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  7. Unternehmer der Region sorgen sich um den Fachkräftenachwuchs

Bei einem Forum in Dolle diskutieren Landes- und Lokalpolitiker mit Vertretern der Wirtschaft Unternehmer der Region sorgen sich um den Fachkräftenachwuchs

Von Burkhard Steffen 14.02.2015, 02:17

Unternehmer sowie Landes- und Lokalpolitiker diskutierten beim ersten Nachwuchskräfteforum in Dolle Möglichkeiten, dem demografischen Wandel zu begegnen. Wichtig sei besonders eine intakte Infrastruktur.

Dolle l Tagungsort für das Nachwuchskräfteforum war der Besprechungsraum in der Störk Mess- und Regeltechnik GmbH in Dolle. Betriebsleiter René Rode hatte zum Forum eingeladen, zu dem mit André Schröder, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion und stellvertretender CDU-Landesvorsitzender, Elbe-Heide-Verbandsgemeindebürgermeister Thomas Schmette und Angerns Bürgermeister Egbert Fitsch auch Politiker gekommen waren.

Bei einem Betriebsrundgang informierte Rode: "Wir fertigen hier mit 100 Mitarbeitern jährlich rund zwei Millionen Temperaturmessgeräte der verschiedensten Typen." Das Unternehmen gehört zu der im bayrischen Klingenberg ansässigen, weltweit tätigen Wika-Gruppe, die beim Forum durch Axel Kaltofen von der Geschäftsleitung vertreten wurde. "Für unsere anspruchsvollen Arbeitsplätze benötigen wir qualifizierte Mitarbeiter und in absehbarer Zeit auch Nachwuchs. Innerhalb der nächsten zehn Jahre müssen für 50 Prozent unserer Mitarbeiter geeignete Nachwuchskräfte zur Verfügung stehen", betonte Rode. Er forderte ebenso wie Klaus Horstmann, der in der Region zwei landwirtschaftliche Betrieb führt, die Infrastruktur zu verbessern, um vor allem junge Familien in der Region zu halten. "Dazu gehört auch, das Bildungs- und Schulnetz auszubauen und nicht auszudünnen", machten die beiden Unternehmer deutlich.

Verbandsgemeindebürgermeister Thomas Schmette belegte an Hand von Zahlen den stetigen Rückgang der Einwohnerzahlen. Allein zwischen 2005 und 2013 gab es in der Verbandsgemeinde einen Gesamtverlust von 1222 Einwohnern, wovon 867 dem Saldo Zu- und Fortzüge zuzuordnen sind.

Zwei Grundschulen sind von Schließung bedroht

Schmette informierte auch über die Schulentwicklungsplanung. Durch Landesverordnung waren im vergangenen Jahr die Mindestschülerzahlen heraufgesetzt worden. Folge war, dass von den sechs Grundschulen in der Verbandsgemeinde, zwei von Schließung bedroht sind. "Für Hillersleben kommt das Aus mit Ende dieses Schuljahres. In Angern darf seit dem vergangenen Jahr auf Anweisung des Landesschulamtes nicht mehr eingeschult werden", berichtete der Verbandsgemeindebürgermeister.

CDU-Fraktionsvorsitzender André Schröder ging zunächst auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel ein. "Unsere Fraktion bemüht sich deshalb um die faktische Gleichstellung der beruflichen mit der akademischen Ausbildung, denn in 90 Prozent der Berufe benötigt man keine Akademiker."

"Sachsen-Anhalt besitzt in Deutschland die kleinteiligste Grundschullandschaft. Dabei sind wir ein Nehmerland", begründete Schröder die Landesverordnungen zur mittelfristigen Schulentwicklungsplanung, die Mindestschülerzahlen vorsieht. "Wir wollen aber den demografischen Anpassungsdruck nicht noch unnötig verstärken", so André Schröder.

Deshalb gebe es auch Ausnahmen. Dazu gehöre eine Fahrzeit von mehr als 40 Minuten, zu geringe Kapazitäten der aufnehmenden Schule oder ungesicherte Prognosen bei den Schülerzahlen. Die CDU-Fraktion wolle mit den Grundschulverbünden eine weitere Option hinzufügen. Dafür finde sich derzeit in der Koalition jedoch keine Mehrheit, bedauerte der Politiker.

Für die Schule Angern, die nach den Ende des vergangenen Jahres korrigierten Mindestschülerzahlen bestandsfähig wäre, käme das aber zu spät, kritisierte Bürgermeister Egbert Fitsch.

Die am Forum teilnehmenden Unternehmer forderten die Politiker am Schluss noch einmal deutlich dazu auf, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit junge Familien in der Region bleiben. Am Ende einigten sich alle Beteiligten darauf, diese Form der Kommunikation zwischen Politik und Wirtschaft fortzusetzen. "Denkbar wären auch andere Themen und ein größerer Teilnehmerkreis", resümierte der Initiator des Forums, René Rode.