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Bildung Neuer Lehrplan für Landwirtschafts-Fachschule

Die Fachschule für Landwirtschaft in Haldensleben passt ihren Lehrplan an. Ökologie und Nachhaltigkeit sind wichtige Punkte.

Von Ivar Lüthe 26.09.2018, 01:01

Haldensleben l Seit 1906 werden in Haldensleben Landwirte aus der Region und weit darüber hinaus ausgebildet. Vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Und damit auch bei der Ausbildung an der Fachschule. Stets ging sie mit der Zeit, passte ihren Lehrplan den Anforderungen der sich wandelnden Landwirtschaft an und machte sich damit einen Namen weit über die Grenzen der Region hinaus.

Nun ist es wieder so weit. Aktuell erarbeitet die Fachschule ein neues Curriculum, sprich einen neuen Lehrplan für die Fachschulausbildung der angehenden Landwirte. Bis zum nächsten Jahr soll der neue Lehrplan fertig sein. In der neuen Ausrichtung der Ausbildung spielen Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit eine große Rolle. In der politischen Diskussion ist derzeit ein eigener Ökofachschulgang.

Solch einen eigenen Fachschulgang würden die Haldensleber gern selbst anbieten, am Standort in Haldensleben etablieren. Die langjährige fundierte und anerkannte Ausbildung in Haldensleben spräche auch für den Standort, sagt Andrea Fritzsche, kommissarische Leiterin der Fachschule Haldensleben. Bei einem eigenen Ökofachschulgang würden die Fachschüler je zur Hälfte den öko- und den konventionellen Fachschulgang getrennt, die andere Hälfte der Ausbildung wie etwa beim Bereich Buchhaltung gemeinsam absolvieren.

„Mein Wunsch ist ohnehin, dass wir irgendwann da hin kommen, dass es keine Trennung mehr gibt, dass ökologische, nachhaltige Bewirtschaftung in das Bewusstsein einfließt“, sagt Andrea Fritzsche. Aus diesem Grund spielt das Thema Ökologie schon jetzt eine Rolle bei der Erarbeitung des neuen Lehrplanes. Bei der Neuausrichtung der Ausbildung orientiere sich die Fachschule an der Praxis. Mit den Landwirten, den Praktikern, sei man in engem Austausch, um zu erfahren, was sie aktuell als wichtig bei der Ausbildung erachten, was sie von den künftigen Absolventen erwarten, so Andrea Fritzsche.

Dass die Haldensleber Fachschule schon immer auch über den „Tellerrand“ hinaus schaut, zeigt ein Beispiel, das nun bereits seit einem Vierteljahrhundert besteht: Seit 25 Jahren pflegt die Bildungseinrichtung eine Partnerschaft mit einer Fachschule in der Schweiz. Die Initiative ging damals von der Schweizer Schule aus.

Seither gibt es einen regen Austausch zwischen den beiden Bildungseinrichtungen – und zwar ganz ohne Partnerschaftsvertrag, ohne Zwang. Ein Mal im Jahr besuchen sich Schülergruppen beider Einrichtungen. Im Frühjahr sind die Schweizer zu Gast in Haldensleben, im Herbst steht der Gegenbesuch an. So war es auch wieder in der vergangenen Woche. Hier waren Haldensleber Fachschüler in der Schweiz zu Gast.

Beide Seiten lernen durch den regen Austausch jeweils voneinander. Denn zwischen schweizerischen und deutschen Landwirtschaftsbetrieben gibt es teils deutliche Unterschiede, weiß Fachlehrer Harald Schulze, der sich seit vielen Jahr um den Austausch beider Bildungseinrichtungen als Organisator kümmert. In Deutschland sind die Betriebe größer, Ziel der Betriebe hier seien Leistungssteigerung und Kostenminimierung.

In der Schweiz hingegen, wo die Betriebe kleiner sind, stehe der Erhalt des Betriebes, aber nicht so sehr die Leistungssteigerung im Vordergrund. Zusätzliche Erwerbsfelder erschließen, Möglichkeiten der Direktvermarktung finden – das seien die Hauptziele der Betriebsleiter in der Schweiz, weiß Harald Schulze.

Auch ganz praktisch lernen die Haldensleber Fachschüler in der Schweiz: In jedem Jahr nehmen sie an einem Anbauwettbewerb in der Schweiz teil, müssen ein Weizenfeld nach schweizerischen Verhältnissen anlegen. Und dabei werden sie ganz schön herausgefordert, sagt Harald Schulze. Denn die Schüler müssen sich aus der Ferne heraus an völlig andere Verhältnisse anpassen. Dass das durchaus gelingt, zeigt, dass die Haldensleber Fachschüler den Weizen-Junior-Cup auch schon einige Male gewinnen konnten, sagt der Fachlehrer nicht ohne Stolz.

Neben dem ausbildungsspezifischen Inhalt der Exkursion sind auch der persönliche Kontakt mit Schülern und Lehrern an der Gasteinrichtung und ein (sozio)kultureller Aspekt von Bedeutung, um Gastland und -geber besser zu verstehen. Etwa 30 bis 35 Fachschüler aus Haldensleben reisen Jahr für Jahr in die Schweiz. Unterstützung erhält die Fachschule hier vom Landjugendverband, der den Austausch finanziell unterstützt.