1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Zahlungsverfahren stellt Vereine auf die Probe

In drei Monaten müssen Vereine ihren Geldverkehr auf das neue SEPA-Verfahren umgestellt haben Zahlungsverfahren stellt Vereine auf die Probe

Von Daniel Schlechter 26.10.2013, 01:09

Die Zeit wird knapp: Ab Februar 2014 müssen Vereine und Firmen ihren Zahlungsverkehr über das neue SEPA-Verfahren abwickeln. Banken rechnen mit Problemen, da die meisten Vereine noch nicht umgestellt haben.

Haldensleben l Harald Schulze hat eine dicke Mappe vor sich. Und er holt immer neue Dokumente hervor. Als Geschäftsführer des Vereins Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Haldensleben sorgt er dafür, dass auch nach der SEPA-Umstellung der Mitgliedsbeitrag eingezogen werden kann. Er blickt auf die fünf Seiten lange Checkliste, die er von seiner Bank bekommen hat. Harald Schulze wird die Umstellung rechtzeitig schaffen, wohingegen es für die meisten anderen Vereine knapp wird.

SEPA beudetet "Single Euro Payments Area" (Einheitlicher Europäischer Zahlungsverkehr). Mit der Umstellung wird die alte Kontonummer durch die IBAN ("International Bank Account Number", dt.: Internationale Kontonummer) und die Bankleitzahl durch die BIC ("Business Identifier Code" ein Bankkennzeichen) ersetzt. Im Euroraum können damit fortan ohne Gebühren und Verzögerungen Geldtransfers getätigt werden. Bundesbank-Chef Carl-Ludwig Thiele nennt die Umstellung einen "Quantensprung". Doch es gibt einen Haken: Nicht alle schaffen den Sprung rechtzeitig.

In Deutschland haben laut Bundesbank bisher erst 20 Prozent der Vereine auf SEPA umgestellt. Das scheint ebenfalls auf den Landkreis Börde zuzutreffen: Die Recherchen der Volksstimme führten über Wochen zu keinem Verein, der die Umstellung bereits abgeschlossen hat.

Ab dem 1. Februar 2014 wird es ernst. Während Privatkunden bis 2016 die alten und neuen Bankdaten parallel verwenden können, müssen Firmen und Vereine ab dann ihren Zahlungsverkehr komplett auf SEPA umgestellt haben - mit den alten Daten werden sie keine Lastschriften mehr einziehen können. Während Unternehmen für solche Umstellungen meistens Mitarbeiter haben, leben Vereine vom Ehrenamt und selbst wenn es hauptamtliche Mitarbeiter gibt, müssen diese sich erst in die neuen Regelungen einarbeiten. Eine von ihnen ist Silke Girke vom HSC, Haldenslebens größtem Sportverein: "Wir haben 921 Mitglieder und vom größten Teil ziehen wir den Mitgliedsbeitrag per Lastschrift ein. Da ist so eine Umstellung ein riesiger Arbeitsaufwand".

Im Prinzip funktioniert die Umstellung auf SEPA so: Die Vereine müssen eine neue Inkassovereinbarung mit ihrer Bank abschließen und eine Gläubiger-Identifikationsnummer beantragen. Diese 18-stellige Nummer ist nötig, um die alten Bankdaten der Mitglieder auf IBAN und BIC umzustellen, was die Vereine selbst über ein Computerprogramm machen können, ohne die Mitglieder kontaktieren zu müssen. Außerdem muss jedem Mitglied eine persönliche Mandatsreferenznummer zugewiesen werden, über die jede Lastschrift zugeordnet werden kann. Die alten Einzugsermächtigungen der Mitglieder bleiben zwar gültig, jedoch müssen die Mitglieder über die Umstellung rechtzeitig informiert werden.

"Es ist anfangs schon aufwändig, sich einen Überblick zu verschaffen", findet Silke Girke. Wie auch Harald Schulze hat sie dafür Hilfe von ihrer Bank bekommen: "Unsere Bank hat uns für die Umstellung eine Software zur Verfügung gestellt", erklärt Silke Girke. "Ohne die Software und die umfassende Hilfe würde es gar nicht gehen."

In den Banken versteht man das Problem der Vereine gut. "Gerade große Vereine haben damit einen erheblichen Arbeitsaufwand", erklärt Marco Reichel von der Kreissparkasse Börde. "Deshalb haben wir schon Anfang des Jahres die Vereine angesprochen. Leider sind von den gut 1000 Vereinen, die wir betreuen, bisher nur 350 zu den Info-Veranstaltungen erschienen. Viele scheinen den Zeitdruck noch nicht zu spüren". Diese Einschätzung teilt auch Andreas Baumann von der Volksbank Helmstedt. "Die Leute, die bis jetzt auf unseren Schulungen waren, zeigten sich doch sehr überrascht über den Arbeitsaufwand. Wir rechnen mittlerweile mit einem großen Ansturm, wenn die Zeit knapper wird."

Von den Vorteilen des SEPA-Verfahrens sind die Banker überzeugt. "Mögliche Auslandsgebühren fallen weg und die Beträge sind garantiert innerhalb eines Tages da", erklärt Marco Reichel. Auch Andreas Baumann verweist vor allem auf die Sicherheit: "Die Liquidität ist einfach besser planbar, wovon auch Vereine profitieren."

Harald Schulze und Silke Girke gehen davon aus, dass ihre Vereine bis zum Jahresende umgestellt haben. "Sogar etwas früher als nötig", scherzt Harald Schulze. "Aber dann ist es wenigstens erledigt."