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Sachbeschädigung Müll, Beschädigungen und Fäkalien

Die Entscheidung der Bürgermeisterin, den Hof der Boye-Schule für Jugendliche zu öffnen, hat besorgte Eltern alarmiert.

Von Jens Kusian 23.09.2015, 01:01

Haldensleben l Der Schulhof der Haldensleber Grundschule „Otto Boye“ wird ab sofort nach dem Hortschluss wieder abgeschlossen. Das ist das Ergebnis der gestrigen Dienstberatung im Haldensleber Rathaus. Zu groß seien die Beschwerden von Eltern und Lehrern darüber gewesen, den Schulhof in den Abendstunden Jugendlichen als Tummelplatz zu überlassen, erklärt Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann dazu.

Bürgermeisterin Regina Blenkle hatte zum Ferienende verfügt, den Schulhof zu öffnen, damit Jugendliche hier ihre Freizeit verbringen können. „Die jungen Leute waren an die Bürgermeisterin mit dieser Bitte herangetreten“, informiert Zimmermann. Doch die Aufhebung der Schließzeit hatte Regina Blenkle veranlasst, ohne darüber weder den Schulleiter, die Lehrerschaft noch die Eltern der Erst- bis Viertklässler zu informieren. „Sie hat sicherlich in guter Absicht gehandelt, um der Jugend Freizeitmöglichkeiten anzubieten“, vermutet Schulleiter Ingo Vogler. Doch es wurmt ihn richtig, dass er, die Kollegen und die Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt und nicht informiert worden seien.

Daraufhin hat es an der Boye-Schule eine Elternbefragung gegeben. „Das Ergebnis war eindeutig: Gut 95 Prozent aller Eltern haben sich gegen die Öffnung ausgesprochen“, so Vogler weiter. „Alle waren sich einig, dass es in Haldensleben andere Möglichkeiten gibt als einen Schulhof, um seine Freizeit verbringen zu können“, meint er und verweist als Beispiel auf den Bolzplatz im Roland-Viertel. In den letzten beiden Wochen der Sommerferien hatte der Schulhof den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Anordnung der Bürgermeisterin offen gestanden. Danach blieben die Tore verschlossen, weil es die ersten Beschwerden gab. Das änderte allerdings nichts an der Situation, denn offensichtlich kletterten die nun ungebetenen Besucher einfach über den Zaun – mit bösen Folgen. „Das war kein Zustand mehr“, versichert Ingo Vogler. „Unser Hausmeister musste Zigarettenkippen, leere Flaschen und Scherben beseitigen. Und dann war da noch das sanitäre Problem, denn die Schultoiletten waren ja abgeschlossen.“ Sozusagen in freier Wildbahn hätten die jungen Leute ihre Notdurft verrichtet – und nicht nur die kleine, wie besorgte Eltern der Volksstimme bestätigt haben. „Das geht doch so nicht. Und selbst wenn sie zum Teil auch auf den Alten Friedhof gegangen sind – das ist ein öffentlicher Park und auch dort sind Kinder unterwegs“, hat Vogler kein Verständnis dafür.

Auch die Spielgeräte auf dem Hof sind nach seinen Worten zum Teil beschädigt worden. „Die sind ja für Kinder ausgelegt und nicht für Jugendliche und Erwachsene. Dementsprechend waren sie auch in Mitleidenschaft gezogen.“

Doch selbst Ingo Vogler wusste bis gestern Vormittag nicht, was nun gehauen und gestochen sei. „Es scheint so, als ob die Öffnung des Schulhofes vom Tisch ist. Aber offiziell weiß ich weder etwas von der Öffnung noch von der Schließung“, erklärt er. Erst gegen Mittag wurde auch er über die Entscheidung aus dem Rathaus, den Schulhof künftig wieder geschlossen zu halten, informiert.

Auf Facebook wird unterdessen Sturm gegen Blenkles Entscheidung gelaufen. Unter anderem heißt es dort: „Frau Blenkle hat ohne Abstimmung mit dem Schuldirektor den Schulhof für Jugendliche geöffnet, mit dem Resultat, dass unsere Kinder neben Tampons auch gleich gefüllte Kondome finden konnten. Demnächst gibt es vielleicht auch ein paar Spritzen auf dem Schulhof.“

Dazu äußert sich Regina Blenkle auf derselben Plattform: „... Von Kondomen und Tampons weiß ich nichts und habe diese auch bei einer persönlichen Begehung nicht gefunden. Ihren Beitrag finde ich (...) tendenziös (...), da er lediglich geeignet ist, Stimmung zu machen, jedoch kein Problem lösen wird! Jederzeit können die Jugendlichen, statt durch eine kleine Pforte zu gehen, über Mauer und Zaun klettern bei verschlossener Tür.“

Und weiter erklärt sie: „An dieser Stelle möchte ich Sie aber um Vorschläge bitten, wie wir den Jugendlichen, die nicht in einen Verein möchten, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anbieten können. Auch Ihr Kind/Ihre Kinder werden einmal in das Alter der Jugendlichen kommen, die mit derartigen Beiträgen schon zu Junkies gemacht werden. Für konstruktive Vorschläge steht jedem Bürger der Stadt meine Bürotür offen!“