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Bandgeschichten Als der Rock'n'Roll in die Stadt kam

Beat-Musik, Rock, Pop, Heavy Metal, Punk und Hardcore. 60 Jahre Haldensleber Musikszene lebt in der Kulturfabrik.

Von Thomas Junk 13.06.2016, 01:01

Haldensleben l Früher hießen sie „eSFB Combo“ oder „Die Elektrons“, heute heißen sie „Fatman Strikes“ oder „Blindman Leading Blindman“. In den vergangenen 60 Jahren hat es einen Haufen Bands in Haldensleben gegeben. Diese Bandbreite in einer Ausstellung darzustellen, ist eine Herkules-Aufgabe, der sich Kulturfabrik-Chefin Janina Otto persönlich angenommen hat. Und das mit großem Erfolg.

In 40 Interviews mit Musikern der Stadt ist sie tief in die Bandgeschichte eingetaucht und hat auf 13 Schautafeln die Musikgeschichte Haldenslebens dargestellt, 60 Bands porträtiert und Fundstücke ausgegraben. Ob es die selbstgebaute zweisaitige Gitarre von Punk-Pionier Wolfgang Miehe ist, Schlagzeug und Gitarre der Elektrons aus den 1960er Jahren oder zahlreiche alte Fotos und Aufnahmen. Am Ende ist ihr mit „60 Jahre Rock! Haldensleber Bandgeschichte(n)“ eine ungemein spannende und unterhaltsame Ausstellung gelungen. „Das war nur durch die große Mithilfe vieler Musiker und anderer Leute möglich“, sagte Janina Otto bescheiden. „Ohne sie alle, wären die Tafeln leer geblieben.“

Und den richtigen Rahmen für die Ausstellungseröffnung am Sonnabend hat Otto auch gefunden. Wie kann man anders einsteigen als mit den Klängen von Deep Purples Rock-Klassiker „Smoke on the water“, gespielt vom Haldensleber Profi-Rocker Christian Zimmer. Der stimmte zum Abschluss der Eröffnungsfeier schließlich noch Queens „We are the Champions“ an, und alle Besucher stimmten mit ein. Gänsehaut!

Überhaupt glich die Vernissage fast einem Klassentreffen. Viele Begegnungen mit alten Mitstreitern der Musikszene. Fast jeder, der in Haldensleben irgendwann mal in einer Band gespielt hat, war am Sonnabend in der Kulturfabrik. Und so kam es auch, dass zahlreiche Anekdoten erzählt wurden. Erich Lessny erinnerte sich an die Anfänge seiner „eSFB Combo“, deren Name sich eigentlich auf die drei Tonarten „Es“, „F“ und „B“ bezog, von der Stasi aber als „SFB“ wie der Westberliner Radiosender „Sender Freies Berlin“ verstanden werden wollte. Die Lippmann-Brüder schwelgten in Erinnerungen an ihre Zeit mit den Elektrons, die 1968 nach nur drei Jahren von der DDR ihre Auftrittsgenehmigung entzogen bekommen haben. Weil sie Beatle-Cover spielten und angeblich zu aufrührerischem Verhalten anstachelten. „Wir waren jung und wollten Musik machen. Nix anderes!“, erinnerte sich Klaus Lippmann. Mit in Erinnerungen schwelgte übrigens auch eine echte Rock-Legende. Als gebürtiger Weferlinger war Silly-Keyboarder Ritchie Barton in die Kulturfabrik gekommen. Auch er wollte es sich nicht entgehen lassen, alte Bekannte wiederzusehen.

Das größte Projekt in den sechs Jahren, die sie nun schon den Alsteinklub in der Kulturfabrik leitet, nannte Janina Otto die Ausstellung. Und sie betonte, dass sie sich wünschen würde, dass die Haldensleber Musikgeschichte der nächsten 60 Jahre genauso fruchtbar werde. Allerdings müsse dafür gesorgt werden, dass auch junge Bands weiterhin gute Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt hätten. „Bitte unterstützen Sie dieses Vorhaben“, rief sie die Besucher der Vernissage auf. „Denn wir wollen auch in Zukunft sagen können: Haldensleben rockt.“

Mit der Eröffnung der Ausstellung wurde übrigens auch der neue komplett sanierte Veranstaltungsraum im ehemaligen Jugendtreff im Erdgeschoss der Kulturfabrik eingeweiht. Damit wurde auch hier eine weitere Auftrittsmöglichkeit für junge Musiker geschaffen.

Die Ausstellung „60 Jahre Rock! Haldensleber Bandgeschichte(n)“ ist noch bis zum 6. August während der Öffnungszeiten der Kulturfabrik zu sehen. Den krönenden Abschluss bietet an diesem Tag dann ein Konzert im Jugendfreizeitzentrum „Der Club“, wo Haldensleber Musiklegenden auf der Bühne stehen werden. Der Vorverkauf beginnt in der kommenden Woche.