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Das Gutenberg“ Wohnen im Osterwiecker Industriedenkmal

Ein fast hundert Jahre altes Druckereigebäude ist zu einem Wohnhaus umgebaut worden. Die Bauherren haben beteiligten Handwerkern und politischen Gästen das Ergebnis gezeigt.

Von Mario Heinicke 16.02.2024, 17:27
Die Mieter im „Gutenberg“ können auch einen Gemeinschaftsraum mit Blick ins Grüne nutzen.
Die Mieter im „Gutenberg“ können auch einen Gemeinschaftsraum mit Blick ins Grüne nutzen. Foto: Mario Heinicke

Osterwieck. - Das Gebäude prägt einen Straßenzug wie kein zweites in Osterwieck. 25 Jahre lang hatte es mal wieder Ideen für eine Nutzung des alten Druckereigeländes in der Bahnhofstraße gegeben. Für den Ausbau zur Sekundarschule oder als Standort für eine Sporthalle. Bis der Harzburger Bauunternehmer Dirk Junicke auf das Anwesen aufmerksam wurde und 2020 zusammen mit seinem in Braunschweig als Garten- und Landschaftsbauer tätigen Bruder Manfred Junicke das Mega-Projekt anging.

Das Osterwiecker Industriedenkmal, 1926 vom Druckereiunternehmer Rudolf Zickfeldt errichtet, wurde zu einem Wohngebäude umgebaut. Wohnen vor allem, aber nicht nur für Senioren.

Darüber hinaus mietete sich der örtliche Pflegedienst ApoCare in einen Seitenflügel ein. Einschließlich Verwaltung, Physiotherapie und – neu – Tagespflege mit 20 Plätzen. Insgesamt knapp 30 Arbeitsplätze bestehen damit hier.

ApoCare ist bereits seit 2022 im Haus, die Wohnräume wurden ab Mitte vergangenen Jahren bezogen. 23 der 27 Wohnungen haben bisher Mieter gefunden.

Dass die einstige Druckerei nun „Das Gutenberg“ heißt, war ein Vorschlag der Osterwiecker.

Am Donnerstagnachmittag konnten sich nun auch die vielen am Bau beteiligen Handwerker ihr Werk ansehen, das die meisten von ihnen bisher nur aus der Zeit als Baustelle kannten. Dirk und Manfred Junicke hatten zudem Sachsen-Anhaltes Energieminister Armin Willingmann (SPD), Landrat Thomas Balcerowski (CDU) und Bürgermeister Dirk Heinemann (SPD) zu Gast. Verfügt das alte Gebäude doch über ein modernes Energiekonzept mit Wärmepumpe, Gas- und Solarnutzung. Die Gäste würdigten die Unternehmer dafür, dass sie in Osterwieck ein denkmalgeschütztes Objekt gerettet hätten.

Dass die Rahmenbedingungen für das Bauvorhaben im Wortsinn nicht die günstigsten waren, dokumentiert schon der Zeitpunkt während der Corona-Pandemie. Fünf Millionen Euro haben Junickes letztendlich investiert. Und das ohne Fördermittel. Ein Satz aus der offiziellen Einladung für den Donnerstag sagt einiges dazu aus: „Bedauerlicherweise kostet der Sack Zement in Berlin-Mitte gleichviel wie in Osterwieck.“

Bauen in der Provinz also, dem Dirk Junicke aber ebenso Positives abgewinnt: „Das hat viele, viele Vorteile.“ Absprachen mit den Firmen seien so persönlich und unkompliziert gewesen.

Unter den Mietern sei bereits eine gute Nachbarschaft entstanden, stellte Junicke mit Freude fest. Dafür ist auch ein Gemeinschaftsraum eingerichtet worden, in dem diese Woche erst Rosenmontag gefeiert worden ist.

Reliquien in Form von Druckmaschinen, Setzkästen oder ein Zickfeldt-Porträt im Eingang erinnern daran, dass hier über 70 Jahre lang eine Druckerei gearbeitet hat. Dass sich hier aber früher große Maschinensäle befanden, ist angesichts der darin einbauten kleinteiligen Wohnungen nur noch zu erahnen. Als Junickes das Anwesen vom letzten Druckereiunternehmer Henning Borek erwarben, hatte sie vor allem der Baustil gereizt. Ein vergleichbares, mit so viel Aufwand fürs Detail gestaltetes Industriegebäude sei im Nordharzbereich kein zweites Mal zu finden, sagten sie damals. Ein vergleichbares Wohngebäude dürfte es folglich auch nicht geben.

Die einstige Betonfläche  im Hof ist zu einer Grünfläche umgestaltet worden.
Die einstige Betonfläche im Hof ist zu einer Grünfläche umgestaltet worden.
Foto: Heinicke