1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Schulentwicklungsplanung im Harzkreis: Wer als Kooperationspartner das Osterwiecker Gymnasium retten könnte

EIL

Schulentwicklungsplanung im Harzkreis Wer als Kooperationspartner das Osterwiecker Gymnasium retten könnte

Überraschend positive Signale zur Zukunft des Fallstein-Gymnasiums im Petitionsausschuss des Landtages: Mit einem Kooperationspartner scheint die Schule nun gerettet. Wie könnte die Lösung konkret aussehen?

Von Mario Heinicke Aktualisiert: 20.10.2022, 18:56
Die Wege sind zumindest geebnet, damit die Schüler des Fallstein-Gymnasiums weiterhin in Osterwieck ihr Abitur erwerben können.
Die Wege sind zumindest geebnet, damit die Schüler des Fallstein-Gymnasiums weiterhin in Osterwieck ihr Abitur erwerben können. Archivfoto: Mario Heinicke

Osterwieck - Ein zweites Mal hat sich der Petitionsausschuss des Landtags mit der Zukunft des Fallstein-Gymnasiums beschäftigt und nach der Vertagung vom Juni nun eine für den Standort Osterwieck positive Entscheidung getroffen. Mit einer überraschenden Lösung. „Ich kann das Glück noch gar nicht ganz fassen.“ Mit diesen Worten beschrieb Osterwiecks Bürgermeister Dirk Heinemann (SPD) am Donnerstag seine Gefühle.

Denn am Nachmittag des Vortages hatte der Petitionsausschuss des Landtags in Magdeburg die von der Osterwiecker Elternschaft eingereichte Petition „Schulschließung verhindern“ quasi für erfolgreich beendet erklärt. Und das noch mit dem Zusatz, dass – wenn es Probleme geben sollte – die Petition wieder aufleben würde.

Der Osterwiecker Landtagsabgeordnete Alexander Räuscher (CDU) hatte als Vertreter eines Ausschussmitgliedes seiner Fraktion an der Sitzung teilgenommen. Einer Sitzung, in der ein Vertreter des Bildungsministeriums ein Modellprojekt zur Sicherung des Fallstein-Gymnasiums in Aussicht stellte, wie Räuscher berichtete.

Es sind die zu geringen Schülerzahlen in den jetzigen Klassenstufen neun und zehn, die im Zuge der überarbeiteten Schulentwicklungsplanung zwischenzeitlich den Bestand des Fallstein-Gymnasiums bedroht hatten. Eine Kooperation mit einem anderen Gymnasium für die Jahre, in denen die dünn besetzten Klassen in der Oberstufe ab Klasse elf sind, liegt schon seit einigen Wochen als Lösungsvorschlag auf dem Tisch. Das Überraschende ist, dass nun auch eine Kooperation mit dem Gymnasium Grovesmühle in Veckenstedt möglich sein soll. Das Modellhafte daran wäre, dass es sich um ein privates Gymnasium handelt.

Eigentlich, so Räuscher, seien Kooperationen bisher nur mit staatlichen Gymnasien möglich. Also hier vor allem Halberstadt oder Wernigerode. Grovesmühle aber liegt deutlich näher an Osterwieck.

Wie Alexander Räuscher berichtete, habe es ein einstimmiges Ergebnis im Ausschuss gegeben. Für eine Lösung, die nach seiner Einschätzung auch auf das Gespräch von Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) im September in Osterwieck zurückzuführen sei. Zudem hätten dafür Räuscher selbst, Thomas Krüger (CDU) aus dem Huy und weitere Harzer Landtagsabgeordnete in den vergangenen Monaten im Hintergrund politische Gespräche geführt.

Juristische Hürden überwunden

Dass die Türen für eine Kooperation mit einer Privatschule offen stehen, sieht Landrat Thomas Balcerowski (CDU) als Chance. Denn bisher würden die Privatschulen bei der Schulnetzplanung keine Rolle spielen. Sie seien gewissermaßen „ein Dunkelfeld“. Eine Kooperation zwischen Osterwieck und Grovesmühle könnte daher ein Vorbild auch anderenorts in Sachsen-Anhalt werden. Bisher habe es dabei juristische Hürden gegeben.

Wie der Bürgermeister hatte auch der Landrat an der Sitzung in Magdeburg teilgenommen. Balcerowski unterstrich dort, dass Schulschließungen zu immensen finanziellen Mehrbelastungen des Landkreises führen würden. Konkrete Zahlen hat der Landkreis für den Fall der Schließungen der Gymnasien in Osterwieck und Ballenstedt ermittelt: jährlich 1,1 Millionen Euro. Vor allem Beförderungskosten. Es müssten zehn Busse gekauft und ebenso viele Busfahrer auf einem leer gefegten Arbeitskräftemarkt gefunden werden. Hinzu kämen Investitionen an den aufnehmenden Schulen. „Das wäre für uns unlösbar.“

Thomas Balcerowski fügte dem nunmehr erfolgreichen Ausgang der Petition noch ein Aber an. In Anlehnung an eine Fußballerweisheit sagte er: „Nach dem Schulentwicklungsplan ist vor dem Schulentwicklungsplan. In fünf Jahren wird solch ein Kraftakt nicht noch einmal möglich sein.“ Was bedeutet, zum nächsten Schulentwicklungsplan müssten die Schülerzahlen ohne Ausnahmegenehmigung passen. Die Osterwiecker dürften sich also nicht zurücklehnen.

Noch Hausaufgaben zu erledigen

„Wir sind auf einem guten Weg, haben aber noch Hausaufgaben zu erledigen“, kommentierte Gymnasium-Leiterin Sylvia Gemeiner das Ergebnis der Ausschusssitzung, deren Besucherin sie ebenfalls war. Dazu gehöre die Frage, wie solch eine Kooperation ganz praktisch ausgefüllt werden soll. In Sachsen-Anhalt ist dies Neuland. „Es gibt dafür keine Blaupause“, unterstrich Gemeiner. Grundsätzlich, betonte sie, sei das Fallstein-Gymnasium beim Kooperationsmodell in alle Richtungen, ob staatliche oder private Schule, offen.

Zum Jahresbeginn war im Zuge der Schulentwicklungsplanung bekannt geworden, dass die Zukunft des Fallstein-Gymnasiums wegen zu geringer Schülerzahlen auf wackligen Füßen stehen könnte. Was zu Protesten von Schülern, Eltern und Kommunalpolitikern führte. Wie es aussieht, nun mit positivem Ausgang.

Räuscher verbindet damit die wichtige Aussage, dass die Schüler Sicherheit bekommen, ihre Schulzeit bis zum Abitur in Osterwieck absolvieren zu können.