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Wirtschaft VIS steht in den Startlöchern

Sie hatten schwere Zeiten zu überstehen. Nun soll es bei der Halberstädter Verkehrs-Indus­trie-Systeme (VIS) GmbH aufwärts gehen.

Von Theo Weisenburger 22.09.2015, 01:01

Halberstadt l Es gibt viele Anzeichen für gute wirtschaftliche Aussichten. Das ist eine davon: Im Durchschnitt der vergangenen 13 Jahre waren bei der Verkehrs-Industrie-Systeme GmbH (VIS) 10,3 Auszubildende gleichzeitig beschäftigt. Seit September sind es 14, die bei dem Halberstädter Traditionsunternehmen ihre Lehre absolvieren. Und sie hatten schon an ihrem ersten Arbeitstag die Zusicherung ihrer Chefs in der Tasche, auch nach der Lehre in den Werkshallen an der Magdeburger Straße bleiben zu können.

Eigentümer und Gesellschafter Dirk Zeppenfeld sowie der erst vor wenigen Jahren neu berufene Geschäftsführer Ronald Krahl sind fest davon überzeugt, ihre Zusage halten zu können. „Wir haben stabile Umsätze und eine sehr positive Entwicklung“, sagt Zeppenfeld. Ende des Jahres 2010 hatte das noch ganz anders ausgesehen. Wegen fehlender Aufträge hatte Zeppenfeld die bevorstehende Schließung des einstigen Reichsbahn-Ausbesserungswerks (RAW) verkündet. Der Hälfte der Belegschaft war gekündigt worden. Den verbliebenen 70 stand eine Zitterpartie bevor, die doch noch gut endete. Die Schließung blieb aus, und die Produktion wurde nicht eingestellt.

Mittlerweile sind bei VIS wieder 149 Menschen beschäftigt, davon sogar einige, die während der schlechten Jahre gehen mussten. Doch es könnten noch deutlich mehr werden. Zeppenfeld spricht von „drei bis vier richtungsweisenden Entscheidungen“, die bald getroffen werden. Gemeint sind die Vergabe von Aufträgen, um die sich sein Unternehmen beworben hat. Gehen diese Entscheidungen zu Gunsten der Halberstädter aus, sprich: die Aufträge landen bei der VIS, dann ist für mehrere Jahre nicht nur die Arbeit für die vorhandene Belegschaft gesichert. Bis zu 200 Menschen könnten am Ende dieser Entwicklung bei der VIS beschäftigt werden, so der Eigentümer.

Vor allem eine Entscheidung ist für die Halberstädter besonders wichtig. Noch in diesem Jahr entscheidet das Land Sachsen-Anhalt darüber, welche Bahnunternehmen künftig eine Vielzahl von Strecken bedienen dürfen. Vier potenzielle Betreiber haben sich nach VIS-Informationen um das so genannte „Diesel-Netz“ beworben. Die Strecken heißen so, weil sie nicht elektrifiziert sind, die Triebwagen also mit Diesel betrieben werden. In dieser Materie kennen sich die Fachleute von VIS bestens aus. Schließlich sind sie seit zehn Jahren für die Transdev tätig und warten deren HEX-Triebwagen.

Die Transdev habe sich wieder um den Auftrag beworben. „Wir stehen bereits in den Startlöchern, um uns dem Gewinner der Ausschreibung zur Verfügung zu stellen“, sagt VIS-Geschäftsführer Krahl. Erhält die Transdev den Zuschlag, stünden die Chancen gut für die VIS, meint Krahl. Auch bei einem anderen Bahnbetreiber, der sich beworben habe, können die Halberstädter auf den Service-Auftrag hoffen. Gewinnt die Deutsche Bahn die Ausschreibung, sieht es indes schlechter aus - der frühere Monopolist hat eigene Wartungsfirmen.

Doch es gibt noch weitere Projekte, die, falls die Aufträge an die VIS gehen, den Standort dauerhaft stärken könnten. Darunter ist ein Großprojekt zur Sanierung und Modernisierung alter Fahrzeuge, das dem Unternehmen für vier Jahre die Auftragsbücher füllen könnte. Zudem wollen Zeppenfeld und Krahl in den Stahlbau einsteigen, also die Wagenkästen etwa von Straßenbahnen neu bauen. Krahl: „Wenn das alles klappt, können wir neuen Mitarbeitern eine Perspektive von mindestens 20 Jahren bieten.“