Neue Ausstellung im Museum Haldensleben ist Johann Gottlob Nathusius gewidmet Was eine Tabakdose erzählen könnte
Johann Gottlob Nathusius hat die wirtschaftliche Entwicklung der Region geprägt wie kaum ein anderer. Eine Ausstellung im Museum wird das dokumentieren.
Haldensleben l Johann Gottlob Nathusius schaut prüfend von der Wand. Seit Jahren hängt das Bild, das Friedrich Hesse 1817 von dem Industriepionier gemalt hat, im Museum in diesem Zimmer im Obergeschoss. Doch die Umgebung hat sich verändert - seit die Ausstellungsräume neu konzipiert wurden. Am Museumstag im Mai soll die ständige Ausstellung "Johann Gottlob Nathusius in Althaldensleben und Hundisburg" eröffnet werden. Gleichzeitig auch die Sonderausstellung "Historisches Porzellan aus Sachsen-Anhalt", denn das Thema passt sehr gut zu diesem Anlass. Nathusius hat die Entwicklung der Porzellanindustrie in Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt, und nicht nur sie.
Ein besonderes Ausstellungsstück in der neugestalteten ständigen Ausstellung erinnert an einen weiteren Industriezweig, den Nathusius mitbestimmte. Dabei handelt es sich um eine Tabaksdose, die das Museum von Nachfahren von Moritz Nathusius erhalten hat. Moritz Nathusius war ein Neffe von Johann Gottlob Nathusius. Die Tabaksdose zeigt ein Bildnis von Johann Gottlob Nathusius in jungen Jahren und erinnert auch an seine ersten geschäftlichen Erfolge.
Nathusius hatte sich aus kleinen Verhältnissen mit großem Willen emporgearbeitet, eine kaufmännische Ausbildung absolviert und wurde am 1. April 1784 erster Buchhalter in der damals berühmten Tabak-Großhandlung Johann Julius Sengewald in Magdeburg. Ein Jahr später - nach dem Tod Sengewalds - wurde er Geschäftsführer und gründete am 1. September 1785 mit Sengewalds Schwager die Firma Richter Nathusius. Als 1787 nach dem Tod von Friedrich II. das Tabakmonopol fiel, machte Nathusius aus der Großhandlung die Tabakfabrik Gottlob Nathusius. Als 1795 das Tabakmonopol wieder eingeführt wurde, hatte die Firma bereits einen so guten Namen, dass Nathusius zum Königlichen Generalfabrikdirektor ernannt wurde. 1797 fiel das Monopol erneut, und die Fabrik lief wieder unter Nathusius Namen.
1810 kaufte Nathusius das Klostergut in Althaldensleben, um hier einen der ersten Agrar-Industrie-Konzerne Deutschlands zu begründen. Er kultivierte neue Tabaksorten, leistete bei der Zuckererzeugung aus Runkelrüben Pionierarbeit und unterhielt die größte Baumschule und die erste private Porzellanfabrik Preußens. Der von ihm konzipierte Landschaftspark ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel.
In der Franzosenzeit verlagerte der Industrielle 1813 seine Tabakfabrik nach Althaldensleben, weil mit der Belagerung Magdeburgs zu rechnen war. Doch 1814, nach dem Rückzug der Franzosen, zog die Firma wieder nach Magdeburg um.
Als Nathusius 1835 starb, wurden die bisherigen Prokuristen Teilhaber und 1845 wurde auch Moritz Nathusius Teilhaber. Moritz Nathusius führte ab 1849 die Firma allein und vererbte sie in seiner Familie weiter. Aus dieser Familie stammt die Tabaksdose, die künftig im Haldensleber Museum zu sehen ist. Sie dokumentiert auf besondere Weise einen der Wirtschaftszweige, die Johann Gottlob Nathusius mit sehr viel Geschäftssinn erfolgreich meisterte und gewissermaßen auch seinen Eintritt in die Geschäftswelt.
Diese und manch andere Spende sieht Museumsleiter Ulrich Hauer als Glücksfälle an. Sie waren noch nicht absehbar, als er die Konzeption für die Dauerausstellung erarbeitete, fügen sich aber sehr gut in die Ausstellung ein.