Geschichte Behnsdorfer Heimatstube: Erinnerungsstücke der Familie Hohgräbe
Drei Räume prall gefüllt mit Dorfgeschichte umfasst die Behnsdorfer Heimatstube. Jüngstes Prunkstück ist ein Kinderwagen von 1917, in dem insgesamt 20 Kinder gelegen haben. Der Wagen war sogar mal im Fernsehen.

Behnsdorf - Dietmar Schrenke kann den Staubsauger noch nicht wegstellen. In den drei Räumen der Behnsdorfer Heimatstube ist viel zu saugen. Und das geht nur ganz vorsichtig, denn die alte Schule ist voller Exponate aus der Behnsdorfer Geschichte, kleiner wie großer. An die 20 Jahre gibt es die Heimatstube in Behnsdorf bereits, da sammelt sich viel an. „Wir sind froh, dass uns die Gemeinde die Räume überlassen hat“, sagt Dietmar Schrenke. Sonst wäre das gar nicht möglich. Entstanden ist die Idee vor vielen Jahren, als sich eine Gruppe Heimatfreunde öfter mal traf, gelegentlich auch zum Romméspielen.
Mit Inge Loose und Horst Baathe hat er begonnen, die Heimatstube aufzubauen, zunächst in einem Raum in der alten Schule hinter der Kirche. Viele Schautafeln sind entstanden über das Leben im Dorf. Dann kamen immer mehr Utensilien hinzu. Inzwischen sind drei Räume brechend voll mit Erinnerungsstücken aus dem dörflichen Leben.

Das meiste hat Dietmar Schrenke geholt, einiges haben die Behnsdorfer auch gebracht. Gerade erst war er in Magdeburg, um bei Eva Lorenzen viele Stücke aus ihrer Familiengeschichte in Empfang zu nehmen. Die Seniorin wollte, dass diese Stücke nach Behnsdorf zurückkommen, denn sie stammen von ihren Großeltern aus Behnsdorf. Berta und Hermann Hohgräbe haben an der Alten Sorge gewohnt, berichtet sie. Als Kind war sie oft hier und hatte auch lange noch eine Freundin in Behnsdorf.
Von einer alten Registrierkasse über Geschirr und Familiendokumente bis zu einem Kinderwagen von 1917 und einem Puppenwagen aus den 1920er Jahren erstreckt sich die Schenkung. Der Kinderwagen ist das interessanteste Stück, er hat eine lange und sogar dokumentierte Geschichte. In diesem Wagen haben 20 Kinder gelegen! 1986 reiste die Familie mit dem Kinderwagen nach Leipzig. Dort hat das DDR-Fernsehen die Sendung „Wenn schon, denn schon“ aufgenommen, und der Kinderwagen war mit anderen Oldtimern die Attraktion.
20 Babys fuhren im Kinderwagen von 1917
Berta und Hermann Hohgräbe haben den Wagen 1917 für ihren ersten Sohn Hermann in Essen gekauft, ein Jahr später sind sie zurück nach Behnsdorf gezogen. Hermann bekam noch drei Geschwister, die auch die erste Zeit ihres Lebens in diesem Wagen verbrachten. Danach wurde der Wagen an Familie Plock für ihre vier Kinder verborgt. Dann kam er zu Familie Feuerschütte für ihre drei Kinder. Als nächste lagen sechs Kinder der Familie Krull in diesem Wagen, der immer in Ehren gehalten und gut gepflegt wurde. 1966 kam er zurück in die Familie, und zwar nach Magdeburg zu Nahrstedts. Berta Nahrstedt war die jüngste Tochter von Berta und Hermann Hohgräbe. Das historische Stück kam allerdings erstmal auf den Boden, wurde jedoch 1979 wieder runtergeholt. Der Wagen bekam neue Reifen und ein neues Verdeck, denn er sollte wieder benutzt werden, und zwar für Urenkelin Susanne. „Susannchen verbrachte die Sommertage in dem Wagen im Garten, bis es Herbst wurde“, hat Eva Lorenzen aufgeschrieben. 1981 und 1984 lagen dann sogar noch Nachbarskinder darin. Baby Isabell war die Nummer 20.
Susanne hat später ihre Puppe hinein gesetzt. Auch der Hund der Nachbarn fand darin Platz, auf der Kante saß dann das zahme Huhn Berta, das immer in einem Karton mitreiste, wenn die Familie nach Behnsdorf fuhr. Susanne hat aber auch eifrig mit dem Puppenwagen aus den 1920er Jahren gespielt.
Nun ist der Kinderwagen wieder zurück in Behnsdorf und kann bestaunt werden. Eva Lorenzen hat die Geschichte aufgeschrieben. Die Erinnerungsstücke der Familie Hohgräbe hat Dietmar Schrenke in und um einen alten Schank verteilt.
Langsam wird der Platz knapp. Auch die Utensilien aus der alten Behnsdorfer Schule nehmen viel Raum ein. Schulbänke verschiedener Generationen stehen hier, sogar die Sprossenwand ist noch da. „Das war früher der Turnraum,“ weiß Dietmar Schrenke. Auch Barren, Bock und Pferd, Trampolin und vieles mehr stehen hier noch. Dazu kommt eine Wandkarte, Bücher und verschiedenes Unterrichtsmaterial. Es gibt unendlich viel zu entdecken.
Viele Utensilien aus der alten Schule gerettet
Neben Alltagsgegenständen ist das Spektrum breit von der alten Feuerwehruniform bis zum Brühtrog. Bei so manchem Exponat weiß kaum noch einer, wofür das einst gebraucht wurde, stellt der Heimatstuben-Chef immer wieder fest. Henning Hilbrecht hat über Jahre Zeitungsartikel über Behnsdorf gesammelt und damit verschiedene Ordner gefüllt.
Es gibt ein Fotobuch von der 900-Jahr-Feier zum Ansehen. Und wer Interesse an der Ortschronik von Behnsdorf hat, kann bei einem Besuch gern eine mitnehmen, lädt Dietmar Schrenke ein.

Die Heimatstube ist am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 10. September, von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet. Dietmar Schrenke öffnet aber auch gern auf Anfrage, zum Beispiel bei Familien- oder Klassentreffen.