1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Fit in der Sprache der neuen Heimat

Deutschkurs Fit in der Sprache der neuen Heimat

Integration funktioniert nicht ohne Sprache. Die Kreisvolkshochschule Haldensleben bietet deshalb erfolgreich Deutschkurse an.

Von Marita Bullmann 10.05.2016, 01:01

Haldensleben l Seit September haben die Frauen und Männer gemeinsam die Schulbank gedrückt und Deutsch gelernt. Miteinander reden konnten sie auch nur in der deutschen Sprache, denn jeder von ihnen kommt aus einem anderen Land. Den ersten Teil des Integrationskurses an der Kreisvolkshochschule (KVHS) haben sie jetzt geschafft und sind stolz auf ihre Zertifikate. Doreen Lefèvre, Programmbereichsleiterin an der KVHS, die den Kurs unterrichtet hat, freut sich mit ihren Schülern.

Senay Colak hatte es besonders schwer. Die Türkin kam in den Kurs, ohne ein Wort deutsch zu sprechen. Ihr Mann kam nach Deutschland zum Arbeiten und hatte bereits Deutschkenntnisse. Doch auch Senay Colak hat das Ziel erreicht. Die Philippinerin Ginger Kraft, sie lebt seit acht Monaten in Deutschland, und die Kenianerin Veronicah Wambi Macharia Weißschnur, die doppelt so lange hier wohnt, hatten bereits Vorkenntnisse. Sie haben deutsche Ehemänner und mussten die Sprachprüfung A1 in ihrem Heimatland nachweisen, um ein Visum für Deutschland zu bekommen. Auch Juliana Reboucas Rettke hat einen deutschen Ehemann. Die Brasilianerin hat vor wenigen Wochen ein Baby bekommen und trotzdem eifrig gelernt und ihre Prüfung bestanden.

Yuzi Wang aus China und Sakibe Behluli aus dem Kosovo leben seit 13 Jahren in Deutschland. „Sprechen ist gut“, sagt Yuzi Wang, „aber Lesen und Schreiben reicht nicht.“ Deshalb hatte sie sich für den Kurs angemeldet. Sakibe Behluli erzählt dasselbe.

Doppelschichten hat Melita Zaper hinter sich. Denn sie hat vormittags gelernt und nachmittags gearbeitet. „Ich bin jetzt im Himmel“, versichert sie strahlend mit ihrem Zertifikat in der Hand. Und sie möchte sich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben – bei den Lehrerinnen in der Kreisvolkshochschule, bei ihren Kollegen im Pflegeheim Hagenhof und besonders bei ihrem Chef Detlef Schmahl. Er habe es möglich gemacht, dass sie arbeiten und lernen konnte, erklärt sie. Es war gut organisiert. Melita Zaper ist erst vor einem Jahr mit ihrem Mann aus Kroatien nach Deutschland gekommen. Ihr Mann lernt Deutsch übers Internet, sagt sie, denn er arbeitet in drei Schichten und kann den Kurs nicht besuchen. Jetzt kann sie ihm beim Lernen helfen, ergänzt sie mit einem Lachen.

Annamarija Namlic aus Slowenien ist mit ihrem Freund nach Deutschland gekommen, der hier Arbeit bekommen hat. Sie hat sich schon in Magdeburg für den nächsthöheren Deutschkurs, für die Sprachprüfung B2, angemeldet. In Haldensleben wird diese Sprachausbildung derzeit nicht so kompakt angeboten wie in der Landeshauptstadt. Nach diesem Sprachkurs will Annamarija Namlic eine Ausbildung zur Physiotherapeutin machen, erzählt sie.

Den Deutschkurs in Magdeburg werden wohl auch die beiden Männer im Kurs belegen – Yaman Baccora aus Syrien und Loghman Moloudi aus dem Iran. Loghman Moloudi ist in den Kurs erst einen Monat später eingestiegen.

Erst im Oktober sei die Regelung in Kraft getreten, dass Migranten aus Syrien, Eritrea, Iran und Irak Anspruch auf diesen Kurs haben, erzählt Katrin Kunze, Programmbereichsleiterin Integration, Deutsch als Fremdsprache, an der KVHS. Der 25-Jährige, der in seiner Heimat als Bauingenieur gearbeitet hat, lebt seit 13 Monaten in Deutschland und hat von Anfang an deutsch bei Youtube gelernt und immer wieder in der KVHS nach einem Kurs nachgefragt. „Ich finde keine Arbeit, wenn ich den Nachweis nicht habe“, sagt er. Jetzt ist er einen Schritt weiter.

Yaman Baccora, der vor 16 Monaten nach Deutschland kam, hat inzwischen auch sein Ingenieursdiplom bei der Industrie- und Handelskammer vorgelegt, wie er berichtet. Er hat in der Industrie gearbeitet, braucht aber für eine Arbeit in Deutschland auch noch weitere Sprachkenntnisse. Doch der Weg ist geebnet.