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Grenzgänger Von Entengrütze bis zu Tucholsky

Das Grenzgängerfestival zog als Generalprobe für die Einweihung der Wieglitzer Schifferkirche viele Gäste an.

Von Anett Roisch 08.09.2015, 01:01

Wieglitz l Die kleine Kirche in Wieglitz gehörte zum 12. Mal zu einem der Schauplätze des Festivals „Grenzgänger“. Dieses Kleinkunstfestival wird zum 19. Mal veranstaltet, um unter anderem Gotteshäuser mit der gebotenen Kultur mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. „Wir haben durch das Grenzgängerfestival die Möglichkeit, die Künstler – zu moderaten Preisen – nach Wieglitz zu holen. Es sind inzwischen Freundschaften zwischen den Künstlern und uns Wieglitzern entstanden“, erklärte Gemeindekirchenratsvorsitzende Angelika Huchel, die vor zwölf Jahren die Kontakte zum Verein „Grenzgänger“ für ihre Kirchgemeinde geknüpft hatte.

Meike Kreim baute mit Hilfe der Wieglitzer die Puppenbühne des Theaters Papperlapapp aus Leipzig für das Märchen „Hühnerei und Entengrütze“ auf. Im Garten grünte und blühte es. Auch ein Hühnchen und ein Entchen wuchsen heran. Freudig entdeckten sie die Welt, spielten und sangen jeden Tag miteinander - bis die Mütter das gemeinsame Spielen verboten, denn „Hühner und Enten sind zu verschieden. Da kann man nicht befreundet sein“. Meike Kreim nahm die jungen und junggebliebenen Zuschauer mit in den Garten. Die Kinder waren begeistert. Auch der kleine Oskar Frost schnatterte und gackerte aufgeregt mit. Die Puppenspielerin erzählte von einer Freundschaft, die so groß war, dass sie am Ende Grenzen überwand. Tosenden Beifall gab es für die Puppenspielerin, die sich in Wieglitz bereits heimisch fühlt. „Ich komme immer wieder gern in die kleine Kirche. Es ist eine Gemeinschaft, in der man sich aufgenommen fühlt“, beschrieb Meike Kreim, die zum neunten Mal ihre Puppen in der Kirche tanzen ließ.

Ein Engel landete am Abend zu einem „Heimspiel“ im Gotteshaus. Burkhard Engel vom Cantaton Theater Erbach trug Satiren, Lieder und Gedichte vor. Es war eine Mischung von weniger bekannten Autoren und den - wie Engel sagte - „üblichen Verdächtigen“, wie Heinrich Heine, Ephraim Kishon, Christian Morgenstern und Kurt Tucholsky. „Ich genieße es. Das Angenehme ist, dass es hier keine große Bühne und keine große Distanz gibt“, schilderte der singende und Gitarre spielende Engel.

„Wir danken dem Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt, der politischen Gemeinde und dem Dorferneuerungsverein für die finanzielle Unterstützung dieser Veranstaltungen und dem Grenzgängerverein für seine Hilfe“, sagte Angelika Huchel.

Der Tag war eine gelungene Generalprobe, denn der Einweihungsgottesdienst findet am Sonntag, 20. September, um 10 Uhr statt. Im Anschluss wird für das leibliche Wohl gesorgt.

„Auch Landesbischöfin Ilse Junkermann hat ihr Kommen zugesagt“, verrieten Angelika Huchel und ihre Stellvertreterin Astrid Leischwitz. Sie verteilten am Ausgang der Kirche Einladungen. „Wer sich mit uns freut, dass unsere Kirche nach der Innensanierung so schön geworden ist und wer sich mit uns verbunden fühlt, ist herzlich eingeladen“, betonten die engagierten Frauen.