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Coronavirus Gute Geschäfte mit Kartoffeln und Brot

Händler und Besucher des Wochenmarktes in Haldensleben geben sich trotz der Corona-Krise zuversichtlich.

18.03.2020, 11:25

Haldensleben l Säckeweise gehen die Kartoffeln am Stand von Marcus Blume am Dienstagvormittag weg. Auf zwei Paletten stapelt er sie. Nach drei Stunden Markt ist die eine Palette schon zum zweiten Mal leer. „Da habe ich nicht mit gerechnet“, sagt Blume. Etwa doppelt so viele Kartoffeln wie sonst habe er in den ersten Marktstunden auf dem Hagentorplatz verkauft, berichtet er. Auch Äpfel gingen dieser Tage an seinem Obst- und Gemüsestand gut weg. In dieser Woche mache er noch bessere Geschäfte als in der vergangenen, sagt Blume.

Dass er diese Woche überhaupt etwas verkaufen darf am Haldensleber Hagentorplatz, war zu Beginn der Woche nicht unbedingt sicher. Die Stadt hatte diverse Veranstaltungen abgesagt. Andere Städte, wie etwa Egeln im Salzlandkreis, überlegten ebenfalls, Wochenmärkte abzusagen. Montagnachmittag kam dann die Info aus dem Haldensleber Rathaus: Der Wochenmarkt am Hagentorplatz darf vorerst bleiben. Auch die Bundeskanzlerin empfahl am Abend, Wochenmärkte nicht abzusagen. Gestern Nachmittag stimmte die Landesregierung dem zu.

„Der Wochenmarkt sollte auf jeden Fall geöffnet bleiben“, sagt Harald Leidig. Der 73-Jährige ist zusammen mit seiner Frau Hannelore (71) aus Bülstringen zum Obstkauf nach Haldensleben gekommen. Angst vor dem Coronavirus? „Nein“, sagt Harald Leidig entschieden. „Ich fühle mich wie mit 50 Jahren, ich habe keine Angst“. Übertrieben seien die Reaktionen einiger Menschen in diesen Tagen, er verstehe nicht, was die Leute mit dem ganzen Klopapier wollten. Seine Frau pflichtet ihm bei: „Die Leute sind alle verrückt“.

Zum Wochenmarkt gekommen ist auch Barbara Herrmann. Die 79-Jährige wohnt in einem Pflegeheim in Althaldensleben, zusammen mit ihrem 85-jährigen Mann. Auch sie will Obst kaufen. Herrmann sagt: Um ihre Person habe sie keine Angst. Einige Bewohner ihres Pflegeheims seien aber durchaus ängstlich, auch ihr Mann, der einen Herzschrittmacher benötige. Dass sie im Pflegeheim keine Besucher mehr empfingen, die Schul- und Kitaschließungen, all das findet Herrmann angemessen in der derzeitigen Situation.

Zur Risikogruppe gehört auch die Frau, die mit Mundschutz über den Platz hastet, nachdem sie eilig etwas Gemüse gekauft hat. Sie habe Asthma, berichtet die 58-jährige Haldensleberin. Und ja, sie habe ein bisschen Angst. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen, sie komme sich etwas dumm vor mit dem Mundschutz, sie sei aber eben auch stärker gefährdet als andere. Frisches Gemüse auf dem Markt zu kaufen, sei ihr dennoch wichtig.

Zufrieden ist an diesem Vormittag auch die Backwarenverkauferin des Wochenmarktes, Inke Lütkemüller. „Die Leute kaufen mehr Brot als sonst“, berichtet sie. Dienstags bis sonnabends ist sie für die Bäckerei Freund aus Beetzendorf auf Wochenmärkten. Am Freitag, berichtet Lütkemüller, sei ein Kunde „im Ganzkörperkondom“ da gewesen, den Körper weitgehend in Plastik gehüllt. Zum Abschied ruft sie ihren Kunden zu: „Bleiben Sie gesund!“

Hätte Jens Reinecke ein Lederwarengeschäft, müsste er es nach der jungsten Verordnung des Landes schließen. Reinecke verkauft seine Lederwaren aber auf dem Wochenmarkt, der bleiben darf. Wenn ihm der Verkauf auf Märkten untersagt werde, habe er keine Einnahmen mehr, sagt der Haldensleber. Er hofft, dass es nicht so kommt. „Ich bin optimistisch“, betont Reineke.