Nach dem Bau eines neuen Brauchwasserkreislaufs soll der Fluss im Frühjahr wieder klar sein Wasser aus der Sandwäsche verschmutzt die Aller in der Gemarkung Walbeck
Seit geraumer Zeit ist die Aller in der Gemarkung Walbeck stark verschmutzt. Und daran wird sich voraussichtlich auch bis zum nächsten Frühjahr nichts ändern. Wasser, mit dem der Sand im Quarzwerk gewaschen wird, fließt über den Klostergraben in die Aller. Die Grube, in der sich jetzt die abschlämmbaren Bestandteile des Wassers absetzen sollen, reicht nicht mehr aus.
Walbeck/Weferlingen l "Die Abwässer, die wir in die Aller ableiten, sind trübe, sie dürfen aber auch trübe sein", sagt Klaus Schmidbauer, seit acht Wochen Werkleiter im Quarzwerk Weferlingen, das in der Gemarkung Walbeck liegt. Doch der Anteil abschlämmbarer Bestandteile ist gegenwärtig zu hoch. Das zu ändern, hat für Schmidbauer höchste Priorität. Vor dem Frühjahr allerdings kann aus seiner Sicht das Problem nicht gelöst werden, denn für das Brauchwasser im Werk muss erst ein völlig neuer Kreislauf gebaut werden, und allein für die Pumpen, die dafür gebraucht werden, rechnet er mit einer Lieferzeit von einem Vierteljahr.
Das Brauchwasser, das in die Aller fließt, werde jedoch ständig kontrolliert, es enthalte keine bedenklichen Bestandteile. "Aus meiner Sicht besteht keine Gefahr für die Aller", versichert Klaus Schmidbauer.
"Die derzeitige Einleitung von verunreinigtem Betriebswasser ist der unteren Wasserbehörde bekannt", sagt Dieter Torka, Fachbereichleiter Natur und Umwelt in der Verwaltung des Landkreises Börde. Das Unternehmen habe dazu mitgeteilt, dass der pH-Wert zur Zeit den Vorgaben der wasserrechtlichen Erlaubnis entspreche, lediglich der Parameter abfiltrierbare Stoffe könnte aus Sicht der Unteren Wasserbehörde überschritten sein, erklärt Torka. Um diese Umstände aufzuklären und so schnell wie realisierbar abzustellen, habe die untere Wasserbehörde ein Verwaltungsverfahren eingeleitet.
Bis zu 18 Kubikmeter Wasser fließen pro Stunde in die Aller
Werkleiter Klaus Schmidbauer erklärt die Probleme aus dem Produktionsprozess. Der im Werk geförderte Sand wird gewaschen, bevor er nass oder in getrocknetem Zustand verkauft wird. Rund 200 Kubikmeter Wasser werden in der Stunde für die Sandwäsche gebraucht. In dieser Wäsche trennt Grundwasser den Sand und abschlämmbare Bestandteile, das sind feinste Sandpartikel oder auch Ton. Das Wasser wird nach dem Waschprozess in Grube 1 gepumpt. Hier können sich die Sedimente absetzen. Das Wasser wird dann in den Wasservorhalteteich gepumpt, der zehn Meter höher liegt als die Produktion. Von hier aus fließt das Wasser in freiem Fall erneut in die Sandwäsche und dann wieder in die Grube 1, wobei ständig auch wieder Grundwasser zugeführt wird. Und diese Grube ist auch die Ursache für die Verschmutzung der Aller. Denn die Grube hat zu wenig Sedimentationsraum, sie ist schneller als erwartet verlandet. Von hier aus fließt überschüssiges Wasser in den Klostergraben und von hier aus in die Aller. Etwa 16 bis 18 Kubikmeter in der Stunde, sagt der neue Werkleiter. Das ist genehmigt, die Menge dürfte sogar noch höher sein.
Allerdings war das Wasser vorher klar, das in den Klostergraben abfließt, jetzt ist es trüb und gelb, bedauert Klaus Schmidbauer, denn es steht nicht lange genug in der Grube, damit sich die abschlämmbaren Bestandteile absetzen können. Die Wasserqualität werde jedoch überwacht - von einem unabhängigen Labor. Das Bergamt Halle achte streng auf die Einhaltung der Werte. Kontrolliert wird der pH-Wert, auch der Salzgehalt, denn der Sand befindet sich oberhalb von Salzstöcken. Im Sand ist also auch Salz enthalten.
Auch die Menge abschlämmbarer Bestandteile wird überprüft. In der Regel sei die Menge so niedrig, dass das Werk den Grenzwert im Durchschnitt einhält. In den monatlichen Berichten an das Bergamt sei keine einzige Überschreitung bei den Monatsmitteln ausgewiesen. Überschreitungen gäbe es aber bei Spitzen mit besonders hohem Wasserverbrauch. "Das ist dem Bergamt bekannt, ebenso die Ursache dafür", versichert Schmidbauer.
Man habe bisher keine Möglichkeit gehabt, einen anderen Brauchwasserspeicher zu nutzen, führt der Diplom-In- genieur für Bergbau an.
Um 15 Meter stieg seit 2009 der Grundwasserspiegel
Als neuer Brauch- und Waschwasserspeicher soll ab dem nächsten Jahr die Grube 4 genutzt werden, erklärt Klaus Schmidbauer. Die Grube lag trocken, als hier Sand abgebaut wurde. Mit Pumpen wurde der Grundwasserspiegel abgesenkt. In den vergangenen Jahren wurden die Böschungen so saniert, dass sie langfristig standfest sind. Dann wurden die Pumpen abgestellt. Seit 2009 ist der Grundwasserspiegel um 15 Meter angestiegen. Das sei eine Tiefe, in der sich die abschlämmbaren Bestandteile gut absetzen können.
Im September 2011 hatte Schmidbauers Vorgänger Stefan Heising mit einem Teilumschluss dafür gesorgt, dass 40 Prozent des gebrauchten Wassers bereits in Grube 4 geleitet wird. Klaus Schmidbauer wird jetzt bei der Geschäftsführung der Quarzwerke den Antrag für einen komplett neuen Brauchwasserkreislauf stellen. Die Investitionssumme von rund 400000 Euro ist freigegeben.
Die Leitung für Brauch- wasser zur Grube 4 ist bereits gelegt. Auf der entgegengesetzten Seite der Grube soll eine andere Leitung Frischwasser in die Produktion bringen. Überschüssiges Wasser soll dann in einer Leitung an der Grube 1 vorbei in den Klostergraben fließen. Und die Grube 1 kann dann abgekoppelt werden. Erst dann könne wieder klares Wasser in die Aller fließen.