Historisches Gebäude in der Börde „Friedenseck“ und altes Kino in Haldensleben sollen abgerissen werden - Wird es wieder aufgebaut?
Das ehemalige Kino „Roland-Lichtspiele“ in Haldensleben und die daran hängende Gaststätte verfallen mehr und mehr. Nun soll etwas passieren. Abriss und Neubau stehen an. Aber was soll gebaut werden?

Haldensleben. - An der Hagenstraße/Ecke Jungfernstieg in Haldensleben steht ein riesiger Gebäude-Komplex, der vielen Einheimischen ein Dorn im Auge ist. Der Grund: Die ehemalige Gaststätte „Friedenseck“ mit angrenzendem Kinosaal verfällt seit Jahren und hat sich zu einem regelrechten Schandfleck im Stadtbild entwickelt. Doch das soll sich bald ändern. Denn das „Friedenseck“ soll abgerissen werden.
„Wir hatten bereits 2022 ein Gespräch mit den Eigentümern, die uns damals erklärten, dass sie einen Neubau planen“, berichtet Haldenslebens Bauamtsleiter Holger Waldmann. Ihm zufolge sei der Abriss des ehemaligen „Friedensecks“ die einzige Option, denn eine Sanierung komme aufgrund des desolaten Zustands des Hauses nicht mehr infrage.
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Altersgerechtes Wohnen
Holger Waldmann zufolge hätten die Eigentümer des Komplexes, der auch einen ehemaligen Freilicht-Kino-Garten beinhaltet, vor zwei Jahren ihre Idee im Stadtrat vorgestellt. So wollten sie „eine altersgerechte Wohnbebauung“ umsetzen, erzählt der Bauamtsleiter. Das Projekt sei jedoch an der Finanzierung gescheitert. Damals habe man den Vorhabenträgern zusätzlich die Auflage erteilt, schonend mit den Bäumen umzugehen, die in dem früheren Garten des „Friedensecks“ beziehungsweise der „Roland-Lichtspiele“ stehen. Sie seien ortsbildprägend, so Waldmann.
Die Stadt Haldensleben habe bereits 2022 Fördermittel für den Abriss des „Friedensecks“ beantragt und diese im Rahmen des Förderprogramms „Lebendige Zentren“ Ende 2023 auch erhalten. Dadurch stehen rund 150.000 Euro, die zu jeweils einem Drittel vom Land, vom Bund und von der Stadt gezahlt werden, für die Beseitigung des Hauses zur Verfügung. Die Stadt Haldensleben trägt also 50.000 Euro. Auch für den Abriss des Roland-Kaufhauses habe es solch eine Förderung gegeben, erläutert Holger Waldmann.
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Denn die Zukunft beider Grundstücke verändert jeweils das Erscheinungsbild der Stadt an prominenten Stellen. Das „Friedenseck“ stehe genau an einem stark frequentierten Eingangstor zur Altstadt, so ist es auch im Stadtentwicklungskonzept für Haldensleben nachzulesen. Mit der Nähe zu Bahnhof und Bahnhofsvorplatz biete der Standort „viel Potenzial für die Entwicklung und Aufwertung des gesamten Quartiers, vorrangig im Zusammenhang mit neuen Wohnangeboten“.
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Letztes Kino in der Stadt
Laut Holger Waldmann stehen die Fördergelder im Haushalt zur Verfügung. Nun warte die Stadt darauf, dass die Eigentümer ihr überarbeitetes Konzept vorlegen und der Abriss beginnt. Ob die Idee von altersgerechten Wohnungen noch aktuell sei, darüber habe der Bauamtsleiter keine Kenntnis.
Die Geschichte des Gebäudekomplexes an der Hagenstraße/dem Jungfernstieg startete, als 1876 der Gasthof „Fürst Bismarck“ erbaut wurde. Wie das Kreis- und Stadtarchiv Haldensleben der Volksstimme für eine frühere Berichterstattung mitgeteilt hatte, erhielt der Saal des Gasthauses 1914 einen Anbau für gelegentliche Kinovorführungen. Daneben gab es auch Konzerte. Später wurde auch das Außengelände für Freilicht-Kino-Vorführungen hergerichtet.
1966 wurde das Hotel mit Gaststätte „Fürst Bismarck“ zur HO-Gaststätte „Friedenseck“. Die Roland-Lichtspiele waren nach der Wende nach bisherigem Kenntnisstand das letzte Kino in Haldensleben. 1991 gingen die Roland-Lichtspiele in den Besitz der UFA über. Doch diese Episode war kurz. Am 1. Februar 1992 folgte die Schließung, kurz darauf die Wiedereröffnung unter einem neuen Pächter. 1997 fiel der letzte Vorhang – sowohl im Gasthaus als auch im Kino. Seitdem verfallen das Gebäude und das Gelände zusehends.