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Coronavirus Haldensleber Einzelhandel im Krisenmodus

Zu den Helden der Coronakrise gehören Mitarbeiter im Einzelhandel. Auch in Haldensleben arbeiten sie in diesen Tagen am Limit.

26.03.2020, 23:01

Haldensleben l Heidemarie Maaß findet klare Worte zum Angebot der Politik, ihren Edeka-Markt am Gänseanger nun auch sonntags zu öffnen: „Wir werden nicht aufmachen“, sagt die Marktleiterin entschieden. „Ich muss meine Leute schützen, die müssen auch mal runterkommen“, betont sie.

Etwa 65 Beschäftigte hat der Edeka-Markt am Gänseanger. Zwei sind erst in dieser Woche dazugekommen, zwei Sicherheitsleute. Seit Montag überwachen sie, dass nicht zu viele Kunden die Verkaufsräume betreten und die Sicherheitsabstände eingehalten werden. Mindestens eineinhalb Meter müssen die Kunden voneinander Abstand halten, so ist es vorgeschrieben.

Das Sicherheitskräfte zur Abstandskontrolle hilfreich sind, hat sich kürzlich in Barleben gezeigt. Weil ein Mann dort an einer Supermarktkasse nicht genug Abstand halten wollte, geriet er mit einem anderen Mann in Streit. Laut Polizeibericht vom Sonntag endete der Disput in einer Prügelei.

Derartige Vorfälle hat es im E-Center Haldensleben laut Maaß nicht gegeben. „Bisher gab es keine ernsten Anfeindungen“, berichtet sie. Die Sicherheitsleute würden auch nicht mit Strenge auf genaue Abstände beharren, aber doch darauf hinweisen. Gruppen sei es derzeit nicht gestattet, den Markt zu betreten, berichtet die Marktleiterin.

Maaß will keinen Zweifel lassen, dass ihr der Mitarbeiterschutz in diesen Tagen sehr wichtig ist. „Wir arbeiten nun schon längere Zeit am Limit“, betont sie. Wann immer es Stunden gibt, in denen nicht viel los ist, könnten ihre Beschäftigten derzeit nach Hause gehen. Besondere Rücksicht nehme sie auf Mitarbeiter, die neben ihrer Arbeit die Kinderbetreuung regeln müssten, versichert sie.

Auch andere Lebensmittelhändler betonen in diesen Corona-Krisentagen die besondere Leistung ihrer Beschäftigten. Die Rewe-Gruppe, zu der auch Penny gehört, hat Bonuszahlungen für Mitarbeiter angekündigt. Aldi bedankt sich mit einem TV-Spot bei seinen mehr als 83.000 Mitarbeitern in Deutschland. In der aktuellen Krise würden sie „Außerordentliches“ leisten, heißt es dazu vom Unternehmen. Die nun erlaubten Öffnungszeiten am Sonntag will auch Aldi nicht nutzen. „Unsere Mitarbeiter brauchen Ruhephasen, um Kräfte zu sammeln, sich zu erholen, Zeit mit ihren Partnern und Familien zu verbringen“, heißt es dazu von Aldi Nord.

Auch der Kaufland-Markt an der Friedrich-Schmelzer-Straße wird sonntags geschlossen bleiben. Zum Schutz der Mitarbeiter bittet das Unternehmen in diesen Tagen darum, mit Karte zu zahlen. Mit Plakaten und Bodenmarkierungen werde darauf hingewiesen, während des Einkaufs zwei Meter Abstand zu Kunden und Mitarbeitern einzuhalten, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Nicht nur die Lebensmittelhändler haben wegen massiver Hamsterkäufe derzeit viel zu tun. Auch in Drogerien gab es zuletzt vermehrt Warteschlangen und leere Regale. Die Drogeriekette Rossmann sieht dennoch davon ab, Filialen am Sonntag zu öffnen. „Für Sonderöffnungszeiten sehen wir derzeit keine Notwendigkeit“, heißt es vom Unternehmen auf Nachfrage. Gleichsam sei man sich der grundsätzlichen Verantwortung für die Gesellschaft bewusst: „Sicherlich hat Rossmann, zusammen mit den anderen Handelsunternehmen, die wichtige Rolle, die Warenversorgung in Deutschland weiterhin zuverlässig zu gewährleisten“, heißt es in der Mitteilung der Drogeriekette. Eben deswegen sei es „auch wichtig, Verantwortung für die Menschen im Lebensmittel- einzelhandel zu übernehmen, die unermüdlich anpacken.“

Angepackt wird auch in der Roland-Apotheke an der Gerikestraße. Wie Inhaber Alfred Schmidt berichtet, produziere die Apotheke seit vergangener Woche selbst Desinfektionsmittel. Mehr als 500 Liter hätten sie bereits hergestellt. Beliefert würden damit Firmen und Institutionen der Region, erläutert Schmidt.

Um seine rund 20 Mitarbeiter zu schützen und gleichsam für die Kunden da zu sein, hat Schmidt einen „Pandemie-Plan“ erstellt. So gebe es nun für die Mitarbeiter an den Kassen im Verkaufsraum einen separaten Pausenraum, Lieferanten müssten ihre Ware nun am Eingang abstellen.

„Wir tun, was wir können“, versichert Schmidt. Auch er will sonntags nicht öffnen. „Die Kollegen müssen sich auch mal einen Tag in der Woche ausruhen können“, sagt er.