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Falken Wildtiere leben friedlich zusammen

Ein Blick hoch auf den Turm der Haldensleber St. Marienkirche lohnt sich. Dort brüten Turm- und Wanderfalken in diesen Tagen.

Von Michelle Kosub 17.06.2020, 01:01

Haldensleben l „Es ist eine Eigenart, dass Turm-und Wanderfalken an einem Ort brüten“, sagt der von der Unteren Naturschutzbehörde eingesetzte Betreuer aus Haldensleben. Seinen Namen möchte er nicht unbedingt in der Volksstimme lesen. Durch seine langjährige Erfahrung und Mitglied des Verbandes Deutscher Falkner weiß er genau, wie er mit den Falken auf dem Kirchturm umzugehen hat.

In zehn Meter Höhenunterschied haben die Turm-und Wanderfalken ihren Brutplatz im Kirchturm ausgewählt. Normalerweise, erklärt der Falkenbetreuer, könnte der Wanderfalke den kleineren Turmfalken angreifen. Doch hier leben die beiden Falkenpärchen mit ihren Jungen friedlich als Nachbarn zusammen.

Der Wanderfalke brütet auf der Ostseite des Turmes. Von unten ist dies gut zu erkennen, da vor der Brutstätte, die ins Innere des Turmes ragt, ein Balkon angebracht ist. Das dient dazu, dass die kleinen Jungvögel bei ihren Flugversuchen nicht von ihren Geschwistern aus der Nisthöhle geworfen werden. So können sie jetzt aus der Höhle auf den Balkon heraustreten, sich die Umgebung anschauen und ballieren, erläutert der Falkenkenner. Ballieren bedeutet, dass die Falken mit ihren Flügeln schlagen und hoch springen. Denn momentan befinden sich die drei Jungvögel in der Bettelflugperiode. „Sie sind ständig im Flug von der Marienkirche zum Teleturm in Kronesruhe und werden unter anderem auch von dort aus versorgt“, so der Betreuer. Am 11. Mai wurden die Jungvögel beringt. „Die Wanderfalken werden beringt, weil sie noch einen besonderen Schutzstatus genießen“, sagt der Falkner. Denn diese Falkenart steht auf der Liste der stark gefährdeten Tiere.

Bei ihren Flugversuchen am 21. Mai ist ein Jungvogel abgestürzt und in der Burgstraße gelandet. Ein Nachbar bemerkte laute Krähengeräusche und entdeckte den jungen Wanderfalken. Sofort wurden Pfarrer Matthias Simon und der Haldensleber Falkenbetreuer kontaktiert und brachten das Tier unverletzt in zu seinem Familienverband auf den Turm zurück. Es könne schon passieren, dass sich ein Jungvogel bei seinen Flugversuchen verletzt, erklärt dazu der Falkenkenner. Das liege an dessen Gefieder, welches noch nicht so ausgeprägt ist. In solchen Fällen wird Tierarzt Andrés Pohl aus Haldensleben kontaktiert, der sich dann um die jungen Falken kümmert

Von den ersten Flugversuchen sind die Jungvögel des Turmfalkenpaares noch etwas entfernt. Sie hocken noch im Nest ihrer Eltern, bis sie flügge werden. Der Brutkasten befindet sich auf der nördlichen Seite, auf Höhe der alten Türmerwohnung, Richtung Ohre-Niederung. Seit zwei Jahren brütet der Turmfalke an diesem Platz. Wegen der Sanierung des Kirchturms 2018 bauten die Experten diesen Brutplatz extra für den Wanderfalken als Ausweichquartier. Doch dieser wich auf eine andere Brutstätte bei Bülstringen aus. Dafür fand der Turmfalke Gefallen an diesem Heim.

Damit die Falken während der Brutzeit nicht gestört werden, sind die Brutkästen so verschlossen, dass niemand außer Pfarrer Simon und der Falkner sie öffnen können. „Die Untere Naturschutzbehörde hat diese Kästen finanziert und kümmert sich viel um den Artenschutz des Wanderfalken“, sagt der Falkenbetreuer

„Es ist was Wunderschönes, das man dazu beigetragen hat, die Brut hochzuziehen und den Wanderfalken in der Natur zu sehen“, sagt der Betreuer der Falken. Er ist Matthias Simon sehr dankbar, dass die Falken auf dem Turm der Marienkirche leben dürfen. Der Pfarrer findet es faszinierend, dass die Falken sich trotz der Bauarbeiten nicht vom Brüten abhalten ließen.

Wenn Passanten ein herunter gefallenes Jungtier entdecken, dann können sie sich beim Pfarrer melden.