub Magdeburg. Ein ehemaliger SCM-Kanute, der in Salzgitter Vereinsmitglied ist, warb ihn für das Magdeburger Boot, das regelmäßig an Deutschen Meisterschaften teilnimmt. Rang sieben war bisher die beste Platzierung, im vergangenen Jahr erreicht. Jeden zweiten Sonntag fährt Henning Mewald zum Drachenboot-Training nach Magdeburg, wo elbauf- und -abwärts trainiert wird. Dieses Jahr steht Ende Mai eine Reise nach Venedig an, wo die "Ottonen" an einem 30-Kilometer-Rennen durch die dortigen Kanäle teilnehmen.
Als Ausgleich zum Beruf bräuchte Henning Mewald den Sport eigentlich nicht. Er ist Handwerker, arbeitet seit 28 Jahren für eine Blankenburger Firma als Zimmermann, erstellt Schalungen für Brücken und andere Bauwerke. Auch ein Wehr an einer seiner Kanustrecken war schon dabei. Wehre sind überhaupt Hindernisse für die Kanuten. Doch so wie an Straßen separate Radwege entstehen, denken Fluss-Planer auch immer mehr an die Wasserwanderer. Auf der Oker in Braunschweig, so erzählt er, wurde eine Fischtreppe mit einem Bürstenbelag versehen, worauf Boote nun unversehrt hinabrutschen können.
Im Urlaub fährt Henning Mewald natürlich auch möglichst viel im Boot. Mit seinem Sohn war er schon mal über mehrere Tage von Dresden bis Wittenberg auf der Elbe. Aber es geht manchmal auch direkt vor der Haustür. "Mein Traum wäre es, einmal von Osterwieck aus auf der Ilse über Oker, Aller und Weser bis zur Nordsee zu fahren." Schwachstelle dabei ist ausgerechnet die Ilse, die am Pegel Hoppenstedt wenigstens 70 Zentimeter Wasser führen sollte, um das Boot vom Grund fernzuhalten. Aber auch ohne Ilse ist der Kanusport für einen Osterwiecker kein Problem. Das leichte Boot aufs Auto und ab ins Umland auf Oker, Mittellandkanal, Leine oder Bode.