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Gesundheitstag Einer unterschätzten Gefahr auf der Spur

Reger Betrieb hat in der Kulturfabrik Haldensleben geherrscht. Dort veranstaltete der Schulungsverein Ohrekreis seinen Gesundheitstag.

Von André Ziegenmeyer 30.10.2017, 00:01

Haldensleben l Überall im Erdgeschoss stehen Info-Stände. Ob Orthopädie-Schuhmacher, Apotheke, Selbsthilfegruppe oder Optiker: Sie alle stehen für Fragen der Besucher bereit. Auch der Schulungsverein Ohrekreis selbst ist mit einem Stand vertreten. Dort können Gäste ihren Blutdruck und ihren Blutzuckerspiegel bestimmen lassen.

Jedes Jahr widmet sich der Regionale Gesundheitstag einem bestimmten Aspekt der Volkskrankheit Diabetes. Dieses Mal stand das entsprechende Fußsyndrom im Mittelpunkt. „Das ist ein Thema, das oft vernachlässigt wird“, sagte Ulrike Grotjohann, Allgemeinmedizinerin und Vorstandsvorsitzende des Schulungsvereines in ihrer Begrüßung. Dabei ist die Bedeutung hoch: Laut Grotjohann leiden in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen an Diabetes. Darunter sind viele, die es selbst gar nicht wissen. Rund 15 Prozent der Diabetiker entwickelten im Laufe ihres Lebens in Folge ihrer Erkrankung schmerzlose, schlecht heilende Wunden an den Füßen. Am häufigsten treffe es Patienten mit dem Diabetes-Typ 2 (auch Zuckerkrankheit genannt).

Verschiedene Referenten machten beim Gesundheitstag auf unterschiedliche Aspekte dieses Leidens aufmerksam. „Die Gesundheit stellt einen unbezahlbaren Schatz dar“, betonte zunächst Haldenslebens zweite stellvertretende Bürgermeisterin Carola Aust in ihrem Grußwort. Dank Früherkennung und Therapie könnten auch kranke Menschen das Leben genießen. In diesem Zusammenhang dankte sie dem Schulungsverein Ohrekreis für sein Engagement. In den letzten Jahren habe der Verein fast 3000 Ärzte und Pflegekräfte geschult. „Der Beitrag, den Sie für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft leisten, kann nicht hoch genug geschätzt werden“, so Carola Aust.

Annett Biedermann, Präsidentin des Deutschen Verbandes für Podologie, widmete sich zunächst der Frage, was genau Podologie eigentlich sei. Antwort: Die nichtärztliche Heilkunde am Fuß. Eine Hauptaufgabe sei dabei die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms. Annett Biedermann betonte, dass bei der Behandlung von Diabetes die Bedeutung der Füße zu selten thematisiert werde - auch wenn sich allmählich eine Wende abzeichne. „Das diabetische Fußsyndrom ist eine Folgeerkrankung, die einen langen Zeitraum hatte, sich zu entwickeln, wenn der Blutzuckerspiegel dauerhaft hoch ist“, so die Podologin. Darüber hinaus sei Diabetes eine komplexe Erkrankung. Um eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten, müssten sich Ärzte, Podologen und andere Beteiligte möglichst engmaschig vernetzen. Welche Formen das diabetische Fußsyndrom annehmen kann, belegte Annett Biedermann mit eindrücklichen Bildern.

Auch die Fachärztin für Innere Medizin, Ernährungsmedizin und Diabetologie Katrin Krause betonte die Bedeutung der Prävention. „Die beste Wundtherapie ist die, die keine Wunden entstehen lässt“, erklärte sie. Dabei seien Fußpflege und spezielles Schuhwerk wichtig. Andererseits gebe es immer mehr und immer jüngere Diabetiker. Die Zahl der Fußamputationen steige. 2003 seien es rund 30.000 gewesen. 2017 würden es voraussichtlich 60.000 sein. „Das diabetische Fußsyndrom ist eine der schwersten und in ihrer Gefährlichkeit unterschätzten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus“, so Katrin Krause. Hinzukomme, dass es keine Heilung gebe. Eine gute, rechtzeitige und dauerhafte Behandlung sei unabdingbar.

Nach einer Pause widmete sich der Diabetes-Fußchirurg Dr. Hartmut Pralow dem Thema „Der Fuß bleibt dran“. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion mit allen Referenten. Darüber hinaus präsentierte eine Diätköchin des Ameos-Klinikums diabetesgerechte Küche. Insgesamt zog Ulrike Grotjohann eine durchweg positive Bilanz. Nach ihrer Schätzung besuchten rund 200 bis 300 Menschen den Gesundheitstag. „Wir sind sehr zufrieden“, erklärte sie.