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Dürre Hundisburger Imker müssen Bienen füttern

Die Imker rund um Hundisburg haben ein durchwachsenes Jahr zu verzeichnen. Die Bienen konnten für sich selbst keinen Nahrungsvorrat anlegen.

Von Marita Bullmann 16.08.2018, 01:01

Hundisburg l „Für die Imker ist 2018 ein durchwachsenes Jahr“, sagt Ralf Bertram, Vorsitzender des Haldensleber Imkervereins „Paul Koch“ und Urenkel des Namensgebers. Aus dem Verein hat er von Erträgen von 7 bis 60 Kilogramm Honig je Volk gehört. Das langjährige Mittel liegt bei 41 Kilogramm.

Ralf Bertram ist mit Bienen groß geworden. Seine Familie steht für die Imkerei wie keine andere in der Region. Die Imkerei begann sogar schon zwei Generationen vor seinem Uropa Paul Koch. Genauer gesagt mit dem Forstaufseher Christian Koch aus Althaldensleben, der 1862 den Bienenzuchtverein zu Hundisburg mit begründete. Während für ihn und seinen Sohn die Imkerei noch Nebenerwerb war, meldete sein Enkel Paul Koch 1909 eine Berufsimkerei an. Er ist sogar mit Bienenvolk in den Ersten Weltkrieg gezogen. Und er hat weitere Imker ausgebildet.

Die Liebe zu den Bienen und auch das Wissen über die Bienen wird in Ralf Bertrams Familie von einer Generation auf die andere weitergegeben. Er begann, sich als Achtjähriger für die Bienenzucht zu interessieren, hatte sein erstes Bienenvolk mit 13. Inzwischen wächst der neunjährige Enkel Leon in die Imkerei hinein, hilft dem Opa auch schon beim Umsetzen der Bienenvölker. Denn Ralf Bertrams Bienen stehen nicht nur in Hundisburg, wo sich seine Imkerei befindet. Sie stehen an vielen Orten im ganzen Landkreis und auch darüber hinaus.

Genau kann Ralf Bertram, der sich seit Jahren auch als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Imker engagiert, das Bienenjahr erst zum Jahresende einschätzen. Erst wenn es kühler ist, können beispielsweise Milben bekämpft werden, die den Bienen schaden. Doch schon jetzt steht fest, dass die Bienen in diesem Jahr nicht für sich selbst vorsorgen konnten, erklärt er: „Wir müssen die Bienen jetzt füttern mit einem dünnflüssigen Zuckersaft, denn es ist kein Nektar da.“ Die Imker müssen gut aufpassen, müssen die Bienen zur Brut anreizen, weiß Ralf Bertram, „denn nur die jungen Bienen gehen über den Winter.“

2018 ist das Nahrungsangebot für die Bienen problematisch. Die Linde auf dem Postplatz hat schon am 9. Mai geblüht, erinnert sich der Imkermeister, der auch zu den 80 Praktiker-Beratern im Bundeslandwirtschaftsministerium gehört. In anderen Jahren würde die Linde Mitte Juni blühen, sagt er. Die Robinie hat nur eine Woche nach der ersten Linde geblüht. Und als er sich Anfang April den Raps angesehen hatte und dachte, es sei noch Zeit für die Bienen, schlug die Situation schnell um, der Raps bekam nur eine Notreife. Alles blühte viel zu kurz und zu viel gleichzeitig, für die Bienen war die Zeit gegenüber anderen Jahren zu kurz zum Nektarsammeln.

Jetzt im August müsste Steinklee und Gelbklee blühen, doch die Wiesen sind trocken, meint der 53-Jährige. Ralf Bertram ist froh darüber, dass einige Landwirte in den vergangenen Jahren Blühstreifen an ihren Äckern angelegt haben. Sonst sähe es für die Bienen noch schlimmer aus. Jetzt ist Kräuterzeit, „der Fenchel ist okay, der Thymian nicht aufgelaufen, der Majoran zwei Zentimeter hoch.“ Hätte der selbstständige Imkermeister nicht seine Völker über ein großes Territorium verteilt, würde er seine Bienen nicht durchbekommen.

Ralf Bertram wollte auch in diesem Jahr wieder Bienenvölker in die Colbitz-Letzlinger Heide bringen. Doch vor fast vier Wochen kam eine Absage, „es ist zu trocken und die Heide blüht nicht.“ Erste Völker hat er inzwischen auch im Drömling. Und er will auch das Grüne Band für seine fleißigen Arbeitsbienen nutzen. Den Antrag hat er gestellt.

Die Landwirte beklagen eine schlechte Ernte. Doch bei der Trockenheit konnten sie wenig zugelassene Mittel einsetzen, die für die Bienen gefährlich werden könnten, meint Ralf Bertram. Das sei wiederum positiv für die Bienenbestände.

Ralf Bertram freut sich, dass sein Verein immer weiter wächst, er hat fast 100 Mitglieder aus dem ganzen Landkreis. Damit ist der Haldensleber Verein der drittstärkste nach Magdeburg und Halle. Und die aktiven Mitglieder werben kräftig für ihr Hobby. Jörg Ackermann und weitere Akteure richten im Gartenverein Lindenallee in Althaldensleben einen Schauerlebnisgarten her, der für die Bienenzucht werben soll. Michael Schulze begeistert in Klein Wanzleben in einer Arbeitsgemeinschaft in einer Schule Mädchen und Jungen für dieses Hobby. Ralf Bertram bietet in den Herbstferien wieder einen einwöchigen Kurs für Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren an. Und das sind nur einige Beispiele.