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Einzelhandel Einkäufe für 105,5 Millionen Euro

Das Einzelhandelskonzept für Haldensleben ist überarbeitet worden. Es enthält Hinweise, um die "Einkaufsinnenstadt" weiter zu entwickeln.

Von Jens Kusian 11.03.2019, 00:01

Haldensleben l Für satte 105,5 Millionen Euro haben die Kunden 2018 im Haldensleber Einzelhandel eingekauft. Also rein rechnerisch. „Damit liegt die Kaufkraft zwar immer noch unter dem Bundesdurchschnitt, aber höher als im Schnitt Sachsen-Anhalts“, macht Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann deutlich.

Er stützt sich bei den Zahlen auf eine Bestandserhebung, die das Büro Stadt und Handel aus Leipzig für die Neufassung des Einzelhandelskonzepts erstellt hat. Das bisher gültige Konzept stammt aus dem Jahr 2004, nun liegt ein neuer Entwurf vor. „,Handel ist Wandel‘ – die tiefgreifenden Veränderungen in der Einzelhandelslandschaft machen auch vor der Stadt Haldensleben nicht Halt. Geschäftsmodelle verändern sich, immer mehr Menschen erledigen ihre Einkäufe online und was gestern ein Renner war, kann morgen schon ein Ladenhüter sein. Vor diesem Hintergrund war die Überarbeitung des aus dem Jahr 2004 stammenden Einzelhandelskonzeptes notwendig“, erklärt Zimmermann.

Die Eckdaten der Bestandserhebung würden deutlich den Konzentrationsprozess unterstreichen, der im Einzelhandel stattfindet. „Während sich die gesamte Verkaufsfläche aller Betriebe seit 2004 von 52.900 auf 53.800 Quadratmeter sogar leicht erhöhte, ging die Zahl der einzelnen Betriebe von 213 auf 148 zurück“, so der Pressesprecher weiter.

Das Leipziger Büro hat zudem festgestellt, dass Haldensleben nach wie vor der Einkaufsmagnet für das Umland sei. Vor allem die Ausstattung mit Geschäften, die Nahrungs- und Genussmittel, Kosmetik, Apotheken, medizinischen Bedarf oder Pflanzen, Garten- und Baumarktartikel im Sortiment führen, sei überdurchschnittlich und ziehe Kunden aus dem Umland in die Stadt. Speziellere Sortimente seien hingegen eher unterdurchschnittlich vertreten. Nach Feststellung der Standortplaner wirke sich hier die Nähe der Landeshauptstadt Magdeburg und der Einkaufs-center auf der grünen Wiese aus.

Das neue Konzept enthält eine Vielzahl an Anregungen und Hinweisen, wie die vorhandenen Zentren, vorrangig die „Einkaufsinnenstadt“ weiter zu entwickeln sind. Eine Zukunftsstrategie müsse nach Ansicht der Gutachter sein, wieder einen echten Kundenmagneten am Marktplatz zu etablieren, (zu) kleine Geschäfte zu größeren Flächen zusammenzulegen und den klassischen Einzelhandel mit Dienstleistungsangeboten zu verbinden.

Neben der Bestandsaufnahme und den Hinweisen zur Weiterentwicklung stelle das Einzelhandelskonzept eine wichtige Grundlage zur Beurteilung von Neubauvorhaben dar, sagt Lutz Zimmermann. „Hierzu plant die Verwaltung auf Grundlage des Konzeptes nun einen Bebauungsplan für die gesamte Stadt zu entwickeln, der dann verbindlich festlegt, welche Betriebe sich an welcher Stelle ansiedeln oder erweitern können“, betont er. Dies soll laut Zimmermann unter anderem dazu dienen, die „Einkaufsinnenstadt“ sowie die Nahversorgungszentren Süplinger Berg und Althaldensleben nicht weiter zu schwächen.

Das Einzelhandelskonzept liegt nach dem entsprechenden Stadtratsbeschluss vom 15. März nun bis zum 12. April im Bürgerbüro öffentlich aus. Im Juni soll das 112 Seiten starke Papier dann vom Stadtrat beschlossen werden.

Als eine Art Vorarbeit zum Einzelhandelskonzept kann auch das Zentrumstraining betrachtet werden. Im Jahr 2016 ist das auf drei Jahre angelegte Projekt ins Leben gerufen worden. Die Stadt hatte das Unternehmen Consilium aus Berlin beauftragt. Als Ziel ist ausgegeben worden, die Haldensleber Händler in Sachen Marketing so fit zu machen, dass sie nach Ablauf der drei Jahre in Eigenregie weitermachen können sollten. Dafür hatte die Stadt rund 230.000 Euro inklusive Fördermittel eingeplant.

„Der Zentrumstrainer hat mit den von ihm in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung aufgeworfenen Denkanstößen die Innenstadt wieder in den Fokus gerückt, neue Denkmodelle für die Nutzung des Roland-Kaufhauses entwickelt und unter anderem den Stadtrat davon überzeugt, einen City-Manager als ,Kümmerer für die Innenstadt, einzustellen“, so das Resümee von Lutz Zimmermann. Allerdings ist das Projekt früher ausgelaufen als geplant, weil die Fördermittel ausgeblieben sind.

„Die Ergebnisse des Zentrumstrainings, die Ergebnisse einer eigenen Erhebung und die Erkenntnisse aus dem überarbeiteten Einzelhandelskonzept fließen derzeit ein in ein Handlungskonzept, das die Aufgaben des Citymanagers umreißt und das in der Abteilung Stadtmarketing und Kommunikation erarbeitet wird“, so Zimmermann weiter.

Gerade das Thema Neuansiedlungen im Einzelhandel ist in jüngster Zeit von einigen Innenstadthändlern kritisiert worden. Sie sehen dabei auch die Stadtverwaltung in der Pflicht. „Neuansiedlungen zu begleiten und/oder zu befördern, ist eine der sich aus diesem Handlungskonzept ergebenden Aufgaben, die der Abteilung Stadtmarketing und Kommunikation obliegen und die wir auch in der Vergangenheit bearbeitet haben“, erklärt Lutz Zimmermann. „Mehrere Ansiedlungen beziehungsweise Unternehmensnachfolgen konnten durch die Wirtschaftsförderin maßgeblich initiiert werden. Es handelt sich zudem um eine Aufgabe, die der City-Manager unter anderem wahrzunehmen hat.“