Berufe Azubis in Calvörde stehen früh auf: Erste Erfahrungen in der Arbeitswelt
Elektroniker, eine Backwarenverkäuferin, ein Industriemechaniker und eine Mechanikerin für Sanitärtechnik: Auszubildende erzählen, was sie beim Eintritt in die Arbeitswelt erlebt haben.

Calvörde/Wieglitz - Für vier Jugendliche heißt es jetzt, als Auszubildende beim Getränkehersteller Refresco in Calvörde erst einmal vier Monate Probezeit zu bestehen. Am Standort Calvörde sind 220 Mitarbeiter und insgesamt 8 Auszubildende tätig.
Paul Kampe hat mit einer Lehre als Elektroniker für Betriebstechnik begonnen. „Meine Oma, die früher beim Fruchtsafthersteller gearbeitet hat, empfahl mir, in dem Calvörder Unternehmen ein Praktikum zu machen. Das hat mir gleich gut gefallen, deshalb habe ich mich beworben. Nun bin ich seit einem Monat dabei“, erzählt der 17-Jährige, der in Calvörde zuhause ist.
„Mit der Ausbildung fängt in meinem Leben etwas ganz Neues an“, erzählt der Jugendliche und gesteht, dass ihm das frühe Aufstehen noch zu schaffen mache. Um 4.45 Uhr klingelt für ihn der Wecker. „Spätestens 5.50 Uhr muss ich in der Firma sein“, berichtet Paul. „Das mit dem Pünktlichsein klappt“, betont Marcus Bühnemann, der in der Abteilung Technik für die vier Auszubildenden im ersten Lehrjahr verantwortlich ist. Der Lössewitzer kümmert sich seit zehn Jahren um die Lehrlinge.
Zobbenitzer schraubt auch gern an seinem Moped
Früh aus den Federn müssen auch Mathis und Finn Kusian. Die 16-jährigen Zwillingsbrüder wohnen in Zobbenitz. Während Mathis auch Elektroniker für Betriebstechnik lernt, absolviert Finn eine Ausbildung zum Industriemechaniker für Betriebstechnik.
„Einer meiner Freunde arbeitet hier auch als Elektroniker und hat mich überzeugt“, erzählt Mathis. Schlosserarbeiten sind genau das, was Finn gern macht. Er habe kein Problem damit, sich die Finger schmutzig zu machen. Und überhaupt hatte der Zobbenitzer schon immer Spaß daran, an seinem Moped zu schrauben.
Tristan Wendt erzählt: „Ein Kumpel von mir macht auch bei Refresco eine Ausbildung als Elektriker und motivierte mich, auch das ganze Elektronische und Mechanische zu lernen.“ Der 17-Jährige gesteht, dass er die detaillierte „Fummelarbeit“ nicht so mag.
Chance auf Übernahme ist groß
Marcus Bühnemann erläutert: „Wir gehen in die Verbundausbildung. Das heißt, wir schicken unsere Auszubildenden im ersten Lehrjahr in die SBH Südost nach Magdeburg. Das ist eine überbetriebliche Ausbildungseinrichtung.“ Nach seinen Ausführungen übernimmt die SBH – parallel zur Theorie in der Berufsschule - die praktische Ausbildung der einzelnen Lernfelder. Dort wird den angehenden Mechanikern und Elektronikern in den ersten eineinhalb Jahren das Grundhandwerk vermittelt.
Auch die Zwischenprüfungen und am Ende die Abschlussprüfungen werden in Magdeburg absolviert. „Dort sind die Jungs in guten Händen. Sie kommen dann schon mit einer sehr komplexen Grundausbildung zu uns und können einzelne Arbeiten übernehmen. Sie kennen sich dann schon aus“, ist sich der Ausbilder sicher.
Die Chance, nach der Ausbildung übernommen zu werden, sei groß. „Wir bilden aus, um die jungen Leute bei uns zu halten. Sie haben dann bereits Erfahrungen gesammelt und sind zum Teil an unseren Maschinen einsetzbar“, weiß Bühnemann. Von Vorteil sei auch, dass die vier Auszubildenden in der näheren Umgebung beheimatet sind. „Das zeigt, dass wir daran interessiert sind, die Jugendlichen in der Region zu halten. Außerdem brauchen die jungen Leute nicht so weit fahren und haben so auch keine hohen Fahrkosten“, ergänzt der Ausbilder.
Um schon für das nächste Jahr Nachwuchs – unter anderem auch Lebensmitteltechniker für die Saftaufbereitung – zu werben, ist der Getränkehersteller mit einem Stand bei der Ausbildungsmesse am 6. September in Althaldensleben dabei.
Elisabeth Frehe kommt aus einer Handwerkerfamilie
Bei der Messe präsentiert sich auch die Firma Redlich Haus- und Freizeittechnik aus Wieglitz. Geschäftsführer Klaus Redlich berichtet, dass er in diesem Jahr mit Elisabeth Frehe aus Groß Ammensleben in seinem Unternehmen eine überaus engagierte junge Frau ausbildet, die aus einer Handwerkerfamilie stammt. Frauen sind in der Branche doch eher selten. „Mein Opa – Elektro-Simon – ist Handwerker“, verrät die 20-Jährige. Nach den ersten Wochen kann die künftige Sanitäranlagenmechanikerin sagen, dass die Männer sie auf der Baustelle akzeptieren. „Sie packt tatkräftig mit an. Da gibt es keine Unterschiede. Wenn sie Hilfe braucht, sind wir da. Nur bei unserem Wortschatz müssen wir uns jetzt etwas zusammenreißen“, sagen die Kollegen feixend.

„Ich wollte grundsätzlich ins Handwerk und habe vieles ausprobiert. Weil ich das Abitur gemacht habe, kann ich die dreijährige Ausbildung tatsächlich auf zwei Jahre verkürzen. Für die Zeit nach der Ausbildung wurde mir Verschiedenes angeboten, ich kann in der Firma bleiben und vielleicht in die Projektleitung aufsteigen oder auch in diese Richtung studieren“, schildert sie. Lobende Worte gibt es auch von ihrem Ausbilder Dennis Wielau. So ganz wisse die Auszubildende aber noch nicht, wie ihre Zukunft aussieht. „Ich lasse es auf mich zukommen“, sagt die junge Handwerkerin und bringt mit ihren Kollegen große Solarplatten auf das Dach eines Einfamilienhauses.
Angelina Hartmann wird im zweiten Anlauf Verkäuferin
Angelina Hartmann hatte eigentlich eine Ausbildung im medizinischen Bereich begonnen. Schon nach dem ersten Tag hatte die 16-Jährige gemerkt, dass es nicht ihr Traumberuf ist. Sie erinnerte sich an das Ausbildungsangebot des Bäckermeisters Denni Nitzschke, denn in seiner Schaubäckerei hatte die Calvörderin schon oft als Aushilfe gearbeitet. Der Meister, der seit 13 Jahren selbstständig ist, sagte spontan zu. Jetzt wüsste sie genau, was auf sie zukomme und sei glücklich über ihre neue Ausbildungsstelle als Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Bäckerei.
„In der Frühschichtwoche stehe ich um 5 Uhr auf, aber da gewöhne ich mich noch dran. Kuchen verkaufen, an der Kasse tippen und vor allem Gespräche mit den Kunden – das ist genau mein Ding“, sagt Angelina Hartmann und reicht lächelnd ein Zwiebelbrot über den Ladentisch.

In der Backstube arbeitet Josy Matthias als Konditorin im dritten Lehrjahr. Dringend sucht der Meister Bäcker. Wer sich ausprobieren möchte, kann in der Backstube ein Praktikum machen und im nächsten Jahr eine Ausbildung starten.
Die Ausbildungsmesse der Verbandsgemeinde Flechtingen findet am Mittwoch, 6. September, von 8 bis 14.30 Uhr im Innovationszentrum in Alt-Haldensleben (ehemals Stuhlfabrik) statt. Die Messe steht jeden zur Verfügung. Besucher aus nah und fern sind willkommen. 38 regionale Firmen sind vor Ort. Ansprechpartnerin ist Franziska Sand, Sachbearbeiterin im Hauptamt/Vergabestelle und Wirtschaftsförderin unter Tel.: 039054/986-122 oder per Mail unter f.sand@vg-flechtingen.de