Moderne Lebenshilfe-Werkstatt wird am 1. Juli bezogen Wäscherei braucht noch Anlaufzeit
In der neuen Lebenshilfewerkstatt an der Hafenstraße 50 wird noch auf Hochtouren gearbeitet. Am 1. Juli sollen die ersten 22 Beschäftigten hier einziehen. Insgesamt 33 Arbeitsplätze für Menschen mit seelischen Erkrankungen werden hier geschaffen.
Haldensleben. Veronika Kricke, Stefanie Keßler und einige weitere Beschäftigte der Werkstatt der Lebenshilfe in Bülstringen konnten sich gestern schon mal die neue Werkstatt in Haldensleben ansehen. Am 1. Juli werden insgesamt 22 Frauen und Männer, die jetzt noch in Bülstringen arbeiten, in das neue Gebäude an der Hafenstraße, Ecke Althaldensleber Straße einziehen.
In einem Teil des neuen Flachbaus werden Dichtungen auf Gleichlaufgelenke montiert. Diese Zulieferarbeiten für die Autoindustrie und andere Bereiche werden jetzt auch ausgeführt. Allerdings arbeiten in der Bülstringer Werkstatt, die eigentlich für 60 Plätze ausgelegt ist, bereits 100 Frauen und Männer. Deshalb bemühte sich die Lebenshilfe Ostfalen seit Jahren um eine zusätzliche Werkstatt. Darüber ging jedoch viel Zeit ins Land.
"Besonders seit 2006 suchen zunehmend Menschen mit seelischen Erkrankungen Hilfe", weiß Sozialpädagogin Nadine Fest, die diese Frauen und Männer in Bülstringen betreut. Und sie brauchen andere Rahmenbedingungen. Die Werkstatt in Bülstringen ist ausgelegt für Menschen mit geistiger Behinderung.
Sabine Triebler, Verwaltungsleiterin bei der Lebenshilfe, kennt die jahrelangen Vorbereitungen für die neue Werkstatt nur zu gut. Rund 1,2 Millionen kostet das Objekt. 24264 Euro hat der Landkreis Börde beigesteuert, 24000 Euro die Stadt Haldensleben. Erst wenige Wochen alt ist die Zusage der Aktion Mensch, 122316 Euro dazuzugeben. Gut eine Million aber musste die Lebenshilfe allein aufbringen.
"Ich habe 2005 in Bülstringen angefangen, und seitdem hieß es immer, dass es was wird mit der neuen Werkstatt", erinnert sich Martina Koudelka. "Ich habe immer daran geglaubt", versichert sie. Sie ist Mitglied im Werkstattrat. Da werden beispielsweise Gespräche mit dem Sozialdienst und mit der Geschäftsführung geführt, und alljährlich wird für alle Beschäftigten eine Jahresvollversammlung vorbereitet. Wie Martina Koudelka freuen sich viele Frauen und Männer schon auf die neuen Arbeitsräume.
Die Arbeitsgruppe für die Montagearbeiten zieht um. Neben dem großen, sehr geräumigen Arbeitsraum gibt es noch zwei kleinere. Hier können auch Neulinge für die Tätigkeiten ausgebildet werden, erläutert Nadine Fest. Menschen mit seelischen Erkrankungen halten dem Leistungsdruck nicht stand, sie können bei guten Rahmenbedingungen aber dennoch viel leisten. Immer wieder gibt es Nachfragen. Die Lebenshilfe-Mitarbeiter sind dafür offen. "Wir beraten gern", versichert Nadine Fest.
Jeder muss seinen Platz finden. Und dafür gibt es in der neuen Werkstatt auch neue Möglichkeiten. In einem Teil des Gebäudes ist eine Wäscherei entstanden. Eine kleine Wäscherei gibt es bereits in der Werkstatt in Hundisburg. Die Beschäftigten kümmern sich um Wäsche aus den Wohnheimen und Kindertagesstätten der Lebenshilfe, aber auch kleine Firmen und Privatkunden lassen hier waschen. Der Bedarf ist da, haben die Verantwortlichen der Lebenshilfe Ostfalen gGmbh festgestellt. Deshalb entstand hier eine weitere größere Wäscherei mit einer Annahmestelle. Ab 1. Juli werden Frauen und Männer in die Arbeit hier eingeführt. Am 1. September soll die Wäscherei dann für Kunden öffnen.
Das Gelände, auf dem die neue Werkstatt gebaut wurde, ist übrigens sehr groß. Sollte der Bedarf weiter so steigen, könnte durchaus noch angebaut werden...