Wegen fehlender Kommunikation Feuerwehr-Aus im Vorharz? Mitglieder treten vor drohender Schließung aus
Seit längerer Zeit sind die Nachwuchsprobleme bei der Feuerwehr Adersleben bekannt. Nun sind fast alle Mitglieder aus der Wehr ausgetreten – vor ihrem offiziellen Aus. Der Grund: Die Mitglieder fühlen sich von den Schritten der Verwaltung überrumpelt.

Adersleben - Dass die Freiwillige Feuerwehr Adersleben mit fehlendem Nachwuchs zu kämpfen hat, der Erhalt also gefährdet ist, ist seit längerer Zeit bekannt. Anfang Juli wurde mit einem Tag der offenen Tür versucht, neue Mitglieder zu gewinnen – ohne Erfolg. Die Schließung der Wehr schien nur noch eine Frage der Zeit.
Nun sind aber – noch bevor ein Antrag auf Schließung gestellt wurde – die restlichen Mitglieder, bis auf einen, aus der Ortsfeuerwehr ausgetreten. Der Grund: „Wir fühlen uns hintergegangen“, sagt ein bisheriges Mitglied der Feuerwehr, das nicht namentlich genannt werden will. Was war passiert?
Spinde in anderes Gerätehaus gebracht
Rund zwei Wochen nach dem Tag der offenen Tür seien die Schutzausrüstung eingesammelt und in Säcke verstaut worden. Von der Aktion hätten die Mitglieder nichts gewusst. Die Kleidung sollte zur Reinigung gebracht werden. Das bestätigt auf Nachfrage Peter Quedenfeld, stellvertretender Verbandsgemeindewehrleiter. Er habe die nun gewaschene Kleidung gestern wieder in das Gerätehaus gebracht.
Zehn Tage nach dieser Aktion seien dann die Spinde weggeschafft worden zu einer anderen Feuerwehr der Verbandsgemeinde. Auch darüber seien sie nicht informiert worden. Die bisherigen Mitglieder fühlten sich übergangen und – wie es auf einem Flyer der Mitglieder heißt – „abwertend“ behandelt. Dass die Spinde weggeräumt wurden, bestätigt wiederum Sascha Meinert, Leiter des Amts für Finanzen und Ordnung.
Keine Absprachen untereinander
Doch wieso wurden die Mitglieder über die Schritte nicht informiert? Am Ende läuft es anscheinend auf fehlerhafte Absprachen hinaus. „Ein Kommunikationsfehler. Es wurde unterblieben, Bescheid zu geben“, bedauert Meinert im Nachhinein und erklärt den Schritt. „Die Spinde wurden umgesetzt, weil sie in der Feuerwehr Hedersleben gebraucht werden.“
Er wolle nicht, dass sich dadurch jemand vor den Kopf gestoßen fühle und stellt zugleich klar: Es wurden lediglich die Spinde umgesetzt, ein Ausräumen des Gerätehauses werde zum jetzigen Zeitpunkt nicht passieren, zumindest so lange nicht wie ein möglicher Antrag auf Schließung nicht gestattet wurde. Es laufe aber definitiv darauf hinaus, dass ein solcher Antrag gestellt werde, sagt er weiter.
Kommunikationsproblem zwischen Verwaltung und Feuerwehr
Ähnlich beschreibt es Ute Pesselt, die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde im Vorharz (parteilos). Die Auflösung sei zwar noch nicht beschlossene Sache, die Wehr aber nicht mehr einsatzbereit. Zudem weist sie darauf hin, dass die Verbandsgemeinde Trägerin der Ortsfeuerwehren ist, den Bestand mit eingeschlossen.
Die Spinde seien unbenutzt gewesen. Neue Sachen zu kaufen, sei wegen der Haushaltssperre nur eingeschränkt möglich. Hohe Kosten habe zuletzt die Beschaffung neuer Feuerwehrwagen verursacht. Falls ungenutzte Schränke, Spinde oder Ähnliches in einer anderen Feuerwehr dringend gebraucht werden, greife man falls möglich auf diese zurück.
Dennoch sieht sie in dem Ablauf auch ein „Kommunikationsproblem“. Um das zu beheben, bedürfe es intern besserer Absprachen.
Reparatur dauerte sehr lange
Verbandsgemeindewehrleiter Jens Kappe indes habe von dem Vorgang nicht Bescheid gewusst und sieht, etwas deutlicher als die Verwaltung, „ein massives Problem in der Kommunikation“, das nachdenklich stimme.
In einen Punkt, der von den Mitgliedern noch angesprochen wurde, kann er jedoch Klarheit bringen. Die Reparatur ihres einzigen Feuerwehrautos dauerte von Mai bis Mitte Juli dieses Jahres. Die Reparatur sei hinten angestellt worden, auch wegen der absehbaren Situation. Im Brandfall kam die Feuerwehr Wegeleben.
„Vor ein paar Jahren wurde noch gesagt, dass jede helfende Hand wichtig ist“, heißt es auf dem Flyer der bisherigen Mitglieder. Auf diese helfenden Hände muss die Feuerwehr demnächst verzichten.